Mobile Malware

Eine halbe Million neue Android-Schädlinge

Frank Ziemann war 20 Jahre lang selbstständiger IT-Sicherheitsberater und Übersetzer englischsprachiger Fachartikel. Er ist Gründer des Hoax-Info-Service (http://hoax-info.de) an der TU Berlin, den er seit 1997 betreibt.
Im ersten Halbjahr 2013 sind so viele neue Android-Schädlinge verbreitet worden wie nie zuvor. Nach Angaben des Antivirusherstellers G Data wurden in den ersten Monaten über 500.000 neue Schädlingsvarianten entdeckt worden.
Foto:

Für die Verbreitung mobiler Malware ist Googles Betriebssystem Android so attraktiv wie kein anderes System. Während Malware auf anderen Mobilplattformen eher ein Randphänomen bleibt, ist die Zahl der im ersten Halbjahr 2013 entdeckten neuen Android-Schädlinge mit knapp 520.000 etwa dreimal so hoch wie im zweiten Halbjahr 2012 (185.000). Die Zahl der Schädlingsfamilien hat sich auf 454 verdoppelt. Dies geht aus dem Halbjahresbericht des Bochumer Antivirusherstellers G Data hervor.

Dabei setzen die finanziell motivierten Schadcode-Verbreiter vorwiegend auf vielseitig einsetzbare Trojanische Pferde, deren Anteil an den in Familien klassifizierten Schädlingen 86 Prozent ausmacht. Der Trend bei der Entwicklung schädlicher Apps geht zu komplexer Code-Verschleierung und zu Baukasten-Systemen. Die Verschleierung soll die Analyse erschweren und schädlichen Funktionen verbergen. Baukasten-Systeme, wie sie bei Windows-Malware schon länger bekannt sind, ermöglichen es auch Einsteigern, Daten zu stehlen und schnelle Profite mit Premiumdiensten einzufahren.

2013 neu entdeckte Mobile Malware
2013 neu entdeckte Mobile Malware
Foto:

Ein besonders tückisches Exemplar ist Obad.A , das im Juni entdeckt wurde. Es nutzt mehrere Sicherheitslücken aus, verschafft sich Systemrechte und ist nach der Installation kaum noch zu entfernen. Es führt alle seine Aktivitäten im Hintergrund aus, ohne für den Benutzer sichtbar zu sein. AndroRAT (Android Remote Administration Tool) zeigt, dass eine legitime App zur Fernsteuerung auch für kriminelle Zwecke missbraucht werden kann.

Für das zweite Hälfte dieses Jahres prognostiziert G Data eine Verdreifachung der Anzahl schädlicher Apps. Der Trend zu Malware-Kits dürfte sich weiter verstärken, wodurch die Zahl der Schädlingsvarianten stark zunehmen wird. Auch das Verstecken schädlicher Funktionen in vermeintlich harmlosen Apps dürfte sich fortsetzen. Die Komplexität des Schädlings Obad.A erinnert an Windows-Malware und lässt erwarten, dass auch Mobile Malware an Komplexität zulegen wird. (bw)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der ChannelPartner-Schwesterpublikation PC Welt.

Zur Startseite