FRANKFURT (Dow Jones)--Der deutsche Aktienmarkt hat den Vorstoß der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) souverän ausgekontert. Nach leichten Verlusten zu Handelsbeginn hat der DAX am Montag um 1,3 Prozent oder 77 auf 6.220 Punkte zugelegt. Ganz so schlimm wie zunächst befürchtet war die Abstufung zahlreicher Euro-Länder durch die Kreditanalysten ohnehin nicht. "Frankreichs Kreditwürdigkeit wurde anders als befürchtet lediglich um eine Stufe verringert, Deutschland hat sein 'AAA' behalten und das Damoklesschwert der Abstufung schwebt jetzt nicht mehr über den Köpfen", begründete ein Händler die Gewinne. Außerdem hatte S&P bereits im Dezember mit Abstufungen gedroht, so dass sich die Überraschung in Grenzen hielt.
Eine Auktion französischer Anleihen am Nachmittag gelang denn auch recht gut. Die Renditen sanken gegenüber der Vorwoche und das Platzierungsvolumen rangierte mit 8,59 Milliarden Euro am oberen Ende der zuvor genannten Spanne von 7,4 bis 8,7 Milliarden Euro. Zudem äußerte der EU-Wettbwerbskommissar Joaquin Almunia die Hoffnung, dass die Mittel des Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM erhöht werden könnten.
Die Nachhaltigkeit der Gewinne bleibt aber abzuwarten. Da die US-Börsen wegen des Gedenkens an Martin Luther King geschlossen blieben, waren die Umsätze dünn. Umgesetzt wurden an DAX-Titeln auf Xetra nur rund 108,1 (Freitag: 213,9) Millionen Aktien im Wert von rund 2,27 (Freitag: 3,32) Milliarden Euro.
Zudem bleibt die Lage Griechenlands brisant. Die Gespräche zwischen dem hoch verschuldeten Land und seinen Gläubigern über einen Teilschuldenerlass auf freiwilliger Basis waren am Freitag auf Eis gelegt worden und sollen am Mittwoch wieder aufgenommen werden. Sollten sie scheitern, droht eine Insolvenz im März. Dann müssen Anleihen im Volumen von 14,5 Mrd EUR zurückgezahlt werden. Die Troika von EU, EZB und IWF hat einen freiwilligen Schuldenschnitt zur Vorbedingung für weitere Hilfen gemacht. Der griechische Premierminister Papademos hat zwar erklärt, eine Einigung über einen Schuldenerlass stehe kurz bevor. Allerdings hatte sich die griechische Regierung auch vor den abgebrochenen Gesprächen zuversichtlich geäußert.
Gefragt waren die Automobilwerte. So verteuerten sich BMW um 2,6 Prozent auf 59,96 Euro und Daimler um 3,6 Prozent auf 39,35 Euro. Goldman Sachs hatte die Aktien auf die Empfehlungsliste gesetzt. Die Versicherungsaktien schwächelten dagegen etwas. Hier belastete das Kentern des Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia. "Solange keine verlässliche Schätzung für die Belastung vorliegt, bleiben Anleger vorsichtig", meinte ein Marktteilnehmer. Hannover Rück gewannen nur 0,2% auf 38,72 Euro, da Rückversicherungsgesellschaften von derartigen Unglücken naturgemäß stark belastet werden.
Größter Verlierer im DAX waren HeidelbergCement mit einem Abschlag von 3,4 Prozent auf 33,96 Euro. Der schweizerische Baustoffhersteller Holcim hatte am Morgen Wertberichtigungen in Höhe von 775 Millionen Franken für Aktivitäten in Südafrika, Spanien, Mittelosteuropa und den USA bekannt gegeben.
Rational verhielten sich die Anleger angesichts der enttäuschenden Geschäftszahlen des gleichnamigen Unternehmens. Es war nämlich die Markteinführung des neuen SelfCookingCenters, die nach dem dritten auch das vierte Quartal belastete. Die Analysten des Bankhauses Lampe gehen aber davon aus, dass das SelfCookingCenter dem Unternehmen in diesem Jahr einen Umsatzschub verschaffen wird. Die Aktie stieg um 2,5 Prozent auf 174,90 Euro.
Heidelberger Druck büßten dagegen 3,3 Prozent auf 1,67 Euro ein. Beim insolventen Druckmaschinenhersteller manroland muss wohl doch kein Werk zugesperrt werden. Das vermeldete Insolvenzverwalter Werner Schneider am Montag "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit". Für den Fall einer Schließung des Bogendruckwerkes in Offenbach gilt HeidelbergerDruck als größter Profiteuer.
Kontron waren indes gefragt. Der Hersteller eingebetteter Rechnertechnologie hat im vergangenen Jahr mehr umgesetzt als erwartet. "Ein guter Start in 2012", lobte Sylvia-Quandt-Analyst Eerik Budarz. Die Aktie zog um 7,4 Prozent auf 5,72 Euro an.
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