(NEU: Weitere Aussagen Reitzles) Von Natali Schwab DOW JONES NEWSWIRES
MÜNCHEN (Dow Jones)--Der Gase- und Engineeringkonzern Linde AG wird seine Mittelfristziele für 2010 angesichts der weltwirtschaftlichen Unsicherheiten nicht wie geplant erreichen können. Ursprünglich hatte Linde eine ROCE von 13% und ein operatives Konzernergebnis von mindestens 3 Mrd EUR angestrebt. Diese würden nun erst später erreicht, teilte das Unternehmen mit Sitz in München am Montag mit.
Die Ziele würden nicht aufgegeben, sagte der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Reitzle auf der Bilanzpressekonferenz. Wann sie erreicht würden, könne er jedoch nicht sagen.
2008 lag die ROCE bei 12,4% (10,3%). Das operative Konzernergebnis erhöhte sich auf 2,555 (2,424) Mrd EUR. Der Gewinn je Aktie stieg wie bereits bekannt bereinigt auf 5,46 (5,02) EUR. Damit habe Linde ihre Ziele in vollem Umfang erreicht, sagte der Vorstandsvorsitzende. Der Konzernumbau zahle sich aus. Das Unternehmen will seinen Aktionären eine höhere Dividende von 1,80 (1,70) EUR zahlen.
Im vierten Quartal habe der Konzern als Folge der Wirtschaftskrise in einigen Regionen eine deutlich rückläufige Nachfrage verzeichnet, sagte Reitzle. Auch in den ersten Wochen des laufenden Jahres habe es keine Anzeichen für eine nachhaltige Trendwende gegeben. Die Geschäftsentwicklung habe im Januar und Februar leicht unter dem Niveau des Vorjahres gelegen.
Für 2009 erteilte Linde einer konkreten Prognose daher eine Absage. "Aus heutiger Sicht ist es immer noch möglich, dass der Konzernumsatz und das Konzernergebnis leicht über oder auf dem Niveau des Vorjahres liegen. Wir müssen aber auch einen Rückgang einkalkulieren", sagte der Vorstandsvorsitzende.
Abhängig von der Nachfrageentwicklung im Gase- und Anlagenbaugeschäft werde sich der Umsatz- und Ergebnistrend erst in der zweiten Jahreshälfte verfestigen. Für das Positivszenario sei dabei ein deutlicher Nachfrageanstieg im zweiten Halbjahr jedenfalls zwingend erforderlich, betonte der Manager. Das Jahr 2009 wolle er allerdings noch nicht abschreiben.
Linde sei nicht immun gegen die weltweite Rezession. Um unter den schwierigen Rahmenbedingungen den Kurs weiter halten zu können, werde der Münchener Gase- und Engineeringkonzern sein Programm zur nachhaltigen Prozessoptimierung und Produktivitätssteigerung beschleunigt umsetzen.
Linde hatte bereits zu Beginn des Jahres 2008 ein neues Programm mit Namen HPO (High Performance Organisation) zur Effizienzsteigerung eingeleitet. HPO soll in den kommenden vier Jahren - ab dem laufenden Geschäftsjahr 2009 - zu einer Bruttokostensenkung von insgesamt 650 Mio bis 800 Mio EUR führen.
Sämtliche Projekte von HPO seien langfristig ausgerichtet, erklärte Reitzle. Vor dem Hintergrund der abermals verschlechterten Rahmenbedingungen habe Linde zum Jahresende einige Sofortmaßnahmen wie Einstellungsstopp, Senkung der Kosten für Reisen und externe Berater eingeleitet. Darüber hinaus sei das Neuprogramm für Investitionen "erheblich angepasst worden, zudem plane das Unternehmen mit durchgängig niedrigeren Budgets als im vergangenen Jahr. Die Investitionen wolle Linde 2009 in einer Größenordnung von 10% zurückfahren, so der Manager.
Reitzle zeigte sich zuversichtlich, dass die Sparmaßnahmen ausreichen, um die derzeitige Krise abzufedern. Die Umsatzrückgänge lägen derzeit nicht im zweistelligen Bereich. Deswegen gehe Linde davon aus, dass die Maßnahmen genügen würden.
HPO folge direkt auf das Synergieprogramm aus der Akquisition des britischen Unternehmens BOC im Jahr 2006. Es sei Lindes Ziel, die auf Basis dieses Programmes angestrebten Kostensynergien von 250 Mio EUR jährlich im Geschäftsjahr 2009 erstmals vollständig zu realisieren.
Von der weltweiten Rezession werde auch der internationale Markt für Industriegase nicht verschont bleiben. Insgesamt zeigten die ersten Monate, dass mit einer schwächeren Marktentwicklung gerechnet werden müsse, sagte Reitzle. In der Division Gases wolle sich Linde 2009 trotz der im laufenden Jahr zu erwartenden Nachfrageschwäche besser entwickeln als der Markt und die Produktivität weiter steigern. Die Szenarienplanung für 2009 reiche in der Sparte von einem leichten Umsatz- und Ergebnisanstieg bis hin zu einem Umsatz- und Ergebnisrückgang.
Für die Division Engineering bilde der hohe Auftragsbestand mit mehr als 4 Mrd EUR "eine gute Grundlage für eine vergleichsweise stabile Geschäftsentwicklung" in den kommenden zwei Jahren. Allerdings müsse auch im internationalen Großanlagenbau mit Verschiebungen bei der Vergabe von Neuprojekten gerechnet werden.
In einem schwächeren Szenario gehe der Konzern davon aus, dass die neuen Auftragseingänge nicht ausreichen würden, um in dem Bereich 2009 das Umsatzniveau des Vorjahres erreichen zu können. Bei der operativen Marge hingegen bleibe ein Wert von 8% unverändert Lindes Zielgröße.
Analysten von Merck Finck (MeFiCo) sagten zu Lindes Geschäftsbericht, dieser habe keine Überraschungen enthalten. Den Ausblick Lindes für 2009 bezeichneten die Analysten als "klug und positiv". Überdies entspreche er ihren jüngsten Schätzungen. Merck Finck rechnet mit einem Umsatzrückgang um 2% und einem Rückgang des operativen Ergebnisses um 7%.
Der Ausblick sei wie erwartet sehr vage und reiche von Wachstum bis Umsatzrückgang, merkten die Analysten der LBBW an. Dies gelte für beide Geschäftsbereiche gleichermaßen. Die Verschiebung des Ergebnisziel für 2010 nach hinten nannten sie "wie erwartet".
An der Börse gaben Linde-Aktien nach. Sie verloren am späten Vormittag 1,4% auf 52,35 EUR, während sich der DAX sehr fest entwickelte.
Webseite: http://www.linde.com -Von Natali Schwab, Dow Jones Newswires; +49 (0)69-29725 119, consumer.de@dowjones.com DJG/nas/jhe Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de
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