Collaboration mit Cisco

Wie Webex Teams und Zoom ausstechen soll

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Cisco hat seine Videokonferenzlösung Webex einem gründlichen Refit unterzogen, um Microsoft Teams und Zoom ein Schnippchen zu schlagen. Ehrgeiziges Ziel: Die virtuelle Zusammenarbeit soll besser funktionieren als die reale.
Cisco hat seine Videoconferencing-Software Webex einem gründlichen Refit unterzogen.
Cisco hat seine Videoconferencing-Software Webex einem gründlichen Refit unterzogen.
Foto: Cisco

Arbeiten vom Küchentisch? Für viele Beschäftigte dürfte dies auch 2021 noch lange Zeit zum Arbeitsalltag gehören. Umso wichtiger sind neben einer stabilen Internet-Verbindung Tools wie Teams oder Zoom, um virtuell mit den Kollegen weiterarbeiten zu können.

Während die Anbieter der beiden genannten Videokonferenz-Apps während der Pandemie ständig neue Features präsentierten, schien Videoconferencing-Pionier Cisco mit Webex monatelang in einen tiefen Dornröschenschlaf verfallen zu sein.

Cisco Webex: Fit für die hybride Arbeitswelt

Nachdem Cisco im Oktober 2020 auf seinem Partner-Event bereits einige Neuerungen für Webex angekündigt hatte, ist der Konzern nun zum Big Bang bereit: Im Rahmen der Webexone-Konferenz zündete der Konzern ein wahres Feuerwerk an Innovationen. Mit über 50 neuen Features und neuer Hardware will man in den nächsten Monaten der Konkurrenz den Schneid abkaufen. Uwe Peter, Geschäftsführer Cisco Deutschland, verspricht denn auch Neuigkeiten im Monatsrhythmus, die mit KI-Unterstützung realisiert werden sollen. Neben allgemeinen Features will man dazu an vertikalen Lösungen arbeiten: Für Parlamente gibt es etwa eine Abstimmungsfunktion oder für Schulen ein virtuelles Klassenzimmer mit Stundenplänen.

Im Hintergrund setzt Cisco stark auf KI-Unterstützung.
Im Hintergrund setzt Cisco stark auf KI-Unterstützung.
Foto: Cisco

Ziel der ganzen Verbesserungen ist es laut Peter, die in der hybriden Welt entstehende Dreiklassengesellschaft aus Office-Workern, Homeoffice-Beschäftigen und Mitarbeitern ohne Video aufzubrechen. So hätten konzerneigene Untersuchungen ergeben, dass Konferenzteilnehmer etwa einen Teilnehmer mit schlechter Audioanbindung - hier genügt bereits eine Latenz von einer Sekunde - als weniger kompetent wahrnehmen. Des Weiteren würden Nebengeräusche bei Videokonferenzen zu Ermüdungserscheinungen führen. Um diese Störquellen auszuschalten, hat Cisco bei Webex jetzt eine aktive Rauschunterdrückung eingeführt, ähnlich der ANC-Funktion bei Kopfhörern. Im Test war damit etwa das Zerknüllen eines Papiers oder das Tippen auf der Tastatur nicht mehr zu hören.

Cisco Webex 2020/2021: Die neuen Features

Die aktive Geräuschunterdrückung ist vielleicht die hörbarste Neuerung von Webex, aber nicht das einzige neu verfügbare Feature.

Erweiterte Meeting-Layouts

Stage, Stacked oder Side-by-Side: Neue Ansichtsoptionen erlauben eine Anpassung an die eigenen Vorlieben und Bedürfnisse. Während eines Meetings lässt sich das Video-Layout nun flexibel mit einem einfachen Schieberegler ändern. (Jetzt verfügbar)

Das Video-Layout lässt sich nun flexibel anpassen.
Das Video-Layout lässt sich nun flexibel anpassen.
Foto: Cisco

Highlights und Aktionspunkte

Webex Assistant hält auf den Sprachbefehleines Meeting-Teilnehmers hin Aufgaben und zentrale Punkte fest. (Jetzt verfügbarin Englisch, Spanisch und Französisch; Deutsch ab Feb. 2021)

Webex Huddle

Mit einem einzigen Klick können Nutzer andere Teammitglieder spontan in eine Besprechung rufen - ohne Terminplanung. Auf diese Weise geht auch spontanes Brainstorming online. (Jetzt verfügbar)

Während die bislang genannten Funktionen ab sofort für Webex verfügbar sind, hat Cisco für 2021 noch einen ganzen Strauß an weiteren Neuerungen im Portfolio:

Live-Übersetzung

Webex ermöglicht künftig die Echtzeitübersetzung per Untertitel von Gesprächen in neun neue Sprachen - unter anderem Deutsch. Damit werden Gespräche auf englischer Sprache für jeden verständlich, verspricht zumindest Cisco. Weitere Sprachen sind Spanisch, Französisch, Mandarin, Portugiesisch, Arabisch, Russisch, Niederländisch und Japanisch. (Industry First, verfügbar ab Q2 2021). Später sollen auch Übersetzungen aus anderen Sprachen möglich sein. Allerdings hält sich Cisco hier mit einem Release-Zeitraum noch bedeckt.

Webex übersetzt Meetings künftig in bis zu neun Sprachen.
Webex übersetzt Meetings künftig in bis zu neun Sprachen.
Foto: Cisco

Live-Transkription

Mit der Übersetzung einhergehend, erstellt Webex künftig auch automatisch Transkriptionen der Meetings. So können sich beispielsweise Teammitglieder, die eine Besprechung versäumt haben, schnell auf den aktuellen Stand bringen. (Verfügbar ab Q1 2021, Deutsch Q2)

Gestensteuerung im Meeting

Begeistert von einem Beitrag? Dann heben Sie den Daumen hoch. Die KI in Webex übersetzt dann die Geste in ein entsprechendes Emoji, das im Meeting erscheint. Meetings werden so deutlich interaktiver und Sprecher können die Reaktion ihres Publikums besser deuten. (Industry First, verfügbar ab Q1 2021)

Per Gesten kann der User Emojis aussuchen.
Per Gesten kann der User Emojis aussuchen.
Foto: Cisco

Immersive Share

Die Teilnehmer erhalten mit Webex einen eigenen Greenroom für das Meeting. Inhalte wie Powerpoint-Präsentationen etc. können hinter den Sprecher gelegt werden - vergleichbar der Technik, wie sie unter anderem in Nachrichtsendungen beim Wetterbericht zum Einsatz kommt. (Industry First, verfügbar ab Q1 2021)

Die Teilnehmer erhalten einen eigenen Greenroom.
Die Teilnehmer erhalten einen eigenen Greenroom.
Foto: Cisco

Neue Meeting-Setups

Ein Roundtable-Format oder besser ein zeitlich limitiertes Brainstorming? Neue Teilnehmer-Setups sollen künftig den richtigen Rahmen für unterschiedliche Gesprächsanlässe liefern. (Verfügbar ab Q1 2021)

Intelligente Nachrichten-Sortierung

KI-basierte Funktionen bei Nachrichten und Anrufen unterstützen laut Cisco den Teilnehmer künftig dabei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Sie priorisieren etwa Projekte und Gesprächspartner, die am wichtigsten sind und am häufigsten kontaktiert werden und rücken sie nach oben. (Verfügbar ab Q1 2021)

KI soll dabei helfen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
KI soll dabei helfen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Foto: Cisco

Sessions mit bis zu 100.000 Teilnehmern

Durch Webex Events sind native Live-Streamings möglich. Im sogenannten Event Mode können bis zu 25.000 Teilnehmer eingebunden und im Broadcast Mode bis zu 100.000 Teilnehmer adressiert werden. (Verfügbar ab Q1 2021)

Webex App Hub

Damit können Nutzer während eines Webex-Meetings Anwendungen von Drittanbietern hinzufügen und mit ihnen zusammenarbeiten. So sind sie in der Lage, direkt im Meeting mit ihren favorisierten Tools zu arbeiten. Der neue Webex App Hub umfasst vorgefertigte Integrationen mit Box, Dropbox, Salesforce, ServiceNow, MIRO, Mural und Workplace by Facebook. (Verfügbar ab Q1 2021)

Über den App Hub können andere Anwendungen eingebunden werden.
Über den App Hub können andere Anwendungen eingebunden werden.
Foto: Cisco

Cisco: Neue Hardware für Homeoffice und Videokonferenzen

Parallel zu den neuen Funktionen für Webex kündigte Cisco für Homeoffice und Büro drei neue Devices an, die den geänderten Anforderungen der hybriden Arbeitswelt Rechnung tragen sollen. Laut Cisco-Manager Peter kann die Hardware auch mit anderen Produkten wie Teams oder Zoom genutzt werden.

Webex Desk Camera

Hierbei handelt es sich um eine 4K-Kamera, die mit zahlreichen intelligenten Funktionen wie etwa einer Gesichtserkennung aufwartet. Ferner können die Teilnehmer beispielsweise mit einer einfachen Geste ihr Mikrofon stummschalten und entsprechend die Stummschaltung wieder aufheben. Features, so Cisco, die keine andere USB-Kamera bietet. (Jetzt verfügbar)

Mit der Webex Desk Camera bringt Cisco eine 4K-Kamera mit Gestensteuerung auf den Markt.
Mit der Webex Desk Camera bringt Cisco eine 4K-Kamera mit Gestensteuerung auf den Markt.
Foto: Cisco

Webex Desk Hub

Der Hub soll Webex und damit Videokonferenzen und Telefongespräche auf jeden Schreibtisch bringen - egal, ob der PC an oder aus ist. So können, ohne den PC zu starten, Anrufe angenommen werden. Zudem lassen sich Kamera, Headset, Bildschirm, Laptop und Mobiltelefon anschließen und aufladen. Wer in Unternehmen mit Shared-Desk-Policy arbeitet, kann über den Desk Hub auch einen Schreibtisch reservieren und sich mittels Laptop, Ausweis oder Mobiltelefon authentifizieren. (Verfügbar ab 2021)

Der Desk Hub soll Videoconferencing unabhängig vom PC auf den Schreibtisch bringen.
Der Desk Hub soll Videoconferencing unabhängig vom PC auf den Schreibtisch bringen.
Foto: Cisco

Webex Desk

Webex Desk ist als Endpunkt für Videokonferenzen konzipiert und stellt laut Anbieter eine Verbindung zu beliebigen Meeting Services her. Wie beim großen Bruder Webex Desk Pro lassen sich Folien oder Videos während einer Präsentation als Hintergrund verwenden. Durch diesen "immersive Presenter" können Mitarbeiter zu Hause oder im Büro an Besprechungen teilnehmen und sie mitgestalten. Das Device wartet mit intelligenten Features wie Geräuschunterdrückung, virtuelle Hintergründe und Gesichtserkennung auf. Steht kein virtuelles Meeting an, lässt sich Webex Desk als normaler Bildschirm nutzen. (Verfügbar ab 2021)

Webex Desk ist in der breiten Cisco-Palette ein weiteres Device für Videokonferenzen.
Webex Desk ist in der breiten Cisco-Palette ein weiteres Device für Videokonferenzen.
Foto: Cisco
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