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Von Michael Brendel
Dow Jones Newswires
HANNOVER(Dow Jones)--Die Continental AG hat ihr Interesse an dem Automobilgeschäft der Siemens AG ebenso bekräftigt wie die Umsatz- und Gewinnprognose für das laufende Jahr. Siemens VDO wäre "ohne jeden Zweifel eine Verstärkung", sagte der Conti-Vorstandsvorsitzende Manfred Wennemer am Dienstag auf der Hauptversammlung in Hannover. Aus beiden Unternehmen könne "ein noch besseres Unternehmen mit besten Zukunftsperspektiven im globalen Wettbewerb" entstehen, sagte er.
Siemens hat dagegen wiederholt betont, trotz Interessensbekundungen für VDO werde derzeit nur ein Börsengang "konkret" geplant. Interesse gibt es offenbar sowohl bei strategischen als auch bei Finanzinvestoren. Offiziell hat bislang lediglich Continental Interesse an einer teilweisen oder kompletten Übernahme von Siemens VDO bekundet.
Analysten gehen davon aus, dass Conti für einen VDO-Kauf mehr bietet als Siemens durch ein IPO erlösen könnte. Wennemer versicherte am Dienstag, dass Conti im Fall von Übernahmen nur dann einen für den Markt unerwartet hohen Kaufpreis zahlen werde, wenn der Konzern den Preis selbst als angemessen angesehen betrachte. "Sollten wir in Zukunft für einen Zukauf nach Ansicht von Beobachtern einen 'stolzen' Preis bezahlen, dann können sie ganz sicher davon ausgehen, dass wir diesen Preis für gerechtfertigt halten", sagte er.
Conti hat mehr als vier Mrd EUR für Übernahmen zur Verfügung. Im vergangenen Jahr wurde für rund eine Mrd EUR das Automobilelektronik-Geschäft von Motorola erworben und vor wenigen Tagen eine 51%-Beteiligung an dem slowakischen Reifenhersteller Matador übernommen. Der Konzern will sich von den Aktionären zudem eine Kapitalerhöhung von bis zu 50% genehmigen lassen. Dadurch könnten dem Unternehmen nach derzeitigem Börsenkurs über 7 Mrd EUR zufließen.
"Wir sind in einem globalen Wettbewerb unterwegs, das gilt auch für die Dimension möglicher Akquisitionen. Deshalb denken wir durchaus gleich in einem größeren Rahmen", so Wennemer. Im vergangenen Jahr hatten die Anteilseigner einen solchen Schritt verweigert.
Weiterhin in der Schwebe befindet sich der geplante Bau eines Reifenwerkes in China. "Die Pläne selbst liegen fertig in der Schublade", sagte er. Zunächst aber solle die Markterschließung in China weiter vorangetrieben werden.
Weiterhin rechnet Conti mit einem organischen Umsatzwachstum von mindestens 5% sowie einem steigenden operativen Ergebnis. Im vergangenen Jahr hatte Conti bei einem Umsatzplus von 7,6% auf 14,89 Mrd EUR ein um 6,3% höheres EBIT von 1,60 Mrd EUR ausgewiesen. Gestiegene Rohstoffpreise belasteten das Ergebnis mit 317 Mio EUR.
Erneut stellte er auch eine größere Effizienz bei den Bilanzstrukturen in Aussicht. "In erster Linie wolle wir dies durch geeignete Akquisitionen erlangen", sagte er. Angepeilt werde dabei ein Verschuldungsgrad von 80% bis 100%. Im vergangenen Jahr hatte das Gearing bei 25% gelegen. Aktienrückkäufe seien bei diesem Vorhaben "für uns von geringerer Priorität"
Am Dienstag verlor die Conti-Aktie bis 10.31 leicht um 0,1% auf 101,68 EUR. Trotz der im Vergleich zu den wichtigsten Wettbewerbern positiven Ertragsentwicklung im vergangenen Jahr hat die Conti-Aktie auf Jahressicht nur um 8% zugelegt. Allerdings hat sich der Wert in den vergangenen vier Jahren mehr als versechsfacht und mit 103,80 EUR kürzlich ein Allzeithoch erreicht.
Wettbewerber wie Goodyear oder Michelin hatten in den vergangenen zwölf Monaten zwar schwerer an den hohen Rohstoffkosten und Restrukturierungsmaßnahmen zu tragen und waren teilweise ins die Verlustzone gerutscht. Die Kursentwicklung war von einer niedrigen Basis aus aber deutlich positiver: Goodyear stiegen um 240%, Michelin um 60%.
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