Für die 2018er Ausgabe der Studie "Der Markt für IT-Beratung und IT-Service in Deutschland" befragten die Analysten von Lünendonk 78 IT-Dienstleister in Deutschland. All diese Systemhäuser sind 2017 zweistellig gewachsen (im Schnitt: plus 13,5 Prozent). 2016 betrug die durchschnittliche Umsatzzunahme bei diesen IT-Dienstleistern "nur" plus 9,3 Prozent. Auch 2018 und 2019 planen diese Systemhäuser mit zweistelligem Wachstum (plus 11,6 beziehungsweise elf Prozent).
Systemhäuser profitieren im Fachkräftemangel
Es ist offensichtlich: Genauso wie in den vergleichbaren Untersuchungen von IDG und GfK gaben die Systemhäuser auch Lünendonk zu Protokoll, dass sie von ihren Kunden quasi "überrannt" werden, so hoch ist deren Bedarf nach externer Unterstützung. Kunden wollen ihre eigenen Geschäftsprozesse vereinfachen und - soweit es geht - digitalisieren. Und bei diesen Projekten sind externe IT-Dienstleister ihre Ansprechpartner, Kunden lechzen förmlich nach externer, Hersteller übergreifender, Beratung. Denn auch die Anwenderunternehmen finden kaum noch geeignetes Fachpersonal, wenn es um Themen wie Cloud, künstliche Intelligenz, Cyber Security oder agiles Projektmanagement geht.
Und genauso wie in der Umfrage von ChannelPartner hat Lünendonk herausgefunden, dass Systemhäuser damit rechnen, 2018 und 2019 stärker als der gesamte ITK-Markt zu wachsen. Lünendonk-Analyst Mario Zillmann wird hier konkreter: "Es geht hier um Automatisierung von Geschäftsprozessen, aber auch um die Migration von Legacy-Anwendungen in die Cloud sowie die Einführung neuer Business-Software."
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Ferner steige aktuell die Nachfrage der Kunden nach externer Expertise, um beispielsweise neue APIs (Application Programming Interfaces), also Schnittstellen zu Webportale und Apps, zu entwickeln. Chat Bots seien derzeit ein heißes Thema, aber auch Digitales Marketing, etwa in Form des Programmatic Advertising, so Zillmann weiter. Laut Lünendonk sind 84 Prozent der Kunden, die von den durch Lünendonk befragten IT-Dienstleistern betreut werden, genau an diesen Themen interessiert.
Vermeintlich "klassische" Bereiche, etwa IT-Security und Cloud-Systeme, sind gleichwohl weiterhin feste Bestandteile der Projekte bei Kunden (81 beziehungsweise 79 Prozent an Nennungen). Big Data Analytics (72 Prozent), IoT (Internet of Things, 66 Prozent) und Künstliche Intelligenz (ebenfalls 66 Prozent an Nennungen) sind zusätzlichen Technologien, mit denen Systemhäuser sich derzeit verstärkt befassen.
Glänzende Geschäftsaussichte für mittelständische Systemhäuser
Zum ersten Mal seit IDG, GfK und Lünendonk den Systemhausmarkt untersuchen, gibt es 2018 einen fast perfekten "Match", was Planungen der Kunden und Vorhaben der IT-Dienstleister angeht. So wollen fast drei Viertel der Anwenderunternehmen (71 Prozent) neue Business-Anwendungen einführen. Die Cloud-Akzeptanz - auch im Mittelstand - ist 2017 noch mal signifikant nach oben gegangen. Dabei werden alle Cloud-Spielarten: "privates" Rechenzentrum, "öffentliche" Angebote von AWS, Google, Microsoft & Co sowie gemischte ("hybride") Umgebungen gerne von Kunden in Anspruch genommen. Bei der Wahl des passenden Cloud-Technologie-Lieferanten haben die von Kunden beauftragten Systemhäuser ein gehöriges Wort mitzureden.
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Doch auch nach Projektabschluss bleibt für die IT-Dienstleister noch mehr als genug Arbeit. Denn ihnen obliegt es nun, die verschieden Cloud-Umgebungen miteinander in Einklang zu bringen (neudeutsch: "orchestrieren"), eventuell Anpassungen vorzunehmen und gegebenenfalls auch den Technologielieferanten zu wechseln.
Und genau in diesem Umstand sieht Lünendonk eine große Chance für die mittelständischen und kleinen Systemhäuser: "Die großen IT-Dienstleister können aufgrund ihrer vollen Auftragsbücher immer häufiger Auftrage nicht mehr annehmen. Gewinner dieses Umstands sind die mittelständischen Systemhäuser, die zum Bespiel eine stärkere Nachfrage im Bereich Prozessautomatisierung erwarten als der Gesamtmarkt", so die Analyse vom Lünendonk-Analysten Mario Zillmann.