Guido Stempel von Zyxel

Wi-Fi 7 biegt auf die Überholspur ein



Andreas Th. Fischer ist freier Journalist im Süden von München. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Redakteur bei verschiedenen IT-Fachmedien, darunter NetworkWorld Germany, com! professional und ChannelPartner. Seine fachlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen IT-Security,  Betriebssysteme, Netzwerke, Virtualisierung, Cloud Computing und KI. 
Die Kunden wollen immer schnellere WLAN-Verbindungen. Dank neuer Wi-Fi-Standards kann der Channel nun liefern. Guido Stempel von Zyxel klärt auf, wann, wo und wie sich welche Technik am besten eignet.
Nach Aussage von Guido Stempel, Head of Channel Germany bei Zyxel, verhält sich Wi-Fi 7 zu 6 wie eine mehrspurige Autobahn zu einer einspurigen Landstraße.
Nach Aussage von Guido Stempel, Head of Channel Germany bei Zyxel, verhält sich Wi-Fi 7 zu 6 wie eine mehrspurige Autobahn zu einer einspurigen Landstraße.
Foto: Zyxel

Der WLAN-Markt befindet sich im Umbruch. Innerhalb kürzester Zeit sind gleich mehrere neue, jeweils noch leistungsfähigere Wi-Fi-Standards herausgekommen. Viele Kunden, aber selbst Fachhändler verlieren da schon mal den Überblick. Wir haben mit Guido Stempel, Head of Channel Germany beim Netzwerkhersteller Zyxel, über die aktuellen Entwicklungen im Bereich WLAN gesprochen und von ihm auch Tipps zur optimalen Anbringung der APs erhalten.

ChannelPartner: Wi-Fi 5, Wi-Fi 6, Wi-Fi 6E und bald Wi-Fi 7 sowie 8. Welche WLAN-Technologie empfehlen Sie den Kunden?

Guido Stempel: Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Ab Wi-Fi 6 hängt es vom jeweiligen Anwendungsfall ab. Wie sieht die vorhandene Netzwerkarchitektur aus? Was sind die aktuellen Gegebenheiten? Welche Bedürfnisse und Ziele hat der Kunde? Das sind alles Fragen, die wir in Gesprächen gemeinsam mit dem Kunden klären müssen, um uns ein Bild von der Gesamtsituation zu machen und bestmöglich beraten zu können.

Zyxel bietet bereits einige Wi-Fi-6E-fähige Produkte an. Wann rechnen Sie mit ersten Modellen für Wi-Fi 7 und 8?

Wir haben gerade unseren ersten Wi-Fi-7-Access-Point auf den Markt gebracht. Der WBE660S bringt vor allem für Umgebungen mit hoher Nutzerdichte oder vielen WLAN-Netzwerken Vorteile. Das ist insbesondere in Büros, Klassenräumen, Sportarenen oder auch an Verkehrsknotenpunkten vorteilhaft, wo die verfügbaren Frequenzen oft überlastet sind. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 22 GBit/s ist er bis zu fünfmal schneller als frühere Wi-Fi-6/6E-Access-Points. Manche Fachleute sprechen beim Vergleich zwischen Wi-Fi 7 und 6 vom Unterschied zwischen einer einspurigen Landstraße und einer mehrspurigen Autobahn - das würde ich genauso auch unterschreiben.

Weil er so schnell ist, bezeichnet Zyxel den Wi-Fi-7-AP WBE660S auch als "Game-Changer".
Weil er so schnell ist, bezeichnet Zyxel den Wi-Fi-7-AP WBE660S auch als "Game-Changer".
Foto: Zyxel

Wie profitieren Ihre Partner davon?

Unsere Partner bekommen Lösungen für Unternehmen jeder Größe, so dass Projekte jeder Art abgedeckt werden können. Da unsere Lösungen über unsere Cloud-Management-Plattform Nebula verwaltet werden, ist zudem der Installationsaufwand deutlich geringer, da kein Techniker vor Ort sein muss. Auch die Wartung gestaltet sich dementsprechend günstiger und einfacher.

Lohnt sich ein sofortiger Umstieg auf eine der neuen Technologien oder sollte man erst noch ein wenig abwarten?

Der Umstieg auf Wi-Fi 6 lohnt sich immer. Anwender erhöhen so die Stabilität ihrer WLAN-Verbindungen. Über Fast Roaming wird der Anmeldevorgang beim Wechsel zwischen Access-Points beschleunigt und gleichzeitig werden Störungen im Datenverkehr minimiert.

Bei Wi-Fi 6E erhalten Unternehmen schnellere Datenübertragungsgeschwindigkeiten, verbesserte Netzwerkeffizienz und geringere Latenzzeiten. Da dieser Standard auch mit älteren WLAN-Standards kompatibel ist, funktionieren Geräte im bestehenden Netzwerk weiterhin.

Wo bestehen noch Herausforderungen?

In stark frequentierten Gebäuden ist die Überlastung der Funkkanäle zwangsläufig die größte Herausforderung. Wenn zu viele Geräte das gleiche Frequenzband nutzen, kommt es zu Störungen und Leistungseinbußen. Wi-Fi 6E ist daher darauf ausgelegt, diese Überlastung des Frequenzspektrums durch den Einsatz fortschrittlicher Technologien zur effizienteren Verwaltung des Netzwerkverkehrs zu beheben.

Die optimale Vernetzung in schwierigen Umgebungen wie einem Kongresszentrum erfordert unterschiedliche Hardware, die aktuelle WLAN-Standards unterstützen und perfekt aufeinander angepasst werden muss.
Die optimale Vernetzung in schwierigen Umgebungen wie einem Kongresszentrum erfordert unterschiedliche Hardware, die aktuelle WLAN-Standards unterstützen und perfekt aufeinander angepasst werden muss.
Foto: Zyxel

Eine Aufrüstung auf Wi-Fi 7 kann in der Zukunft sinnvoll sein, wenn bereits mehr Geräte den neuen Standard unterstützen und ein Bedarf an schnelleren und zuverlässigeren Verbindungen besteht. Bis dahin sollten Partner und Unternehmen die vielen Vorteile von Wi-Fi 6E nutzen und damit sicherstellen, dass die Netzwerke auf dem neuesten Stand der derzeitigen Technik sind.

Auch hier gilt also, dass Unternehmen und ihre Partner die Netzwerkanforderungen eruieren und die Kompatibilität ihrer Geräte überprüfen sollten.

Wie findet man den optimalen Standort für die APs, um die Leistung zu verbessern und die Kosten gering zu halten?

Hierzu gibt es professionelle Mess-Tools wie zum Beispiel von Ekahau, um die Signalausbreitung zu messen und vor Ort die Position zu optimieren. Neben diesen Tools ist jedoch auch viel Erfahrung nötig. Die Beschaffenheit der Wände, Objekte im Raum und vor allem wasserführende Leitungen können unerwartete Herausforderungen darstellen. Bei größeren Installationen unterstützen wir daher unsere Partner auch direkt vor Ort, um sicherzustellen, dass die Geräte optimal positioniert sind.

Welche Vorteile bringt eine Montage an der Wand beziehungsweise an der Decke?

Zunächst ist die im Access-Point verbaute Antenne entscheidend. Geräte für die Decke (horizontale Montage) funktionieren an der Wand, bieten aber eine um 20 bis 30 Prozent geringere Reichweite. Aus diesem Grund bieten wir beispielsweise Access-Points mit zwei Antennen an, so dass der Fachhändler die freie Entscheidung bei der Montage hat. Häufig wird der Montageort aber durch den Architekten oder Elektriker vorgegeben. Dabei stehen dann vor allem die Optik und der Kabelweg im Vordergrund.

Die Unterschiede zwischen Wi-Fi 6, Wi-Fi 6E und Wi-Fi 7 sind enorm, insbesondere wenn man auch noch die unterschiedlichen Vorgaben in der EU und den USA miteinbezieht.
Die Unterschiede zwischen Wi-Fi 6, Wi-Fi 6E und Wi-Fi 7 sind enorm, insbesondere wenn man auch noch die unterschiedlichen Vorgaben in der EU und den USA miteinbezieht.
Foto: Zyxel

Welche zukünftigen Entwicklungen im Bereich WLAN erwarten Sie?

Mit Wi-Fi 7 und der simultanen Nutzung einer weiteren Frequenz (6GHz) bietet sich endlich die Möglichkeit, noch mehr Benutzer über einen WLAN-Access-Point zu verbinden. Mit einer 10-Gigabit-Ethernet-Schnittstelle kann zum Beispiel unser Wi-Fi-7-Access-Point auch die Daten vieler Nutzer mit höchstmöglicher Geschwindigkeit abtransportieren. Mit der Wi-Fi-6-Technologie ließen sich mit den High-End-Access-Points bis zu 1.000 Anwender auf einem Gerät verbinden. Mit Wi-Fi 7 wird sich diese Zahl etwa verdoppeln. Konferenzräume, Messehallen, Flughäfen und Bahnhöfe sowie Sportstätten lassen sich somit erstmalig unterbrechungsfrei mit WLAN versorgen.

Wie unterstützen Sie Ihre Partner? Sind Änderungen am Partnerprogramm geplant, wenn ja, welche?

Wir unterstützen unsere Partner bei der Projektplanung und gewähren dabei auch Rabatte. Darüber hinaus haben wir einen deutschsprachigen persönlichen Support, über den unser technisches Vertriebsteam bei Fragen oder Problemen zur Verfügung steht. Weiterhin bieten wir Vertriebsassets an und veranstalten Schulungen, damit unsere Partner mit den Lösungen bestmöglich vertraut sind.

Herr Stempel, vielen Dank für das Gespräch.

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