Im ursprünglichen Sinne war die Cloud eine reine Erweiterung, sie diente quasi als ausgelagerte Infrastruktur. Von der heutigen Art und Weise, IT-Ressourcen und Softwareanwendungen bereitzustellen, trennten sie noch Jahre. Diesen Ansatz stellt der Cloud-native-Gedanke auf den Kopf. Anwendungen werden mit ihm gezielt für den ausschließlichen Betrieb in der Cloud entwickelt und optimiert. Das erschließt alle Architekturmuster, Funktionalitäten und weitere Vorteile der Cloud, mit denen Unternehmen die Performance und Skalierbarkeit ihrer Anwendungen erhöhen sowie gleichzeitig Kosten sparen können.
Damit sind sie in der Lage, die technischen Vorteile der Cloud voll und ganz auszuschöpfen: schnellere Release-Zyklen und bessere Customer Experience. Dies trägt zu einer signifikanten Stärkung der Wettbewerbsposition eines Unternehmens bei. Vor allem werden Cloud-Services immer kostengünstiger und höher skalierbar. Auch mit Blick auf die Rechenkapazitäten setzen sie inzwischen praktisch im Monatstakt neue Maßstäbe.
Mehr als ein weiteres Buzzword
Deshalb ist Cloud Native nicht bloß ein weiteres Buzzword der Technologiebranche. Es hat sich vielmehr zum Benchmark moderner IT-Betriebe und für die Entwicklung plattformunabhängiger Anwendungen entwickelt. Die Initiative EuroCloud Deutschland hat in ihrem Pulse Check 2023 den Status quo des hiesigen Cloud-Native-Markts untersucht. Demzufolge haben bereits 45 Prozent der befragten Unternehmen eine solche Strategie integriert, weitere 44 Prozent planen, ihre digitale Ausrichtung entsprechend anzupassen.
So avanciert "Cloud Native" zum neuen Leitmotiv der Digitalisierung. Es erneuert fundamental die Art und Weise, wie Unternehmen Anwendungen entwickeln und betreiben. Bisherige Anwendungen können sie mit dem Ansatz neugestalten.
Getrennte Verantwortlichkeiten für Infrastruktur und Applikationen
Schon bevor der Begriff aufkam, achteten Abteilungen für Anwendungsentwicklung auf eine gewisse Flexibilität. Der Grund dafür: Applikationen sollten auf unterschiedlichen Systemen lauffähig sein - entweder, um bei einem Plattformwechsel Kosten zu sparen oder weil man ohnehin schon mehrere Plattformen unterstützen muss. Cloud Native ist da der nächste logische Schritt. Größere Applikationen müssen ohnehin in der Regel in einem verteilten Kontext funktionieren. Hier bedeutet das Konzept geringere Abhängigkeit bei deutlich größeren Möglichkeiten. Es unterstützt dabei, komplexe Anwendungen in Betrieb zu nehmen. Eine klare Aufgabentrennung zwischen den Verantwortlichkeiten für Infrastruktur und Applikationen reduziert den Aufwand mit den zugehörigen Umgebungen sichtlich.
Die Entwicklung von Cloud-basierten Funktionen - unabhängig davon, ob eine Anwendung originär in der Cloud läuft oder nicht - hat unterdessen auch das Mindset der Developer verändert. Immer stärker in den Fokus rücken die Services innerhalb großer Applikationen, wovon letztendlich die User deutlich profitieren. Außerdem ebnet Cloud Native den Weg für eine verstärkte Open-Source-Bewegung. Es eröffnet Unternehmen damit die Möglichkeit, flexibler Angebote von Drittanbietern einzubeziehen.
Hygiene und Oberflächlichkeit
Welchen Weg man nun beim Cloud Native einschlägt, hängt zuvorderst von den Use Cases im Unternehmen ab. Diese gilt es dafür zunächst einmal zu definieren. Bevor es an die Entwicklung geht, müssen Fragen nach dem Können einer Software oder den Mehrwerten, die sie liefern soll, klar beantwortet werden. Wer hier zu oberflächlich agiert, bleibt in puncto Nutzen und Return on Investment hinter dem eigentlichen Potenzial und damit seinen Erwartungen. Oberflächlich heißt hier zum Beispiel, nur daran zu denken, welche Daten vorliegen, nicht aber, wie mit ihnen ein Mehrwert erzielt werden kann. Zudem sollte man einige Hygienefaktoren im Blick behalten, etwa die Kontrolle über das Wachstum von Architekturen. Gelingt das nicht, schlägt eine zielführende Orchestrierung in der Regel fehl. Auch hier gilt: Frühzeitig mitdenken und das große Ganze im Blick behalten.
Manchmal empfiehlt es sich, nah an bekannten Prozessen zu bleiben und Cloud Native zunächst im kleineren Rahmen kennenzulernen. Ein anderer gangbarer Weg, auf dem IT-Dienstleister Cloud-Native-Projekte bei Kunden durchführen, besteht darin, zunächst ein kleineres Set-up on premises zu wählen - allerdings technologisch immer so vorbereitet, dass ein Wechsel in eine größere Cloud-Umgebung jederzeit möglich ist. So oder so: Um bei den Use-Cases nicht nur an der Oberfläche zu kratzen, sollte am besten immer ein Experte hinzugezogen werden, der aus einem reichen Erfahrungsschatz anderer Projekte schöpfen kann.
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