Tuszik betrachtet die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Channel als ein Ereignis, dass sich in drei Phasen vollzieht. Die erste Phase, in der wir uns derzeit befinden, ist von sehr starker Nachfrage nach Homeoffice-Equipment und Collaborations-Lösungen geprägt. Dies hat sich positiv auf Ciscos Geschäft im ersten Quartal 2020 ausgewirkt. Im Europa hat sich die in diesem Zeitraum die Zahl der Teilnehmer an Webex-Meetings, Ciscos Collaborations-Plattform, gleich vervierfacht.
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Doch Tuszik rechnet hier schon bald mit einem Sättigungseffekt, außerdem ist Ciscos klassisches Infrastrukturgeschäfte mit Netzwerk-Equipment fast zum Erliegen gekommen, denn Mitarbeiter der Partner dürfen oft die Gebäude der Kunden gar nicht mehr betreten und dort neues Netzwerk-Equipment installieren. In dieser zweiten Phase der Corona-Krise möchte der Channel-Chef das Geschäft seiner Partner stabilisieren. Hierbei hilft einerseits die Hausbank des Anbieters "Cisco Capital", die Partnern mit Krediten über eine Durststrecke hinweg helfen kann. Denn im gleichen Atemzug verkündet Tuszik die irgendwann einsetzende Aufschwungsphase. "Dann brauchen unsere Partner jede qualifizierte Fachkraft, denn dann geht der 'War for talents' wieder los." Deswegen empfiehlt der Channel-Chef seinen Partnern weltweit, Mitarbeiter nicht auf die Straße zu setzen sondern besser in Kurzarbeit oder in Urlaub zu schicken.
Und um Partner in der Corona-Krise nicht vor zusätzliche Herausforderungen zu stellen, verlängert ihnen Cisco die Laufzeit der Zertifizierungen um bis zu ein Jahr. Das heißt, die von Mitarbeitern der Cisco-Partner für bestimmte Technologiefelder erworbene technische und vertriebliche Zertifizierungen bleiben ein Jahr länger gültig. "Diese Regelung gilt vorerst bis Ende September 2020", sagte die auch am Gespräch mit ChannelPartner teilnehmende Cisco-Channel-Deutschland-Chefin Jutta Gräfensteiner.
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Sie erzählte auch von Partnern, die in der erste Phase der Corona-Krise ihr Geschäft hochfahren konnten, etwa die ethcon GmbH aus München, die übers Wochenende alle Lehrer eines Gymnasiums im niederbayerischen Straubing mit Webex-Lizenzen ausgestattet hat und sie im Crashkurs auch dafür ausgebildet hat. "Das hat sich gleich positiv für uns ausgewirkt, denn viele Eltern der via Webex kommunizierenden Schüler empfahlen unsere Collaborations-Plattform wiederum ihren Arbeitgebern", ergänzt Gräfensteiner.
Ein anderer großer Cisco-Partner, dessen Namen die Channel-Chefin aber nicht verraten wollte, hat im ersten Quartal 2020 gleich 250 Neukunden für Cisco gewonnen. Ein weiterer, sicherlich auch etwas größerer Cisco-Partner, hat 40 Ausbildungsbetriebe (Schulen, Universitäten u.ä.) mit Webex versorgt. Laut Gräfensteiner beläuft sich der dadurch realisierbarer Umsatz auf rund eine Million Euro. Einem anderen etwas kleineren Partner gelang es immerhin, zwölf neue Kunden für Webex zu begeistern. Nun geht es für all diese Partner nur noch darum, ihre neugewonnenen Kunden nach der dreimonatigen kostenlosen Teststellungsphase von Webex auch kostenpflichtig bei Cisco zu halten.
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Insgesamt konnte Cisco via Partner 2.400 neue Kunden für das 90tägige "Schnuppern" an Webex bewegen, darunter auch ein Technische Universität mit 35.000 Studenten - schwer vorstellbar, dass diese Hochschule so kurz vor Semesterbeginn nicht die nötigen Lizenzen erwirbt. Mit der öffentlichen Hand macht Cisco derzeit ohnehin gute Geschäfte. Erst Mitte März 2020 wurde bekannt, dass Bechtle die Landesregierung des Saarlandes innerhalb weniger Stunden mit einer auf Webex basierenden Collaborations-Lösung ausgestattet hatte (ChannelPartner berichtete).