Wie kürzlich bekannt wurde, soll das iPhone 14 mit bis zu 30 Watt „superschnell“ aufladen. Gegenüber den Vorgänger-Modellen mag das tatsächlich ein Fortschritt sein – wenn auch ein kleiner. Im Vergleich zu so manchem Android-Handy kann das neue iPhone aber einpacken. Ein iPhone 13 braucht fast 90 Minuten, um vollgeladen zu sein. Ein aktuelles OnePlus 10T ist in unter 20 Minuten bei 100 Prozent Akkuladung.
Während also vor allem die chinesischen Marken wie Xiaomi, Oppo (und damit auch OnePlus) hier ordentlich auf den Putz hauen und mit Wattzahlen protzen, ist Apples Umgang mit der Ladetechnik bzw. einer hohen Ladegeschwindigkeit eher konservativ. Will Apple nicht hervorstechen? Oder kann Apple es etwa gar nicht?
Alle Hersteller von aktuellen Android-Handys setzen auf einen USB-C-Anschluss und verschiedene Schnellladeprotokolle. Oppos eigener VOOC-Standard etwa ermöglicht, wie oben erwähnt, derzeit 150 Watt zum Beispiel beim OnePlus 10T (beide Marken gehören zu einem Konzern). Außerdem stellt Oppo sogar 240 Watt mit VOOC in Aussicht, ein Handy mit einem 4500-mAh-Akku wäre dann in 9 Minuten vollgeladen. Das OnePlus 10T lädt derzeit von 1 auf 100 Prozent in 19 Minuten. Tatsächlich aber ist es ein Problem, wenn Sie ein Smartphone laden, das den entsprechenden Lade-Standard nicht unterstützt, dann lädt es sogar deutlich langsamer auf, als es mit dem Netzteil möglich wäre. Es gibt aber Standards wie Power Delivery oder Quick Charge, die sehr verbreitet sind und von vielen Hersteller unterstützt werden.
Ist Lightning das Problem?
Insgesamt ermöglicht USB-C mit seinen Schnellladeprotokollen höher Ladegeschwindigkeiten als Lightning bei gleicher Spannung. USB-C unterstützt höhere Stromstärken. Interessant ist auch, dass ein Standard-Lightning-Kabel keine Schnellladung unterstützt. Deswegen gibt es für neuere iPhones auch die USB-C-auf-Lightning-Kabel, die höhere Ladegeschwindigkeiten erlauben.
Das iPhone 14 (warum sich Warten lohnt) wird wie gewohnt ebenfalls mit einem Lightning-Anschluss kommen, jetzt aber immerhin 30 Watt unterstützen. Nun ist es aber so, dass die EU sich darauf geeinigt hat, USB-C als Standard für kabelgebundenes Laden festzulegen. Bis Herbst 2024 sollen demnach unzählige Geräte mit dem universellen USB-C-Anschluss ausgestattet werden.
Zwar behauptet Apple, dass ein solcher Schritt Innovation bremsen würde. Doch wirft man einen Blick auf die Unterschiede zwischen Lightning und USB-C (oder, genau genommen, die dazugehörigen Verbindungsstandards), dann wird deutlich, dass USB-C die proprietäre Technologie von Apple unlängst überholt hat. Wirklich abgeneigt ist man bei Apple gegenüber USB-C jedoch sowieso nicht, denn das Unternehmen verbaut den Anschluss schon lange in seinen Macbooks und legt aktuellen Geräten wie dem iPad ein USB-C-Ladegerät bei – aber eben in Kombination mit einem Lightning-auf-USB-C-Kabel.
Mit dem iPhone 15 könnte Apple also schon auf USB-C setzen. Das Handy könnte dadurch auch deutlich schneller laden – wenn Apple dies auch erlaubt. Tatsächlich aber könnte Apple auch einen eigenen, radikalen Weg einschlagen und den Anschluss komplett abschaffen, denn die Voraussetzungen dafür sind alle vorhanden.
Gerade beim kabellosen Laden gibt es auch außerhalb des Apple-Kosmos große Fortschritte. So können sie etwa das Honor Magic 4 Pro (bei Amazon ansehen) auch kabellos mit satten 100 Watt laden – deutlich schneller als Apple es derzeit kabelgebunden am iPhone kann.
Ist Schnellladen schädlich für den Akku?
Dem einen oder anderen Nutzer wird sich jetzt die Frage stellen, wie das sein kann. Bei so einem Unterschied muss es doch einen Haken geben – ist Schnellladen gar schädlich für den Akku? Dieser Frage gehen wir in unserem ausführlichen Ratgeber dazu auf den Grund. Kurz gesagt: Bisher weist alles darauf hin, dass Schnellladen den normalen Verschleiß eines Akkus nicht beschleunigt. Fakt ist aber auch, dass Schnellladen durch die höheren Wattzahlen mehr Wärme erzeugt, vor der das Telefon geschützt werden muss. Dazu bedienen sich die Hersteller verschiedener Maßnahmen – sei es durch optimierte Netzteile, paralleles Laden von zwei Akkuzellen (statt nur einer) oder smarte Hardware und Sensoren zur Regulierung von Temperaturschwankungen.
Obwohl Apple bei seinen iPhones kein „echtes“ Schnellladen bietet, wie Sie es von der Konkurrenz kennen, verspricht das Unternehmen nur 500 Ladezyklen, nach denen das iPhone noch eine Akkukapazität von 80 Prozent aufweist. OnePlus mit seinen 150 Watt gibt an, dass der Akku des OnePlus 10T nach 1600 Ladezyklen noch 80 Prozent seiner Anfangskapazität besitzt. Das entspricht einer täglichen Ladung über einen Zeitraum von 4 Jahren.