Bis vor kurzem war Cloud OS noch Microsofts Vision für die Zukunft der Unternehmens-IT. Nun ist Cloud OS das Leitbild und technische Grundlage für Microsoft-Infrastrukturen, deren Dienste die Kombination von Private und Public Clouds vereinfachen, und aus denen schließlich auch Hybride Clouds entstehen können.
Von Axel Oppermann (Experton Group)
Im Microsoft-Universum ist gegenwärtig allerhand los. Die TechEd Nordamerika, eine Microsoft-Hausmesse, war die Vorhut für eine Vielzahl umfassender Ankündigungen zu den neuen Server-Generationen und Services. Vor einigen Tagen gab es auf dem europäischen Pendant weitere, tiefer gehende Informationen zu Windows Server, Azure & Co. Auf der Entwicklerkonferenz Build in San Francisco wurde unter anderem die Preview von Windows 8.1 vorgestellt wurde.
Ferner gehen gegenwärtig viele Auguren davon aus, dass es zum Start des neuen Geschäftsjahrs (1. Juli) umfassende - wenn nicht sogar gewaltige - Umstrukturierungen in der Organisation des Konzerns angekündigt werden. Und die Partner treffen sich ab dem 7. Juli in Houston zu ihrem weltweiten Gedankenaustausch und Start in das neue Geschäftsjahr.
Doch werfen wir zunächst einen näheren Blick auf Microsofts Cloud OS.
Bis vor kurzem war Cloud OS noch Microsofts Vision für die Zukunft der Unternehmens-IT. Nun ist Cloud OS das Leitbild und technische Grundlage für Microsoft-Infrastrukturen, deren Dienste die Kombination von Private und Public Clouds vereinfachen, und aus denen schließlich auch Hybride Clouds entstehen können.
Technologische Grundlage des Cloud OS bilden Windows Azure und Windows Server, als Plattformen in und für die Cloud - komplettiert durch Lösungen wie die Verwaltungslösung System Center sowie der SQL Server. Erweitert wird das Ganze durch neue Dienste wie zum Beispiel die Windows Azure BizTalk Services. Mit diesen können Anwendungen über das Drag-and-Drop-Funktionsdesign und vorgefertigte Templates in andere Systemumgebungen integriert werden.
Eine solche Vision, respektive eine solche Ausrichtung des Portfolios, ist auch deshalb zukunftsweisend, da Entscheidungsträger der Unternehmens-IT in Bezug auf die heutigen Trendthemen Big Data, Cloud, Social, Mobility oder benutzerorientierter IT keine Technologie losgelöst von der anderen betrachten können. Für sie gilt es vielmehr, einen durchgängigen Lösungsansatz zu finden.
Microsoft geht hier mit der Strategie des Cloud OS einen relevanten Weg und bietet den Nutzern gleichzeitig mit den neuen Server- und Cloud-Technologien ein Produktportfolio, das ein nahtloses Zusammenspiel technologisch realisiert.
Auch wenn Microsoft gegenwärtig "erst" zwischen drei bis fünf Prozent des Umsatzes mit Cloud erzielt, zahlen die aktuellen Entwicklungen von Cloud OS umfänglich auf den "Cloud first"-Ansatz von Microsoft ein.
Technische Basis dieser Verbesserungen sind die kommenden Versionen von Windows Server 2012 R2, System Center 2012 R2, SQL Server 2014 sowie neue Windows Azure-Dienste. Insbesondere bei der Realisierung hybrider Cloud-Szenarien.
So ermöglicht es Windows Server 2012 R2 Workloads einfacher zwischen On-Premise-Hyper-V-Umgebungen und Windows Azure Virtual Machines zu portieren. Diese lassen sich durch das neue Windows Azure Management Pack für System Center durch On-Premise-Lösungen, Windows Azure Virtual Machines und Storage-Ressourcen einheitlich verwalten. Aufbauend auf der Hyper-V-Netzwerkvirtualisierung in Windows Server 2012 liefern die Weiterentwicklungen zudem Funktionen wie Site-to-Site-VPN-Gateway, mit denen sich physische und virtuelle Netzwerke nahtlos überbrücken lassen. Diese bringen Unternehmen den Vorteil, flexible und hybride Verbindungen zwischen der eigenen IT-Infrastruktur und Serviceprovidern aufzubauen.
Zurück zum Kern: Cloud OS
Kaum ein Thema wurde in den letzten Jahren in der IT-Industrie heißer diskutiert, als "die Cloud." Die Idee von Hosting-Diensten, Anwendungen, Datenbanken und Server auf breitbandigen und leistungsfähigen mit dem Internet verbunden Rechenzentren bietet für IT-Anbieter, die Weiterentwicklung klassischer Geschäftsmodelle.
Cloud Computing ist der Schritt von der IT-Manufaktur zur tatsächlichen Industrialisierung der Branche. Die Wertschöpfung am Markt verschiebt sich nachhaltig. Vorteile für Anwender gibt es zahlreiche: Der Zugang "von überall", Skalierbarkeit, Fehlertoleranz, und in vielen Fällen, zusätzliches Know-how für den Betrieb der physischen Rechenzentren der Titanen der Branche wie Microsoft, Amazon oder Google sind nur einige Beispiele.
Voraussetzung für ein erfolgreiches Cloud Computing Angebot ist neben der Kompetenz insbesondere eine klare Vision, und der Wille, diese umzusetzen. Auch, wenn es das eigene - klassische - Geschäftsmodell gefährdet und die eigene Organisation - die eigenen Mitarbeiter - teilweise über Gebühr belastet.
Für einen Anbieter wie Microsoft, der in den letzten 20 bis 25 Jahren nicht nur den Client, sondern auch in vielen Unternehmen das Rechenzentrum - wenn nicht beherrscht - dann, jedenfalls umfassend besetzt, ist ein solches Vorgehen ein besonders starker - und großer - Schritt. Der "große Schritt" erfolgt jedoch nicht in einem enormen Sprung, sondern vielmehr in vielen kleinen Tippelschritten. Bei einem solchen Vorgehen kann es sein, dass einen Dritte zwischenzeitlich mit Siebenmeilenstiefeln überholen, man dennoch am Ende als Gewinner durchs Ziel läuft. Microsoft schickt sich mit dem Cloud OS an, ein solcher Sieger zu werden.
Denn die ganzheitlich ausgelegte Plattform und Strategie, die nicht zwingend das Beste technische - bzw. innovativste - Angebot sein muss, überzeugt auch durch den pragmatischen Ansatz, der "klassische" Bereitstellungsmodelle mit zukunftsweisenden Betriebsansätzen verbindet. Die Einen würden es opportunistisch nennen, Andere Pragmatisch.
So oder so: Cloud OS
Cloud-OS ist also an sich kein neues Betriebssystem, sondern vielmehr eine Reihe von Features und Funktionalitäten, die die Schlüssel-Server von Microsoft kompatibler, agiler und "übertragbarer" mit der Cloud und Azure machen.
Dabei ist Windows Azure ein Service, der sowohl eine Plattform als Service (PaaS), als auch eine Infrastruktur als Service (IaaS) bietet. Die Attraktivität entsteht durch die breite Palette von Frameworks und Programmiersprachen, die unterstützt wird.
Die Plattform bietet Anwenderunternehmen einen integrierten Weg, um die Vorteile der vergleichbaren Cloud-Computing-Umgebung von Amazon oder Google mit weiteren, hochgradig aus das Microsoft Server ( RZ)-Portfolio ausgerichteten Angeboten zu verknüpfen. Dabei kann die Unternehmens-IT auf Basis einer technologischen Grundlage und einer in sich durchdachten Vision vom In-house Hosting bis hin zu umfassenden Cloud-Lösungen alles abrufen.
Das Cloud OS-Konzept ist auch - und insbesondere - für Unternehmen interessant, die nicht umfassend auf eine Public Cloud setzen - oder setzen wollen. So bietet Microsofts Cloud-Ansatz die Möglichkeit, nicht nur die Azure Public Cloud, sondern auch die gleiche Technologie für das eigene Unternehmen zu nutzen, um eine eigene Private Cloud zu betreiben. Auch die Mittel für hybride Szenarien sind vorhanden.
Was bleibt
Mit dem Cloud OS-Ansatz bietet Microsoft eine nahtlose Antwort, um IT-Systeme losgelöst von Ort, Raum und Zeit zu betreiben. Die Integration und die Melange von internen Rechenzentren mit der Public Cloud wird durch die neue Produktgeneration der weit verbreiteten Server-Produkte und der Azure-Services vorangetrieben. Die Verschmelzung der Produkte ist Cloud OS. (rb)