Verkannte Genies

28.09.2000
Magneto-optische Speicherlaufwerke sind eigentlich nie richtig zum Zug gekommen. Zu Beginn ihrer Karriere waren die Speicherkapazitäten zu klein, und der Preis war zu hoch. Als sich beide Faktoren normalisiert hatten, wurden CD-Brenner erschwinglich, und es war wieder nichts mit dem erwarteten Aufschwung.

Speicher auf MO-Basis gehören mit zu den sichersten Speichertechnologien überhaupt. Während Daten auf magnetischen Speichern, wie zum Beispiel Disketten oder Wechselplatten, schon durch geringe äußere Magnetfelder beschädigt werden können, sind MO-Medien dagegen immun. CD-Rs sind zwar preiswert, leicht zu bespielen und können überall ausgelesen werden. Da sie aber keine schützende Hülle besitzen, treten selbst bei normalen Gebrauch Kratzer auf, die den Daten auf den Silberscheiben über kurz oder lang den Garaus machen.

MO-Medien arbeiten nach einem anderen Prinzip: Sie sind quasi ein Mittelding zwischen Diskette und CD-R. Die Daten werden magnetisch aufgespielt und optisch wieder ausgelesen. Zum Setzen oder Löschen eines Bits muss die Datenschicht auf rund 200 Grad aufgeheizt werden und gleichzeitig ein äußeres Magnetfeld anliegen. Nur dann kann das Bit gekippt werden.

Dies ist zwar ein relativ aufwendiger technischer Vorgang, der aber inzwischen ausgereift ist.

Äußere Magnetfelder können den Daten nur etwas anhaben, wenn die Scheibe gleichzeitig auf rund 200 Grad aufgeheizt wird.

Datensicherheit wird groß geschrieben

Daten sind also auf den MO-Scheiben sicher aufgehoben. Dazu ein Beispiel: Vor ungefähr sechs Jahren bekam ich ein MO-Laufwerk zum Testen in die Redaktion. Die maximale Kapazität der Medien betrug damals 128 MB. Nach sechs Jahren in ein MO-Laufwerk der neuesten Generation (1,3 GB Kapazität) eingelegt, waren alle Daten noch komplett vorhanden. Kann man das auch von einer Diskette erwarten?

Neben der Rückwärtskompatibilität zu den alten Medien spricht die enorme Datensicherheit für MO.

Bislang werden MO-Laufwerke aber nicht so akzeptiert wie andere Massenspeicher. Dabei sind die heutigen Modelle kaum langsamer als CD-R-Brenner.

"70 Prozent aller MO-Laufwerke werden in Japan verkauft", gibt Produkt-Manager Thomas Bengs von Fujitsu zu. "Die restlichen 30 Prozent werden in den USA und in Europa abgesetzt. Dabei liegt Deutschland an der Spitze."

Um den Verkauf von MO-Laufwerken anzukurbeln, plant Fujitsu in den nächsten Wochen und Monaten einige interessante Projekte.

Als erstes wäre das Digital-Video- Kit zu nennen. Neben dem 1,3-GB-MO-Laufwerk enthält das Kit eine PCI-Firewire-Karte und eine Videoschnitt-Software. Da die meisten Digital-Camcorder einen digitalen Ausgang besitzen, ist eine teure Videokarte nicht erforderlich. Der Kunde kann damit sofort loslegen und seine Filme schneiden sowie auf einem MO-Medium sichern. Der Preis für dieses Kit steht noch nicht fest, soll aber unter 1.000 Mark liegen. Das liegt weit unter dem Preis einer guten Videokarte. Bengs sieht mit diesem Kit eine Chance, die Vorteile von MO-Laufwerken im Mainstream-Markt bekannt zumachen.

Nach dem Videokit sollen weitere Aktionen die Popularität von MO steigern. Dazu gehört, ein Digital- Foto-Kit, was aus einer Kamera, einem Drucker und natürlich einem MO-Laufwerk bestehen soll. Ebenfalls angedacht ist ein Traveller-Kit mit einem nur 17 Millimeter hohen MO-Laufwerk. Dieses wurde gerade in den USA vorgestellt.

Auch ein Multimedia-Kit steht auf der Wunschliste von Bengs. Besonders interessant hierbei ist die auf den Medien integrierte ID-Nummer. So lassen sich zwar Musiktitel von dem Medium kopieren, dann aber nicht abspielen. Diese ID-Nummer erfüllt den Wunsch der Musikindustrie nach kopiersicheren Musikscheiben.

Künftige Entwicklungen

Laut Bengs wird der Parallelport-Anschluss für MO-Drives langsam, aber sicher durch USB und Firewire-Schnittstellen verdrängt. Laufwerke mit SCSI-Anschluss werden aber weiterhin gefertigt. Eine Erhöhung der Kapazität ist geplant, Bengs rechnet nicht vor Anfang des nächsten Jahres mit neuen Modellen. (jh)

www.fujitsu.de

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