Postkarten waren einmal ein probates Mittel, um Nachrichten zu versenden - dabei störte es in den damaligen Zeiten kaum jemand, dass wenigstens der Postbote den Inhalt dieses "Datenträgers" in Klarschrift mitlesen konnte. Was den Geheimhaltungsgrad angeht, so entsprechen die E-Mail-Nachrichten in der heutigen Zeit durchaus den früheren Postkarten. Hier kann jeder den Text einfach mitlesen, wenn er nur ein wenig Mühe und Sachverstand aufweist.
Was liegt also näher, als die Daten, die per E-Mail übertragen werden sollen, einfach zu verschlüsseln? Und wenn man gerade dabei ist, dann sollten doch bitte alle Daten auf der Festplatte und auf allen anderen Übertragungswegen ebenso wie bei Zugriffen über den Web-Browser, über eine VPN-Verbindung (Virtual Private Network) oder bei der Fernwartung nur noch verschlüsselt vorliegen.
Da die "universelle" Verschlüsselung, die mit einem Knopfdruck die gesamte IT sicher verschlüsselt, leider noch nicht existiert, haben wir in diesem Ratgeber einige beispielhafte Verschlüsselungsmethoden für die verschiedenen Einsatzzwecke und entsprechende Programme zusammengestellt.
Der Anfang: Verschlüsselung einzelner Dateien
Wer ein halbwegs aktuelles Windows-System besitzt, der besitzt auch direkten Zugriff auf eine Verschlüsselung für Dateien und Ordner: Seit Windows 2000 steht für Datenträger, die mit NTFS (New Technology Filesystem - das Standard-Dateisystem der modernen Windows-Systeme) formatiert wurden, auch eine Dateiverschlüsselung zur Verfügung. Dieses Feature wird von Microsoft als EFS (Encrypting File System) bezeichnet. Die Bezeichnung ist allerdings etwas irreführend, da es sich nicht um ein Dateisystem handelt, sondern um ein Betriebssystemfeature, das einzelne Dateien oder Ordner verschlüsseln kann.
- Die eingebaute Sicherheit
Seit Windows 200 ist es auf einem NTFS-Dateisystem möglich, mittels EFS (Encrypted File System) Dateien zu verschlüsseln, so dass ein anderer Anwender nicht mehr auf sie zugreifen kann. - Windows warnt den Anwender
Will er nur eine einzelne Datei mittels EFS absichern, so rät das Betriebssystem dazu, auch die darüber liegenden Ordner mit zu verschlüsseln. - Nur so ist die Wiederherstellung wieder möglich
Das Windows-System bietet bei der Verschlüsselung einer Datei mittels EFS an, Zertifikat und Schlüssel auf einem externen Speichermedium zu sichern. - Der Standard bei EFS
Eine Datei mit der Endung *.PFX dient dem sogenannten "privaten Informationsaustausch", ohne dass dabei eine Zertifizierungsstelle zum Einsatz kommen muss. - Das Zertifikat wurde erfolgreich erstellt
Mit seiner Hilfe kann dann eine verschlüsselte Datei auch ohne das Passwort wiederhergestellt werden. - Eigenschaften der Datei bringen es an den Tag
Diese Datei wurde mit dem verschlüsselten Dateisystem EFS gesichert. - Beim Dateizugriff bemerkt ein Anwender nicht, dass er auf eine verschlüsselte Datei zugreift
Hat er bei den Ordneroptionen die entsprechende Einstellung gewählt, so werden ihm diese Dateien aber in einer anderen Farbe angezeigt. - Vielfältige Möglichkeiten, aber nur bei bestimmten Windows-Versionen vorhanden
Die Verschlüsselungstechnik Bitlocker erlaubt es, ganze Partitionen mitsamt dem Betriebssystem zu verschlüsseln. - Der "Bitlocker To-Go"
Diese unter Windows 7 und Windows 8/8.1 zur Verfügung stehende Technik ermöglicht die Verschlüsselung von mobilen Laufwerken. Für den lesenden Zugriff auf diese Geräte kann eine entsprechende Software auch unter Windows XP zum Einsatz kommen. - Auch beim Bitlocker-Einsatz unbedingt wichtig
Der Wiederherstellungsschlüssel kann ausgedruckt oder auf einem externen Laufwerk gespeichert werden, so dass die Daten auch nach dem Verlust des Passwortes noch im Zugriff bleiben. - Mächtige freie Lösung
Eine Open-Source-Lösung, die ganze Partitionen und auch den Bereich des Betriebssystems komplett verschlüsseln kann: DiskCryptor. - VeraCrypt soll die Nachfolge von TrueCrypt antreten
Die Entwickler haben Teile des Source Codes von TrueCrypt übernommen, aber die Sicherheitslücken beseitigt. TrueCrypt-Container lassen sich auch mit diesem Programm öffnen. - Die Freeware Cryptainer LE
Sie ermöglicht es, Dateien, Verzeichnisse und E-Mail-Nachrichten einfach in Datei-Containern bis zu einer Größe von 100 MB abzulegen. - Die Protectorion Encryption Suite
Eine freie Lösung, die viele Funktionen in sich vereint, die Nutzer bereits von TrueCrypt her kennen. Sie steht auch in einer portablen Version bereit. - DirectAccess von Microsoft
Mit diesem Feature hat der Hersteller eine Zugriffstechnologie in das Betriebssystem integriert, die einen sicheren und verschlüsselten Zugriff auf das Unternehmensnetzwerk ohne zusätzliche Hardware und VPN-Software ermöglicht. - Scribbos von Stonebranch
Die Lösung erlaubt die verschlüsselte Kommunikation über das Internet in einer E-Mail-ähnlichen Form. Sie kann aber auch in Outlook integriert werden und bietet dem Anwender dort auch die entsprechende Verschlüsselung an (Quelle: Stonebranch).
Welche Vorteile bietet diese Verschlüsselungsmethode?
Sie ist einfach einzusetzen und direkt ins Betriebssystem integriert: Ein Rechtsklick auf eine Datei oder einen Ordner, dann die Eigenschaften auswählen und dort bei den Attributen auf "Erweitert" klicken. Nach anschließender Auswahl von "Inhalt verschlüsseln, um Datei zu schützen" ist die Datei gesichert. Sie befindet sich nun verschlüsselt auf der Festplatte, während der Vorgang für den Anwender völlig transparent bleibt.
Hat er bei den Ordneroptionen die entsprechende Einstellung gewählt, so wird er eine verschlüsselte Datei oder einen verschlüsselten Ordner nur an der anderen Farbe erkennen - beim Zugriff merkt er keinen Unterschied. Aber wovor schützt diese Verschlüsselung? Sie schützt vor dem Zugriff eines anderen Anwenders, der ebenfalls auf diesem Rechner arbeitet oder vielleicht über das Netz auf ein solches Verzeichnis zugreift. Auch ein Administrator hat keinen Zugriff auf diese Dateien.
Welche Nachteile hat der Einsatz dieses Windows-Features?
Die Dateien sind immer noch sichtbar, die Methode funktioniert ausschließlich auf einem NTFS-Dateisystem und ist damit nur schlecht auf USB-Sticks oder Windows-Systemen einzusetzen, auf denen zumeist ein FAT-Dateisystem zum Einsatz kommt. Zudem ist es mit ihrer Hilfe nicht möglich, ganze Partitionen zu verschlüsseln
Ganze Partitionen und Systeme verschlüsseln
Gerade was das Verschlüsseln von Partitionen angeht, hat Microsoft unter Windows Vista und noch einmal verbessert unter Windows 7 mit Bitlocker nun aber eine Möglichkeit eingebaut, auch ganze Partitionen einschließlich der Systempartition zu verschlüsseln. Mit der seit Windows 7 vorhandenen "Bitlocker To Go"-Verschlüsselung können sogar ganze USB-Sticks und mobile Festplatten auf diese Weise verschlüsselt werden.
Was können Anwender mit dieser Software verschlüsseln? Bitlocker verschlüsselt immer ganze Laufwerke beziehungsweise Festplattenpartitionen komplett. Auf diese Weise kann auch die Systempartition eines Windows-Systems vollständig verschlüsselt und damit gesichert werden. Ohne ein entsprechendes Passwort oder wahlweise eine Smartcard ist dann kein Zugriff auf dieses System mehr möglich. Ein besonderer Vorteil dieser Lösung: Auch sie arbeitet vollkommen transparent - hat der Anwender erst einmal sein Passwort eingegeben, so stellt sich ihm das System beziehungsweise die verschlüsselte Festplatte wie jedes andere Windows-System dar.
Welche Nachteile besitzt diese Technik?
Der größte Nachteile liegt wohl darin, dass Microsoft sie nur den "großen" Windows-Systemen spendiert hat: Nur die Vista- und Windows-7-Versionen Ultimate und Enterprise stellen standardmäßig dieses Feature zur Verfügung. Die anderen Windows-7-Systeme können entsprechend vorschlüsselte Medien aber lesen und auch für Windows XP stellt Microsoft eine entsprechende Anwendung für den lesenden Zugriff zur Verfügung.