In einem Interview mit Axios auf HBO wurde Apple CEO Tim Cook kürzlich aufgefordert, eine sehr unbequeme Frage zu beantworten. Er wurde gefragt, wie er es mit der Haltung seines Unternehmens zum Datenschutz in Einklang bringt, Milliarden von Dollar von Google zu nehmen, um es zur Standard-Suchmaschine für Safari (sowohl auf Mac als auch auf iOS) zu machen. Google ist sicherlich nicht das einzige Unternehmen, das mit der Monetarisierung Ihrer Online-Aktivitäten handelt, aber es ist eines der größten. Und die Suche bei Google ist weit davon entfernt, das Datenschutzniveau zu erreichen, das Apple von seinen Produkten und Dienstleistungen verlangt.
Tim Cooks Antwort war ehrlich, wenn auch nicht zufriedenstellend.
"Ich denke, deren Suchmaschine ist die beste. Schauen Sie sich an, was wir mit den von uns eingebauten Beschränkungen gemacht haben. Wir haben privates Webbrowsing. Wir haben eine intelligente Tracking-Prävention. Was wir versucht haben, ist, Wege zu finden, um unseren Benutzern im Alltag zu helfen. Es ist keine perfekte Sache. Ich wäre die allererste Person, die das sagen würde. Aber es ist ein langer Weg, den wir gehen müssen."
Während Cook zu Recht auf die Vorteile der intelligenten Tracking-Prävention von Safari hingewiesen hat, gibt es diese erst seit iOS 11 (und die strengere Tracking-Prävention wurde erst in iOS 12 eingeführt). Apple verkauft die Platzierung in seinen Systemen aber schon seit Jahren an Google.
Kurz gesagt: Cook lässt erkennen, dass Apple bereit ist, bei seiner Datenschutzpolitik Kompromisse einzugehen, wenn es um ein besseres Benutzererlebnis geht. Sie denken vielleicht oder vielleicht auch nicht, dass das in Ordnung geht, aber es passt nicht zu der Art und Weise, wie Apple seine Produkte und Services handhabt.
Das Problem ist, es gibt keine gute Alternative. Apple könnte Bing oder Yahoo zu seiner Standardsuchmaschine machen, aber sie erfüllen auch nicht die Datenschutzposition von Apple. Und sie sind einfach objektiv nicht so gut wie Google, warum sollte einen das Thema also überhaupt stören?
Damit Apple sicherstellen kann, dass die Suche im Web - vielleicht der wichtigste und häufigste Teil der Computererfahrung - seinen eigenen Datenschutzwerten entspricht, müsste es eine eigene Suchmaschine bauen, um die volle Kontrolle darüber zu haben, wie Daten gesammelt werden und wie das Web gecrawlt und indiziert wird.
Apple sollte DuckDuckGo kaufen und es in Apple Search umbauen
Es gibt noch eine andere Lösung. DuckDuckGo ist eine Suchmaschine, die keine personenbezogenen Daten über Sie sammelt, speichert, verfolgt oder weitergibt. Der Service protokolliert nicht einmal IP-Adressen oder den User Agent, der über den verwendeten Browser Auskunft gibt. im Kern handelt es sich also um eine Suchmaschine, die mit Apple die gleichen Ideale in Bezug auf den Datenschutz teilt.
Dabei ist DuckDuckGo ziemlich gut! Komplexe Suchanfragen für fortgeschrittene Benutzer sind nicht ganz auf dem Niveau von Google, und die Maschine ist nicht so gut darin, in obskuren Foren zu graben, um Lösungen für raffinierte technische Probleme zu finden. Für die durchschnittliche Suche des durchschnittlichen Benutzers liefert DuckDuckGo aber einen hohen Qualitätsstandard.
Das können Sie selbst verifizieren. Ihre Safari-Suche in iOS können Sie leicht auf DuckDuckGo ändern, indem Sie "Einstellungen > Safari > Suchmaschine" wählen, auf dem Mac finden Sie die Option in den Einstellungen von Safari im Reiter "Suche".
Apple sollte DuckDuckGo kaufen, stark in die Kapazitätserweiterung und die Verbesserung seiner Web-Crawling-Fähigkeiten investieren und es in Apple Search umbenennen. Es sollte weiterhin für alle (nicht nur für Apple-Nutzer) unter search.apple.com verfügbar sein, aber vor allem sollte es die neue Standardsuchmaschine für Safari unter macOS und iOS und für Siri-Websuchergebnisse sein.
Ja, Apple könnte von Grund auf neu anfangen, eine eigene Suchmaschine aufzubauen, aber warum? Der Kauf von DuckDuckGo würde Apple einen mehrjährigen Vorsprung beim Aufbau der Kern-Suchtechnologie und eines riesigen Index des gesamten Webs sowie eines talentierten Teams von Ingenieuren verschaffen, die Apples Datenschutz-Philosophie teilen.
Welche Vorteile sich für Apple ergeben
Warum sollte sich Apple aber diese Mühe machen? Schließlich würde es viele Millionen Dollar kosten, DuckDuckGo zu kaufen, und zig oder hundert Millionen laufende Kosten für die Weiterentwicklung und Skalierung der Suchmaschine. Ganz zu schweigen von der Aufgabe der Milliarden pro Jahr, die Google bezahlt, um der Standard zu sein.
Aber der Gewinn könnte enorm sein. In erster Linie gibt es Apple die Kontrolle über eine der kritischsten Benutzererfahrungen auf jedem Gerät, das es verkauft: die Suche im Internet. Apple kann sicherstellen, dass seine Datenschutz- und Sicherheitsziele für Milliarden von täglichen Suchanfragen von Hunderten von Millionen Benutzern erfüllt werden. Für ein Unternehmen, das die Ressourcen und Ideale von Apple besitzt, sollte das allein schon Grund genug sein.
Aber es gibt noch andere Vorteile. DuckDuckGo trackt zwar keine Benutzerdaten, aber es verdient trotzdem Geld durch Werbung, es handelt sich lediglich nicht um personalisierte Werbung. Wenn Sie nach "Vitamine" suchen, erhalten Sie alle erwarteten organischen Suchergebnisse (einschließlich Einkaufslinks) sowie ein paar Anzeigen. Diese Anzeigen sind auf den Suchbegriff ausgerichtet, nicht auf den Benutzer – DuckDuckGo hat immer noch keine Ahnung, wer Sie sind oder welche anderen Suchanfragen Sie jemals gemacht haben. Auf der Skala der "Apple Standardsuchmaschine" kann diese Art von Werbeeinnahmen aber ernsthaft Geld einbringen.
Eine Web-Suchmaschine ist auch eine riesige Datenschatzkammer, die sich als wertvoll für das Training der vielen maschinellen Lernverfahren (Machine Learning, ML) von Apple erweisen könnte. Alle Suchmaschinen müssen kontinuierlich Webseiten durchstöbern und ihre Inhalte suchen, sortieren und indizieren. Andernfalls hat der Service keine Ahnung, was er den Benutzern bei der Suche zeigen soll. Dies ist keine Datenschutzverletzung, da keine Informationen über die Benutzer gesammelt werden, sondern nur Informationen über öffentliche Webseiten gespeichert.
Das Training von maschinellen Lernalgorithmen erfordert jede Menge Daten, und es ist die Kernfunktion aller Suchmaschinen, diese buchstäblich aus dem kompletten Web aufzusammeln. Der Besitz all dieser Daten und der Mittel, mit denen sie geerntet werden, könnte ein riesiger Segen für Siri, computergestützte Fotografie, Forschung an Augmented Reality und viele andere KI- und ML-Projekte sein. Darüber hinaus ist die Verbesserung der Suchergebnisse das perfekte Problem, das mit maschinellem Lernen zu lösen ist, und wir alle wissen, wie sehr Apple daran interessiert ist, ML und KI auf alle seine Projekte anzuwenden.
Sagen wir so: Wenn der Zugriff auf Safari als Standardsuchmaschine nicht enorm wertvoll wäre, würde Google Apple keine Milliarden Dollar für dieses Privileg zahlen. Apple würde mit einer eigenen Such nicht nur Milliarden-Umsätze von Google aufgeben, sondern etwas im Wert dieser Milliarden von Google zurück gewinnen.
Der Kauf von DuckDuckGo wäre das schnellste und wahrscheinlich wirtschaftlichste Mittel, um eine hypothetische Apple-Suche zu etablieren. Es wäre sogar gut für DuckDuckGo-Fans, solange Apple es im Web und für andere Webbrowser verfügbar hält, nicht nur für Nutzer von Apple-Geräten. Es würde mindestens eine Größenordnung mehr Benutzer und eine enorme Steigerung der Entwicklungsressourcen (sowohl Geld als auch Talent) von einem Unternehmen bedeuten, das genau die gleiche Datenschutzposition wie DuckDuckGo einnimmt. Es ist eine Win-Win-Situation. (Macwelt)