(NEU: Reaktion der EU)
Von Christine Benders-Rüger DOW JONES NEWSWIRES
ARLINGTON (Dow Jones)--Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern EADS und sein US-Partner Northrop Grumman sind aus dem Rennen um den milliardenschweren Tankerauftrag der US-Luftwaffe. EADS und Northrop werden sich nicht um den 35 Mrd USD schweren Auftrag des US-Verteidigungsministeriums bewerben. Die Ende Februar vorgelegten Ausschreibungsbedingungen würden den Wettbewerber Boeing klar bevorzugen, teilten Northrop Grumman und EADS North America am Montagabend mit.
Der Airbus-Vorstandsvorsitzende Thomas Enders begründete den Rückzug mit der "Voreingenommenheit" der US-Regierung sowie den unfairen Wettbewerbsbedingungen bei der Neuausschreibung des Milliardenauftrags. Anders als die erste Ausschreibung, die Northrop/Airbus 2008 gewonnen hatte, sei die jetzige Ausschreibung "maßgeschneidert auf den kleineren und weniger leistungsfähigeren Flieger der Konkurrenz. Es geht hier nicht mehr um das beste Tankflugzeug und auch nicht um einen fairen Wettbewerb", sagte Enders in der Nacht zum Dienstag der "Financial Times Deutschland".
Die Europäische Kommission zeigte sich enttäuscht und besorgt, dass sich ein wichtiger potentieller Anbieter außerstande sehe, für einen Auftrag dieser Art zu bieten. Offene Beschaffungsmärkte garantierten einen besseren Wettbewerb und die Steuerzahlen erhielten einen besseren Gegenwert für ihr Geld, erklärte Handelskommissar Karel De Gucht am Dienstag in Brüssel.
Die Handelsbilanz im Verteidigungssektor zwischen den USA und der Europäischen Union sei traditionell immer zu Gunsten der USA ausgefallen. Die EU-Kommission wäre "extrem besorgt", falls sich herausstellen sollte, dass die Ausschreibungsbedingungen einen offenen Wettbewerb verhindert haben und werde die weitere Entwicklung genau verfolgen.
Enders bedauerte, dass Airbus nun nicht mehr im Rennen um den Auftrag für zunächst 179 Tankflugzeuge ist. "Die US-Luftwaffe weiß, dass wir bei weitem das bessere Produkt anbieten", sagte der Manager. Er verwies darauf, dass der Rückzug eine Entscheidung des US-Partners Northrop Grumman als Anführer des Konsortiums war. "Wenn unser Partner heute davon überzeugt ist, dass wir in diesem Umfeld keine Chance haben zu gewinnen, egal wir gut unser Angebot ist, kann ich dieser Einschätzung nur folgen", erklärte Enders. Er deutete damit an, dass die Rückzugs-Entscheidung des US-Partners von dem europäischen Flugzeughersteller nicht forciert wurde.
Auf die Frage, ob er die Ausschreibungsbedingungen als Protektionismus bewerte, lehnte Enders einen Kommentar ab. "Politische Bewertungen überlasse ich anderen." Für ihn sei nur klar, dass sich unter den derzeitigen Bedingungen ein Antritt von uns wirtschaftlich nicht lohnt."
Die US-Regierung reagierte "enttäuscht" auf den Rückzug von EADS und Northrop Grumman aus dem Bieterverfahren. Die Ausschreibung sei "fair strukturiert" gewesen, sagte Vize-Verteidigungsminister William Lynn. Northrop und sein Rivale Boeing hätten "einen echten Wettbewerb" austragen können. Von dem US-Flugzeughersteller Boeing hieß es in einer ersten Stellungnahme, man werde ein "transparentes und wettbewerbsfähiges Angebot" vorlegen, das alle Bedingungen der Air Force erfülle.
An der Börse kam die Nachricht für EADS nicht gut an. Druck auf die EADS-Aktie erwarten Händler nach dem überraschenden Rückzug von der Ausschreibung. "Dem Markt war eigentlich klar, dass die Amerikaner freien Wettbewerb nur vortäuschen, aber irgendwie hat man doch auf eine Chance gehofft", sagte ein Händler. Schließlich habe sich das Modell von EADS bereits in vorherigen Ausschreibungen als besser erwiesen.
Seit 2001 versucht die Airforce, ihre alternden Tankflugzeuge zu ersetzen. Die Maschinen haben ein Durchschnittsalter von 50 Jahren. Bei dem neuen Auftrag geht es um 179 Flugzeuge mit der Aussicht, dass Amerikas Verbündete ebenfalls Kunden werden. Bei einer vorhergehenden Ausschreibung des Tankflugzeug-Auftrags 2008 hatte Airbus zusammen mit Northrop Grumman den Auftrag erhalten. Dagegen hatte sich Boeing wegen unklarer Ausschreibungssbedingungen jedoch erfolgreich vor dem Government Accountability Office (GAO) zur Wehr gesetzt, so dass der Auftrag neu ausgeschrieben wurde. Für die Expansionspläne von Airbus bzw EADS in den USA ist das Ausscheiden aus dem Ausschreibungsverfahren ein schwerer Rückschlag.
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