Von Harald Weiss, New York
Die US-amerikanische Computer-Supermarktkette CompUSA will innerhalb der nächsten drei Monate 126 seiner 229 Märkte schließen. Offen bleiben nur noch Top-Locations in nicht gesättigten Umgebungen, heißt es. Außerdem soll es eine Finanzspritze von 440 Millionen Dollar aus einer nicht genannten Quelle geben. In der Hauptverwaltung und in der Logistik sind weit reichende Umstrukturierungen und Entlassungen vorgesehen, um damit die Kosten dauerhaft zu senken.
CompUSA gehört dem mexikanischen Milliardär Carlos Slim und veröffentlicht als Privatunternehmen keine weiteren Geschäftszahlen. Mit dem jetzt bekannt gegebenen Downsizing folgt CompUSA den Ankündigungen von Circuit City, das ebenfalls 70 Geschäfte schließen will.
Abholmärkte bieten zu wenig Beratung
Hintergrund der Schließungen ist eine Art Identitätskrise, die den Computerfachhandel in den USA erfasst hat. Die einst reinrassigen Computerabholmärkte wurden in den vergangenen Jahren von vielen Seiten in die Zange genommen und konnten häufig nicht schnell genug auf Marktveränderungen reagieren.
Da gab es zunächst die Online-Umsätze von Dell und später von allen Herstellern. Schlimmer waren jedoch die Veränderungen der vergangenen zwei bis drei Jahre, in denen der heimische PC zum Zentrum des Heim-Enter-tainments wurde und die Anschaffung von iPod, Handy und Digi- cams das CE-Budget der End-User verschlang.
CompuUSA versuchte beispielsweise, mit einem integrierten Apple-Store sowie entsprechenden Foto- und TV-Abteilungen auf diesen Gebieten mitzuhalten, doch das stieß vielerorts an die Kapazitäts- und Beratungsgrenzen. In Sachen Fläche waren die klassischen Elektronik- und Elektroketten, wie Best Buy und Target, besser positioniert. Und am anderen Ende des Angebotes bevorzugt der Markt lieber die kleinen Spezialgeschäfte, wie den Apple-Store oder spezielle Handy- beziehungsweise Fotogeschäfte, deren Angebote auf dem jeweiligen Gebiet umfangreicher sind und die vor allem eine entsprechende Beratungsleistung erbringen können.
Als Ausweg versucht CompUSA, im Small Business zu landen, doch das war bislang auch nicht besonders erfolgreich, da hier die notwendige Beratung und der erforderliche Service entweder nicht erbracht werden kann oder die Kunden diese Leistung dort nicht vermuten.