Gefühlt jeden Monat bringen Softwarehersteller echte und vermeintliche Innovationen auf den Markt. Mancher Anwender sieht dann vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr - und sucht nach Rat. Sich nun für die Neuerungen und daraus ergebenden Trends zu Storage, Netzwerk, Server, Clients, Virtualisierung oder Cloud Computing jeweils einen Vertreter des Herstellers oder einen Dienstleister ins Haus zu holen, überfordert das Budget der meisten Unternehmen. Der direkte Weg zu den richtigen Fachleuten führt in technische Communities.
Der Gemeinschaftsgedanke ist nicht neu. In der Vergangenheit haben sich lokale Zusammenschlüsse für den Erfahrungsaustausch über Mundpropaganda, E-Mail-Verteiler und Foren organisiert. Die virtuellen Gegenstücke leben davon, dass Menschen bloggen, in Foren kommunizieren, Fragen stellen und beantworten, Videos drehen und Podcasts aufnehmen.
In der schnelllebigen Zeit von Cloud und agiler IT ist die Angst groß, mit der Entwicklung nicht Schritt halten zu können. Die Armada an neuen Technologien wächst rasant, wobei es nur wenige Ansprechpartner mit Praxiserfahrung gibt. Dadurch steigt die Unsicherheit weiter. Der Austausch vor Ort bei einer Community-Veranstaltung ist deshalb ein wichtiger Baustein, um über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden zu bleiben. Erste Eindrücke zu neuen Produkten und Services sowie die ersten Praxisberichte verkürzen den Entscheidungsprozess und resultieren in einer offeneren und moderneren IT-Planung.
Für jedes Interesse finden sich Communities
Weil nun aber die Interessen so vielschichtig sind wie die Menschen, die dahinter stecken, entstehen heute deutlich mehr spezialisierte Communities. Es finden sich Gruppen, die sich etwa intensiv mit Wordpress, Virtual Reality oder AWS beschäftigen. Auch zum Thema Programmierung tauscht sich die Community rege aus, in die sich Softwareentwickler bei gemeinsamen Programmierabenden einbringen. Technische Communities zeichnet aus, dass Interessierte dort Gleichgesinnte und versierte Gesprächspartner treffen können. Sie finden Anregungen, stellen Fragen von Angesicht zu Angesicht und erhalten Antworten und Erklärungen zu wichtigen Details. Der Mehrwehrt liegt definitiv im persönlichen Austausch und in der menschlichen Interaktion.
Eine derzeit stark aufstrebende Plattform ist meetup.com, um Communities zu initiieren und Treffen zu organisieren. Über 30 Millionen Mitglieder sind in 272.000 Gruppen und in 182 Ländern aktiv. In Deutschland existieren bereits zahlreiche Gruppen in verschiedenen Regionen.
Auch Softwarehersteller haben das Potenzial erkannt: Microsoft beispielsweise promotet Meetups, sponsert auf Anfrage auch Räume und stellt Referenten. Der Konzern betreut in seinem Programm "Tech Connect" auch eigene Initiativen und Gruppen, darunter unter anderem das Programm "Most Valuable Professional" (MVP). Microsoft gewinnt so an Image, erhält fundiertes Feedback zu seinen Lösungen und vernetzt sich mit der Anwendergemeinde.
Meetups bieten Orientierung und keine Allheilmittel
Meetups sind in der Regel kostenlos. Interessierte legen auf meetup.com ein Benutzerkonto an und können nach technischen Communities in ihrer Umgebung suchen. Wenn sie eine passende Meetup-Gruppe gefunden haben, müssen sie sich bloß noch anmelden. Das System informiert, wann und wo das nächste Treffen stattfindet.
Die meisten Community-Treffen behandeln sehr spezifische Themen - zum Beispiel kognitive Dienste in einem Azure-Meetup. Die Gefahr besteht, dass Communities ihre Mitglieder zur Selbstüberschätzung verleiten. Denn viele Teilnehmer denken nun fälschlicherweise, Dinge vollständig verstanden zu haben und selbst umsetzen zu können. Das wird in den meisten Fällen scheitern.
Ein Community-Treffen ersetzt keine Beratung. Ein IT-Dienstleister verfügt über eine technische Tiefe, die kein Experte in einem einstündigen Vortrag auf einem technischen Community Event bieten kann. Außerdem benötigt ein Unternehmen jemanden, der das Gesamtbild im Auge behält. Nur wer die bestehende IT-Landschaft der Firma kennt und versteht, kann einschätzen, welche neuen Dienste sich wie sinnvoll einsetzen lassen. Neben der Wahl des richtigen Produktes gilt es auch, Lizenzierung, Konzeption, Support und Betrieb der neuen Lösungen zu betrachten. In vielen Fällen müssen interne Prozesse umgestellt, bestehende Systeme angepasst und neue Abläufe etabliert werden.
- Azure Microsoft Cloud Deutschland
Cloud-Dienste "Made in Germany" bietet Microsoft seit Mitte 2016 an. Dazu wurden zwei Rechenzentren in Frankfurt am Main und Magdeburg in Betrieb genommen. - Azure Cloud: Nadella in Deutschland
Satya Nadella, CEO von Microsoft bei der Präsentation der Deutschland-Cloud in Berlin im November 2015: "Unser Ansatz besteht darin, eine hoch skalierbare Public Cloud aufzubauen. Wir bieten unseren Kunden eine echte hybride und verteilte Computing-Plattform." - Azure Paired Region
Höhere Ausfallsicherheit durch "Paired Regions": Nutzer von Azure-Cloud-Diensten können Daten sowie Ressourcen wie Virtual Machines und Datenbanken zwischen zwei Rechenzentren von Microsoft replizieren. Beide liegen in benachbarten Regionen, etwa West- und Nordeuropa, müssen aber mindestens 300 Meilen voneinander entfernt sein. - Azure Marketplace
Ebenso wie Amazon Web Services und andere Cloud Service Provider hat Microsoft auf Azure einen Marktplatz für Produkte von Drittanbietern eingerichtet. - Microsoft Cloud Treuhändermodell
In Deutschland hat Microsoft eine separate Azure-Cloud-Infrastruktur aufgebaut. Zugriff auf die Kundendaten hat ausschließlich ein zwischengeschalteter Treuhänder, in diesem Fall T-Systems. - Alex Stüger
Alex Stüger, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland: "Die Verknüpfung unserer Microsoft-Cloud-Plattform mit deutscher Infrastruktur und deutschem Datentreuhänder ist aus unserer Sicht am Markt einzigartig."
Ein Dienstleister vereint idealerweise die Kompetenz für die Einzellösung und die generelle Sicht. In der Regel nutzen diese Experten Communities, um zu eruieren, was die Anwenderwelt bewegt. So sind sie vorbereitet, wenn eine Firma ein Community-Event im Nachgang vertiefen will oder es fällt ihnen leichter, der gewünschte Trusted Advisor zu sein. Viele Unternehmen benötigen den vertrauensvollen Berater, um IT-Trends sinnvoll und effizient in ein bestehendes IT-Konzept zu integrieren.
In der Gruppe und gut beraten unterwegs
Ein gutes Beispiel für wachsende technische Communities sind die Azure-Meetups, die mittlerweile in 17 Städten und Regionen Interessierte zusammenbringen. Gerade weil Cloud-Dienste mitunter wöchentliche Updates erfahren, ist es den Beteiligten besonders wichtig, up-to-date zu sein.
Ein Azure-Meetup findet oftmals monatlich oder alle zwei Monate statt. Mitglieder und eingeladene Referenten halten Vorträge zu aktuellen Themen. Eine klassische technische Konferenz wie die Microsoft Ignite, die einmal im Jahr stattfindet, lässt Revue passieren, was im abgelaufenen Jahr war. Und die Ignite bietet einen Ausblick auf das Kommende. Das ist super, reicht aber für das Tagesgeschäft nicht mehr aus. Technische Communities sind ein probates Mittel für den Informationsgewinn, um am Ball und im Austausch zu bleiben. Communities und IT-Dienstleister ergänzen sich und bedingen einander mittlerweile sogar. (haf)