Zentrale Datenbanklösung ersetzt dezentrale IT-Struktur

27.09.2001
Ein zentraler Datenbankserver ermöglicht der Zentrale der IG-Metall künftig, Mitgliederdaten über das Netzwerk an einem Ort zu verwalten. Während Oracle als Datenbank gesetzt war, erhielt serverseitig Compaq den Vorzug vor Sun.

Bisher betreiben alle 173 Verwaltungsstellen der Gewerkschaft je einen eigenen Datenbankserver vor Ort. Deren Daten werden jede Nacht mit der Zentrale in Frankfurt abgeglichen. Ab Ende September 2001 wendet sich die IT-Abteilung der IG Metall von der dezentralen Struktur ab und kehrt zu einer zentralen Datenbanklösung zurück. Der Datenbankserver, ein "Alpha GS 160" von Compaq, geht live, und alle Außenstellen können ihre Mitgliederdaten über das Netzwerk an ein-em Ort verwalten. "Ich muss dann nicht mehr 173 einzelne Datenbanken verwalten oder 173-mal Software ausliefern", freut sich Anton Kunz, Leiter Informationssysteme bei der Gewerkschaft.

Die Daten von rund 2,8 Millionen Mitgliedern mit 100 Millionen dahinterliegenden Buchungssätzen verwaltet die IT-Abteilung der Gewerkschaft IG-Metall. "Das ist die einzige geschäftskritische Anwendung der IG Metall", erklärt Kunz und fügt hinzu: "Das dafür eingesetzte IT-System muss hochverfügbar und einfach zu handhaben sein."

Die seit acht Jahren eingesetzte Lösung entspricht nicht mehr diesen Anforderungen. Die IG Metall hat deshalb gemeinsam mit dem Filderstädter IT-System- und Beratratungshaus Inteco ein neues System erarbeitet. Das Systemhaus betreut bereits bundesweit die WAN-Router der IG-Metall und hat die Arbeitnehmervereinigung bei der Umstellung auf Windows 2000 beraten.

Die optimale Leistung des Systems lässt auf einem Rechner leichter erreiechen als auf mehreren: Zwar sprechen die Datensicherheit und die Verfügbarkeit dafür, Anwendungen auf mehrere Rechner zu verteilen, andererseits sinken bei einer zentralen Struktur Kosten und Komplexität.

Bei der neuen Lösung wird die Last auf acht verschiedene Prozessoren verteilt. Und dies eben ohne die Komplexität eines Cluster-Systems und die Notwendigkeit, den Oracle-Parallel-Server (OPS) einzusetzen. "Der Weg zu einer ClusterLösung steht obendrein auch mit dem neuen System offen", berichtet Hans-Georg Kleemann, Projektverantwortlicher bei Inteco

Sun-Portierung auf Compaq erzeugte fehlerhafte Reports

Das Zusammenspiel zwischen der Compaq-Hardware und der Oracle-Datenbank funktionierte von Anfang an bis auf einen einzigen Punkt reibungslos. Schwierigkeiten machte das Zusammenspiel bei den Reports. Die webbasierende Lösung funktioniert dergestalt, dass Reports erzeugt und als PDF-Dateien auf dem Bildschirm angezeigt werden. Zwischen Tru64 und Solaris gibt es geringe Unterschiede bei der Nutzung der einzelnen Fonts. Reports, die in Sun erzeugt und dann auf die Compaq-Umgebung portiert wurden, produzierten zum Teil leere oder fehlerhafte Seiten. "Der Fehler lag klar bei Oracle. Das Problem wurde aber mit einem Patch des Datenbankherstellers gelöst", berichtet Kunz.

Laut Inteco konnte Compaq-Mitbewerber Sun kein Testsystem zu den gleichen Bedingungen anbieten. "Es sprach dennoch vieles dafür, auf Sun-Technologie zu setzen. Aber wir sind mit dem Zeitpunkt der Entscheidung in eine Umbruchphase bei Sun geraten", berichtet Kunz. Die Ultra-Sparc-IISysteme seien ausgereizt und die Ultra-Sparc-III-Systeme nicht verfügbar gewesen. Eine einzige Maschine der mittleren Produktpalette habe laut Kunz nicht ausgereicht, und die E 10.000 sei überdimensioniert.

"Der Compaq-Server erfüllt allein, also ohne Cluster, unsere Anforderungen und ist immer noch skalierbar", erklärt Kunz seine Entscheidung. Zudem habe Compaq im Lauf des vergangenen Jahres mit Tru64 immer mehr Boden gutgemacht. "Dieser Unix-Dialekt passt gut zu der 64-Bit-Alpha-Technologie, die bei uns seit Jahren im Einsatz ist", hebt Kunz hervor.

Weil die bisher verwendete Oracle-Datenbank auch unter Tru64 läuft, konnte Kleemann den Leiter Informationssysteme Kunz vom "Compaq Alpha Server GS160" überzeugen. "Der Investitionsschutz war also ein weiteres Argument für Compaq", erläutert Kunz.

Der IT-Leiter testete außerdem die Compaq-Lösung vor dem Kauf im eigenen Haus. Inteco hatte sich bei dem Computerhersteller dafür stark gemacht, das "Prove-IT"-Leihprogramm auch seinen Vertriebspartnern anzubieten. Der Computerhersteller hat daraufhin diese Möglichkeit nicht nur seinem Direktvertrieb, sondern auch seinen Partnern erschlossen. "Weil wir als einer der Ersten das Leihprogramm nutzten, gab es zuerst einige organisatorische Schwachstellen. Aber die Abwicklung lief dann zügig und reibungslos", bestätigt Kleemann. Den nach Kundenwunsch konfigurierten Server lieferte Compaq nach Frankfurt. Bei Nichtgefallen hätte die IG Metall die Plattform ohne weitere Kosten zurückgeben können. "Das Prove-IT-Angebot von Compaq kam uns sehr entgegen", berichtet Kunz. Der IT-Dienstleister konnte so den Rechner im eigenen Haus mit der Datenbank testen. "Parallel wollten wir die Tests auf einer Sun-Maschine fahren, aber Sun hat uns kein akzeptables Angebot für einen Test in unserem Haus gemacht", zeigt sich Kunz enttäuscht.

Die Kalifornier hätten die Testrechner nicht kostenlos zur Verfügung gestellt und laut IT-Leiter auch nicht länger als zwei Wochen, zu kurz für ausgiebige Tests. "Wir wussten ja, dass die Anwendung auf Sun laufen würde, da sie auf Sun entwickelt worden war. Wir wussten nur nicht, wie der Vergleich zu Compaq ausfallen wird", berichtet Kunz und fügt hinzu: "Uns hätte nur die Performance interessiert. Der finanzielle Aufwand war uns dafür aber zu hoch."

Die erste Woche des Echtbetriebes war schwierig, weil das bundesweite Netz gestört war. Dies lag nicht an der Anwendung, sondern am Netzprovider. In der zweiten Woche machte Kunz sehr positive Erfahrungen.

Für die nächsten Jahre rechnet Kunz mit 30 bis 50 Prozent mehr Anfragen an das System. "Mit der neuen Lösung kann ich gut darauf reagieren." Langfristig werden nicht nur die Verwaltungsstellen auf die Datenbank zugreifen. Auch die zirka 30.000 ehrenamtlichen Mitarbeiter der IG Metall sollen bestimmte Informationen nutzen können. "Die Datenbank hilft ihnen, viel gezielter zu beraten."

Ein direkter finanzieller Vorteil entsteht zunächst nicht für die Gewerkschaft, aber langfristig würden laut Kunz die Total Cost of Ownership (TCO) sinken, und seine Abteilung könne das System leichter verwalten. Die Mitarbeiter profitieren außerdem von der einheitlichen Oberfläche des Systems. Bisher arbeiten die 1.300 Beschäftigten mit vier verschiedenen Darstellungen.

ComputerPartner-Meinung:

Bei der Entscheidung für eine dezentrale oder zentrale IT-Struk-tur sprechen Datensicherheit und Verfügbarkeit für die erste Möglichkeit und die Kriterien reduzierte Komplexität und Kosten für die zweite Möglichkeit. Eine Patentlösung, welche von beiden die bessere ist, gibt es nicht. Die Projektverantwortlichen beim Systemhaus und beim Kunden müssen im Einzelfall analysieren, welche Strategie die unternehmenskritische Geschäftsprozesse am besten unterstützt. (hei)

Solution Snapshot

Kunde: Industriegewerkschaft Metall

Lyoner Str. 32

60528 Frankfurt

Ansprechpartner: Anton Kunz, Leiter Informationssysteme

Problemstellung: Alle Mitgliederdaten der IG Metall sollen auf einem System zentral erfasst und verarbeitet werden. Das System muss zuverlässig, einfach zu bedienen und erweiterbar sein. Es soll möglich sein, dass alle bundesweiten Verwaltungsstellen via Web auf den zentralen Server Zugriff haben und die Daten bearbeiten können.

Systemhaus: Inteco Gesellschaft für Telekommunikation-Informatik-Systeme mbH

Raiffeisenstr. 36

70794 Filderstadt

Ansprechpartner: Hans-Georg Kleemann, Vertriebsbeauftragter

Kontaktaufnahme: langjähriges Kundenverhältnis

Verhandlungsdauer: mehrere Monate

größte Herausfoderung: gute Einbindung in die bestehende Infrastruktur

reibungloser Übergang von dem alten zum neuen System

länger in Anspruch genommen als vorausgesehen hat: Testphase

Implementierungsdauer: drei bis vier Monate

aufgewendete Mannstunden beim Systemhaus: zirka 500

Kostenumfang des Projekts: zirka zwei Millionen Mark mit Wartungvertrag

Service- und Wartungsverträge: Es wurde ein Wartungsvertrag für 3 Jahre abgeschlossen, den Compaq erfüllt

Schulung: nein

Benefit für Kunden: Der Kunde hat nun eine zentrale Lösung zur Verfügung. Auf einem einzigen System können auf einer einheitlicher Benutzeroberfläche alle Mitgliederdaten verwaltet werden. Der Aufwand für die Hardware und der Support sind geringer als bei der bisherigen Lösung. Die Skalierbarkeit des Systems ermöglicht, mit den wachsenden Anforderungen Schritt zu halten und bietet Investitionsschutz. Außerdem sinken langfrisitig die Total-Cost-of-Ownership.

Benefit für VAR: Inteco erwarb neues Know-how bei der Planung eines Systems in dieser Größenordnung Mit der IG Metall gewann Inteco einen wichtigen Referenzkunden. Aufgrund dieses Projekts und der bestehenden langjährigen Kundenbeziehung mit der IG Metall werden neue Geschäfte zustande kommen.

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