channelpartner.de: Am 1. Februar 2024 habt Euer 40-jähriges Bestehen gefeiert. Wie fiel die Geburtstagsparty aus?
Lutz Hohmann, Vorstand der Profi AG: Ganz Profi-typisch: sehr familiär und bei bester Stimmung! An besagtem Jahrestag haben wir in unserer Zentrale in Darmstadt mit unserem Gründer Dr. Udo Hamm, dem Aufsichtsrat, der Geschäftsleitung und dem lokalen Profi-Team gemeinsam auf die erfolgreichen 40 Jahre angestoßen und alle unsere Mitarbeitende auf den Standorten live dazu geschalten, um Remote mit uns zu feiern! Die große Party mit unseren Partnern, Herstellern und allen Profis gab es dann auf unserem jährlichen Kickoff im Mai 2024, im sehr schönen Kameha Grand Hotel in Bonn - ein rauschendes Fest.
channelpartner.de: Wo seht Ihr die Profi Engineering Systems AG in zehn Jahren, als dann ein 50 Jahre altes Systemhaus?
Lutz Hohmann, Profi AG: Zunächst werden wir genauso innovativ, leidenschaftlich und erfolgreich unsere Kunden bedienen wie in den letzten 40 Jahren! Der IT-Markt hat sich schon immer sehr rasant entwickelt und transformiert, das gilt natürlich auch für unser Unternehmen. Als zukunftsorientierter IT-Dienstleister werden wir den technologischen Wandel auch weiterhin konsequent vorantreiben, und sicher werden Cloud-Plattformen und KI eine sehr zentrale Rolle dabei spielen.
Wir werden als vertrauensvoller Partner an der Seite unserer Kunden dafür sorgen, dass sie neue Technologien optimal für ihre Unternehmenszwecke einsetzen können, um sich erfolgreich am Markt zu behaupten. KI, Cloud oder digitale Transformation sind kein Selbstzweck, entscheidend sind der Nutzen und die Wertschöpfung, die bei unseren Kunden dadurch erzielt werden - daran messen wir unseren Erfolg.
channelpartner.de: Ihr seid einer der noch wenigen verbliebenen Broadcom/VMware-Partner in Deutschland. Wie gestaltet sich Eure Zusammenarbeit mit diesem Hersteller?
Piotr Staczek, Vorstand der Profi AG: Unsere Partnerschaft mit Broadcom/VMware ist nach wie vor sehr stark, wir bauen auf unsere langjährige Expertise und Erfahrung. Die massiven Anpassungen der Produkt- und Preispolitik nach der Broadcom Übernahme haben bei unseren Kunden natürlich ihre Spuren hinterlassen. Auch die Änderungen im Partnerprogramm und den T&Cs (Terms & Conditions, Vertragsbestandteile, Anm. d. Red.) haben uns selbst stark beschäftigt - dazu kam noch eine wenig zufriedenstellende Kommunikationspolitik.
Unterm Strich glätten sich langsam die Wogen und wir sehen optimistisch in die Zukunft. Wir schätzen den konstruktiven Austausch und unsere gemeinsamen Projekte. Das Potential am Markt ist nach wie vor sehr attraktiv.
channelpartner.de: Die Profi Engineering Systems AG war einer der ersten IBM-Partner in Deutschland, und Ihr seid es immer noch. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit diesem Hersteller?
Piotr Staczek, Profi AG: Tatsächlich blicken wir auf eine sehr lange Partnerschaft mit IBM zurück, die fast so lange besteht wie unser Unternehmen. Dementsprechend eng und vertrauensvoll gestaltet sich die Zusammenarbeit, und wir bedienen ja auch ein sehr breites IBM Portfolio, das von der gesamten Server- und Storage Infrastruktur über die Software und TLS bis hin zu Cloudlösungen reicht.
Die strategische Ausrichtung der IBM bezüglich KI, Automatisierung und hybriden Cloudlösungen spiegelt unsere Schwerpunkte in idealer Weise. Mit unserer langjährigen Expertise in Breite und Tiefe können wir unsere Kunden sowohl in der Beratung, als auch in der Umsetzung und im Betrieb von IBM Lösungen optimal unterstützen.
channelpartner.de: Zu welchen anderen Herstellern habt Ihr Eure Geschäftsbeziehungen in den vergangenen zwölf Monaten verstärkt?
Piotr Staczek: Wir beobachten kontinuierlich den Markt und ergänzen unser Portfolio dementsprechend. Insbesondere haben wir unser Ökosystem an Partnerschaften rund um KI, öffentliche Dienstleistungen, Open Source und Cloud Lösungen erweitert. Eine Intensivierung der Zusammenarbeit haben wir unter anderem bei Herstellern wie Redhat (IBM-Tochter, Anm. d. Red.) oder auch Huawei vorgenommen, und natürlich steht der weitere Ausbau unseres Geschäftes mit den Hyperscalern (AWS, Azure und Google Cloud, Anm. d. Red.) auf der Agenda.
channelpartner.de: Seit kurzem setzt Ihr verstärkt auf Open-Source-Lösungen beziehungsweise auf digital-souveräne IT-Infrastruktur. Könnt Ihr dazu schon etwas Konkretes berichten?
Staczek: Digitale Souveränität und Open Source Lösungen ergänzen sich in idealer Weise. Auch in hybriden und Multi-Cloud Szenarien muss, besonders in kritischen Umgebungen, die volle Kontrolle über die Daten und den Betrieb der Anwendungen gewährleistet sein.
Und das nicht nur wegen Compliance, Datenschutz oder IT-Sicherheit, sondern auch um technologisch und wirtschaftlich flexibel zu bleiben. Open-Source Lösungen können dazu einen wesentlichen Beitrag leisten, da sie mit offenen Schnittstellen agieren, sehr flexibel und anpassungsfähig sind, und durch die große Community ständig verbessert und innovativ weiterentwickelt werden.
channelpartner.de: Ihr seid mittlerweile mit über 300 Mitarbeitern an zwölf Niederlassungen in Deutschland vertreten. Wie viele Niederlassungen und Mitarbeiter werdet Ihr voraussichtlich Ende 2025 haben?
Hohmann: Mit unserer aktuellen Präsenz sind wir bestens aufgestellt, erst im März dieses Jahres haben wir einen neuen Standort in Dresden eröffnet. Natürlich freuen wir uns über den Zuwachs an neuen Mitarbeitern, und sollte sich daraus ein Bedarf an neuen Örtlichkeiten ergeben, dann prüfen wir das - wir sind da sehr flexibel.
channelpartner.de: Welchen Stellenwert nimmt die KI ("Künstliche Intelligenz") in Eurer Strategie ein?
Staczek: Wie bereits gesagt, KI wird sicherlich einer der wesentlichen Wachstumstreiber im Markt in den kommenden Jahren sein. Dementsprechend richten wir uns strategisch darauf aus. Wir betrachten KI ganzheitlich - von der konzeptionellen Beratung über den Einsatz von KI-Technologien im Rechenzentrum im Zuge von IT-Automatisierung und dem Betrieb bis hin zur Entwicklung individueller Use Cases in den Fachbereichen und der dazu erforderlichen Infrastruktur, ob on-premise oder in der Cloud.
Mit unserer Predictive-Maintenance Lösung "Proinfra" haben wir bereits eine eigene KI-Plattform entwickelt und die ist bereits im Einsatz.
channelpartner.de: Heute wollen Kunden, dass die IT ihnen hilft Kosten einzusparen, etwa durch die vollständige Digitalisierung von Geschäftsprozessen. Inwieweit seid Ihr auf diese Kundenwünsche vorbereitet?
Staczek: Seit vielen Jahren begleiten wir unsere Kunden in ihrer digitalen Transformation - und in vielen Fällen steht der Kostenaspekt dabei im Vordergrund. Standardisierung und ein hoher Automatisierungsgrad sind dabei sehr wichtige Faktoren, um Geschäftsprozesse möglichst effizient und effektiv zu digitalisieren.
Grundsätzlich gibt es immer einen belastbaren Business Cases bei der Umsetzung solcher Projekte, und wir achten beim Solution Design sehr genau darauf, die individuellen Anforderungen und Zielsetzungen unserer Kunden zu berücksichtigen. Sehr häufig spielen neben den Kostenaspekten aber auch Kriterien wie Flexibilität, Skalierbarkeit und Sicherheitsaspekte eine wichtige Rolle.
channelpartner.de: Managed Services anzubieten ist heute nichts Besonderes mehr. Wie könnt Ihr Euch aktuell beim Betrieb der IT bei Euren Kunden von Euren Wettbewerbern abheben?
Staczek: Durch die Breite unseres Portfolios und unsere langjährige Erfahrung können wir unseren Kunden einen ganzheitlichen Ansatz bieten, der von der Beratung über die Implementierung bis zum Betrieb reicht, und dies auch in heterogenen und komplexen Umgebungen. Und neben klar definierten SLAs sind Faktoren wie Zuverlässigkeit, Vertrauen und langfristige Partnerschaften beim Managed Services essentiell wichtig, um Kunden zu überzeugen und langfristig zu binden, genau hier liegen auch unsere Stärken.
channelpartner.de: Für 2025 peilt Ihr einen Jahresumsatz von 200 Millionen Euro an. Wie realistisch ist dieses Ziel angesichts des derzeit schwächelnden Marktes für IT-Dienstleistungen?
Lutz Hohmann: Wir bleiben bei unserer Zielsetzung im nächsten Jahr einen Umsatz von 200 Millionen Euro anzustreben, auch wenn die aktuelle wirtschaftliche Situation natürlich sehr unsicher ist.
Allerdings hat sich der IT-Markt in der Vergangenheit auch in schwierigen konjunkturellen Phasen als belastbar und stabil erwiesen. Alle Unternehmen müssen in neue Technologien investieren und weiter die digitale Transformation voranbringen, um wettbewerbsfähig zu bleiben oder auch Kosten zu senken. KI wird dabei sicher einer der wesentlichen Wachstumstreiber sein.
Diese Investitionen sind alternativlos, und zwar branchenübergreifend. Gleiches gilt für den Einsatz externer Dienstleister und die Nachfrage nach Managed Services, um dem Fachkräftemangel und dem steigenden Bedarf an Skills und IT-Kapazitäten zu begegnen. Im Zuge dessen werden auch die Anforderungen und der Konsum von Cloud-Diensten weiter steigen.
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