channelpartner.de: Herr Haines, Sie haben den Systemhausmarkt in den vergangenen Jahren durch ihre strategischen Führungspositionen unter anderem bei Logicalis, DextraData, Fritz & Macziol, mitgeprägt. Vor wenigen Wochen sind Sie als Chief Revenue Officer (CRO) Sales und Marketing bei Sysback eingestiegen. Was reizt Sie an diesem Unternehmen?
Frank Haines: Mir war es schon immer wichtig, ein Unternehmen mitgestalten und mitentwickeln zu können. Das macht mir viel Spaß. Allerdings gibt es deshalb immer einen Punkt, an dem ich sagen muss: Jetzt hast Du erreicht, was Du Dir mit diesem Unternehmen vorgenommen hast. Danach geht es eher darum, das Unternehmen weiter zu "verwalten" - und das ist für mich dann nicht mehr so spannend.
Meine Verbindung zu Alexander Hartmann reicht schon sehr viele Jahre zurück, wir kennen uns noch aus IBM-Zeiten. Als sich Sysback für die Expansionsstrategie entschieden hat, um mit anderen Systemhäusern mittelständische Kunden in der Größenordnung von 150 bis 1.500 Mitarbeitern ganzheitlich zu bedienen, war das der Moment, in dem es für mich interessant wurde.
Welche Vorreiterrolle Sysback in diesem Markt innehat, spiegelt sich auch im Feedback der Hersteller und in der Aufmerksamkeit wider, die wir seitens der Distribution erhalten. Denn es ist klar geworden, dass sich hier etwas Neues formiert. Wir wollen die Gipfelstürmer des Mittelstands in Deutschland werden - die Nummer Eins in der Fläche.
channelpartner.de: Welche konkrete Rolle spielt Fulcrum in dieser Strategie?
Frank Haines: In der Größe, in der wir uns aktuell befinden, ist es sehr gut einen Investor wie Fulcrum an der Seite zu haben, denn dieser Partner fordert uns nicht nur finanzseitig, sondern vor allem inhaltlich-strategisch. Bei Sysback gibt es sehr viele schlaue Köpfe, die spürbar richtig Lust darauf haben, diese Strategie erfolgreich umzusetzen. Das alles hat mich gereizt!
Alexander Hartmann: Uns gibt es zwar schon seit 19 Jahren, aber wir haben uns trotzdem eine Startup-Mentalität bewahrt, es ist sehr viel in Bewegung. Es gab auch mal Zeiten, in der wir sehr situiert waren. Jetzt herrscht wieder richtige Aufbruchstimmung.
channelpartner.de: Nicht nur Sysback verfolgt eine akquisitionsorientierte Expansionsstrategie mit einem Investor im Rücken. Allein in den vergangenen zwei Jahren haben sich unter dem Dach unterschiedlichster Investoren - Waterland, OneEquity, Fernao, teccle, etc. - rund ein Dutzend IT-Dienstleistungs-Konglomerate durch Fusionen und Übernahmen gebildet. Hinzu kommen Unternehmen, die wie MedialineEurotrade diesen Weg selbstständig vorantreiben…
Alexander Hartmann: Es gibt viele Finanzinvestoren, die hier unterwegs sind. Viele haben auch bei uns angeklopft und viele von ihnen managen ihre Unternehmen mit Blick auf den Ertrag bis auf die zweite Kommastelle. Im Unterschied dazu agiert die Fulcrum-Führung nicht wie klassische Finanzinvestoren, sondern als Unternehmer! Das ist ein großer Unterschied: Ich habe mein Unternehmen nicht verkauft, sondern nur meine Anteile.
Frank Haines: Das ist auch einer der Hauptgründe, weshalb ich Sysback und Fulcrum gefolgt bin: Fulcrum agiert operational! CEO Shane Maine spricht mit uns auf Augenhöhe, ihn interessieren die Menschen, das operative Geschäft und die Inhalte, nicht nur die Zahlen.
Strategie ist es, nur IT-Dienstleister zuzukaufen, die idealerweise auch ein eigenes, selbst entwickeltes Kernprodukt im Portfolio haben, den Mittelstand in ihren jeweiligen Ländern adressieren und deren Kernprodukt die Produkte der anderen Dienstleister in der Firmengruppe ergänzen.
channelpartner.de: Um im Mittelstand zur Nummer Eins in der Fläche zu werden, müssen Sie allerdings noch einige Branchengrößen überholen - Bechtle beispielsweise. Was macht Sie so zuversichtlich, an all diesen Wettbewerbern vorbeiziehen zu können?
Alexander Hartmann: Bechtle ist sicherlich der Platzhirsch, und Größe ist aus Sicht der Kunden nicht alles. Wir wollen unseren Kunden einen exzellenten Service bieten. Wenn man sich den Trend anschaut, dann werden oftmals nicht die größten Unternehmen am besten bewertet.
Frank Haines: Neben Umsatz und Marge spielen vermehrt wiederkehrenden Einnahmen eine Rolle, denn die sind Ausdruck finanzieller Stabilität. Da wollen wir vorne mitspielen.
channelpartner.de: Die erste europäische Akquisition von Fulcrum erfolgte kürzlich durch die Übernahme des britischen IT-Service- und Solutions Providers pure technology group, PTG, mit allen 140 Mitarbeitern inklusive des Management-Teams. Spezialisiert auf Cloud, Edge und Services, ist das Ziel das Geschäft rund um sichere Remote-Arbeit und Enterprise Service Management auszubauen. Weiteres zentrales Ziel ist außerdem auch hier, die die von Sysback entwickelte Service-Management-Plattform "Smaworx" europaweit zu vermarkten. Wie wirkt sich das für Sysback konkret aus?
Alexander Hartmann: Wir sind auf Wachstumskurs. Die Pandemie hat die Akquisitionsstrategie kaum verlangsamt, denn wir analysieren genau, mit wem wir zusammengehen wollen. Mit PTG konnten wir nun in im Vereinigten Königreich eine erste Firma übernehmen. PTG ist ein starker Dell-, Acer-, Microsoft-Cloud- und Managed-Service Partner und generiert sehr erfolgreich wiederkehrende Umsätze.
Covid hat außerdem der Digitalisierung von Unternehmen einen enormen Schub verliehen. Und mit Smaworx verfügen wir über eine Lösung, um Prozesse bei Unternehmen komplett zu digitalisieren und zu automatisieren. Auf diese Weise sind wir in den Geschäftsprozessen - und damit im Kern der Wertschöpfung unserer Kunden angekommen.
Technologisch sind wir mit Smaworx sehr gut aufgestellt, denn der Kern dieser SaaS-Service-Management- und Orchestrierungs-Plattform-Lösung ist SMAX inklusive Automation und Hybrid-Coudmanagement. Technologisch wird Microfocus - und damit unser Smaworx - mittlerweile von Reasearch in Action als weltweit führend eingestuft.
Frank Haines: Mit Smaworx können wir den Mittelstand in Deutschland automatisieren. Wer bislang den Einsatz von ServiceNow aus finanziellen Gründen oder aufgrund der Komplexität der Einführung gescheut hat, der kann sich mit Smaworx an den Einsatz einer Enterprise-Service-Management- und Automationslösung wagen.
Sysback gewährleistet dazu einen mittelstandsgerechten Support und Service. Wir wollen den Digitalisierungsschub auch in kleineren Unternehmen unterstützen und fördern. Und hier geht es nicht nur darum, die IT-Prozesse-, sondern vor allem Themen rund um die Customer Experience zu verbessern und die Mitarbeiter auf dieser Reise mitzunehmen. Das gelingt mit Smaworx sehr gut.
Firmen, wie PTG, die zu unserem Firmenverbund hinzustoßen, können mit Smaworx ihren Mittelstandskunden eine Lösung inklusive Support Services anbieten, die sie aus eigener Kraft nicht anbieten könnten.
channelpartner.de: Smaworx wird seit 2019 über die Open Telecom Cloud vermarktet. Seit zwei Monaten ist Sysback auch OVHcloud Advanced Partner. Planen Sie also künftig auch die Vermarktung über die OVHcloud?
Alexander Hartmann: Für uns ist die Open Telekom Cloud der strategische Partner für smaworx. Die Lösung ist dort gehostet als SaaS. Hinzu kommt, dass wir im Januar dieses Jahres die Sysback Managed Security GmbH gegründet haben, die ein in Jena entwickeltes Cyber Security Produkt vertreibt.
Gerade mittelständische Unternehmen schaffen es mangels Skills und Personal kaum mehr, selbstständig alle Security-Aspekte abzusichern.
Unser CSS-Lösung ist skalierbar von ganz kleinen bis zu Enterprise-Unternehmen, aufgrund des Endgeräte-basierten Lizenz-Modells. Der Preis pro Client und Monat inklusive der kompletten Managed Services ist sehr attraktiv und mittelstandsgerecht. Auch dieses Produkt, das gerade mit Smaworx verbunden wird, hosten wir in der Open Telekom Cloud.
In der Kombination aus Open Telekom Cloud, Smaworx und CSS können wir damit eine komplette, den deutschen DSGVO-Richtlinien konforme Lösung, "Sysback Complete 4.2" offerieren
channelpartner.de: Welche Schwerpunkte setzen Sie in der Zusammenarbeit mit OVH?
Alexander Hartmann: Wir freuen uns auf die Partnerschaft mit OVHcloud, denn damit können wir unseren Kunden eine weitere europäische Cloud anbieten. Datensicherheit "Made in Europe" gewinnt immer mehr Relevanz im Cloud-Sektor. Deshalb stellt OVHcloud ein starker Partner für unsere Managed Service Dienstleistungen dar. Zumal OVHcloud gerade für mittelständische Kunden eine im Vergleich zu Azure oder AWS sehr preisgünstige Alternative sein kann.Auf der anderen Seite erhalten Kunden von OVHcloud mit Sysback und seinen Units Smaworx und Sysback Managed Security den Zugang zu hochspezialisierten Experten und Lösungen im Bereich Managed Services, ITSM und IT-Security. Denn Smaworx umfasst auch ein hybrides Cloud-Management. Darüber lassen sich multiple Clouds zentral managen - also beispielsweise Ressourcen zubuchen oder zurücknehmen und verwalten.
channelpartner.de: T-Systems, die die Open Telekom Cloud betreibt, hat sich im Zuge ihrer europäischen Expansion Richtung OVH bewegt. Gesetzt den Fall, dass auch die Telekom gemeinsam mit OVH ihre Europastrategie ausweitet - könnte es dann für Sysback bzw. smaworx interessant werden?
Alexander Hartmann: Dann könnte es möglicherweise eine Überlegung sein. Aber das ist alles Mutmaßung.
channelpartner.de: Wie sehen Ihre weiteren Expansionsschritte aus?
Frank Haines: Wir werden weiter Unternehmen akquirieren, die ähnlich wie Sysback mittelständische Kunden bedienen, eine lokal starke Marktposition haben, auf Managed Services ausgerichtet sind und deren Portfolio sich mit Smaworx abrunden lässt. Damit erhalten die Kunden der jeweiligen Regionen erweiterte Dienstleistungen, aber ihre IT-Dienstleister verändern sich nicht, sie behalten ihre bisherige Beziehung.
Alexander Hartmann: Wir werden planmäßig in kurzer Zeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz weitere Unternehmen übernehmen und weiter expandieren.