Energieeffizienz und Stromverbrauch
Wenn es um Energieeffizienz geht, sind Rechenzentren bei weitem nicht auf dem aktuellen Stand der Technik. Dies hat eine von uns beauftragte IDC-Umfrage in fünf europäischen Ländern unter mittelständischen Unternehmen ergeben. Zwei Drittel der befragten IT-Organisationen betreiben ihre Rechenzentren zu kalt. Mit durchschnittlich 15,5 Grad Celsius verbrauchen sie somit unnötig Energie für die Kühlung. Ist die Temperatur zu niedrig, führt dies zu einem ungünstigen PUE-Wert (Power Usage Effectiveness), der bei der Befragung im Durchschnitt bei über 2,0 lag. Der PUE-Wert setzt die im Rechenzentrum verbrauchte Energie ins Verhältnis zur Energieaufnahme der Rechner: Je näher der PUE-Wert der Zahl 1 kommt, desto effizienter arbeitet das Rechenzentrum. Industrieweit gilt ein PUE-Wert von 1,4 als ausgezeichnet, während große IT-Dienstleister mit optimierten Anlagen auch Werte von 1,2 oder weniger erreichen.
Optimierung des Stromverbrauchs
39 Prozent der Befragten legen daher im kommenden Jahr eine hohe Priorität auf die Optimierung des Stromverbrauchs im Rechenzentrum. Die Reduzierung des Energieverbrauchs dürfte jedoch schwierig werden, da die Rechenzentren laut Umfrage im Schnitt sieben Jahre alt sind. Die vorhandenen Konzepte für Klimatisierung und Energieversorgung sind daher überholt und erschweren eine energietechnische Sanierung.
Abhilfe kann eine Modernisierung durch modulare Rechenzentren schaffen: 25 Prozent der IT-Experten erwarten niedrigere Betriebskosten durch den künftigen Einsatz modularer Rechenzentren. Modulare Rechenzentren bestehen aus vorkonfigurierten Infrastrukturkomponenten für Energie- und Notstromversorgung, Energieverteilung und Klimatisierung. Durch die aufeinander abgestimmten Komponenten wird beispielsweise der Energieverbrauch für die Klimageräte optimiert, sodass sich IT-Infrastrukturen mit insgesamt verbesserter Energieeffizienz betreiben lassen.
- 8 Trends bei Servern und Data Center
Forrester erwartet für die nächste Zeit Bewegung im Server- und Rechenzentrums-Markt - darunter neue x6 CPU-Angebote und Druck, den Energieverbrauch zu senken. - 1. Nächster größerer x86-Server-Zyklus:
Gegen Ende des Jahres rechnet Fichera mit dem einflussreichsten Ereignis: der nächsten Generation an CPUs und Servern, die auf der Ivy Bridge-Architektur von Intel basieren. Es werde zunächst eine Überlappung mit den derzeitigen E5 CPUs geben. Die neuen E7 CPUs hingegen machten voraussichtlich einen Sprung hin zu einer neuen Architektur und einem 22 nm-Prozess. Forrester prognostiziert, dass dabei ein Teil der Ressourcen für eingebaute Beschleuniger wie Kryptographie und Virtual Machine Acceleration sowie in zusätzliche Sicherheitsfeatures, die bereits von anderen Ivy-Bridge-Chips bekannt sind, verwendet werden. - 2. Entschleunigung bei den ARM-Servern:
Der ARM-Gegenpol Cortex A53/A57 werde vermutlich erst Ende des Jahres erhältlich sein, die ersten Systeme sogar erst im kommenden Jahr. Für einen Schub sorgten immerhin die Aktivitäten vom AMD, das eine ARM-Architektur-Lizenz angeschafft und SeaMicro übernommen hat. - 3. Auch AMD bleibt Nischenspieler:
Wenn AMDs neue Piledriver-CPUs die Vorgänger der Bulldozer-Serie nicht mehr als deutlich übertreffen, tut sich dieser Anbieter laut Forrester im Mainstream-Server-Geschäft schwer. Es verbleibt die Nische der hohen Taktfrequenz bei geringer Power und niedrigem Preis. Unbekannte in dieser Kalkulation bleiben laut Studie vorerst das erwähnte neue ARM-Standbein und die integrierte CPU/GPU-Technologie für Laptop- und Desktop-Produkte. - 4. Hybrid Scalar/GPU wird Mainstream:
Nach den ersten Erfolgen von Nvidia und AMD im GPU-Segment mischt Intel hier seit 2012 mit dem Intel Xeon Phi mit. In Sachen Performance hinkt man laut Forrester zwar hinterher, aber der Trumpf ist die Kompatibilität mit x86-Codes. Dieses Scharnier lässt die GPU-Technologie nun wirklich im Mainstream ankommen, insbesondere in der hybriden System-Form mit x86- und GPU-Prozessoren. - 5. Konvergente Infrastrukturen entwickeln sich weiter:
Alle Anbieter haben die neue Intel-Technologie in ihr Portfolio an Blade Servern und Converged Infrastructures (CIs) aufgenommen. Laut Forrester wird nach IBMs PureSystems-Produktlinie in diesem Jahr HP im Blade-Bereich nachziehen. Schneller voran soll es aber vor allem auch bei den Storage-zentrierten CIs gehen, die teilweise für virtualisierte Umgebungen optimiert werden, teilweise zur Basis-Technologie für die Private Cloud getrimmt werden. Forrester nennt hierzu als Beispiele die teilweise modularen Angebote von Nutanix, SimplVity und HDS. - 6. Mehr DCIM-Lösungen:
Der Anspruch von DCIM-Lösungen ist es, die physische Umwelt im Rechenzentrum ganzheitlich zu erfassen und Zukunftsszenarien fassbar zu machen. Forrester macht Schneider und Emerson als vorerst wichtigste Anbieter aus und nennt einige grundlegende Funktionen für DCIM-Software: Inventory & Discovery, eine fortlaufende Sammlung von Daten, konsolidiertes Display, Trend-Analyse und Modell-Lösungen für die Implementierung. - 7. Fortschritte beim modularen Rechenzentrum:
Die herausragenden Vorzüge modularer Rechenzentren bleiben laut Studie vorerst bestehen. Erstens sind sie etwas günstiger als konventionelle Data Center, zweitens sehr viel schneller zu erwerben. Die Hülle gibt es in der Regel binnen sechs bis zwölf Wochen. In höchstens zwei Jahren sollte auch die Infrastruktur eines klassischen Rechenzentrums installiert sein. - 8. SDDC gewinnt an Bedeutung:
Das Software-Defined Data Center (SDDC), ursprünglich von VMWare propagiert, gewinnt laut Studie als Organisationskonzept für komplexe virtualisierte Infrastrukturen an Gewicht. Bereitgestellt werde eine komplett Software-basierte Abstraktion des Rechenzentrums, die alle Server, Speicherkapazitäten und Netzwerke beinhalte.
Zum Hintergrund: Rechenzentren verbrauchen in Deutschland rund 1,8 Prozent des gesamten Stroms, also rund zehn Terawattstunden jährlich. Der Branchenverband BITKOM schätzt, dass davon rund ein Fünftel in älteren Rechenzentren für Kühlung und Stromversorgung benötigt wird. Würde die Effizienz dieser Anlagen nur um zehn Prozent erhöht, so spart dies rund 200 Gigawattstunden im Jahr, umgerechnet 115.000 Tonnen Kohlendioxid.
Für 2015 erwarten wir ine Modernisierungsoffensive im Mittelstand für die IT-Infrastruktur. Die Rechenzentren sind im Schnitt rund sieben Jahre alt. Damit sind Klima-technik, Energieversorgung und Konzepte für IT-Sicherheit längst nicht mehr auf dem Stand der Technik. Gleichzeitig wächst die Abhängigkeit der Unternehmen von ausfallsicheren IT-Systemen bei steigender Komplexität der IT-Landschaft. Zusammen mit den steigenden Energiekosten sind dies zentrale Treiber für die dringend notwendige IT-Modernisierung im Mittelstand.
IT-Sicherheit
Mittelständische Unternehmen aus Deutschland gelten auf vielen Spezialgebieten als Weltmarktführer. Daher hat der Mittelstand auch bei der IT-Sicherheit vergleichbare Anforderungen wie große Unternehmen. Beispielsweise müssen Rechenzentren auch in mittelständischen Betrieben hochverfügbar arbeiten, da immer mehr Prozesse entlang der Wertschöpfungskette auf unterbrechungsfreie IT-Lösungen angewiesen sind. Dies stellt besonders hohe Anforderungen an den Rechenzentrumsbetrieb. Diese müssen einerseits einen hohen physischen Schutz unterstützen und andererseits die Hochverfügbarkeit der IT durch redundante Stromversorgung und Klimatechnik sicherstellen.
Eine im April 2014 veröffentlichte Studie der Beratungsgesellschaft PwC zeigt, dass besonders der deutsche Mittelstand auf Hackerangriffe, Datendiebstahl und Cyber-Kriminalität nur unzureichend vorbereitet ist. So rückt der Mittelstand als Innovationstreiber verstärkt in den Fokus von Industriespionage: 31 Prozent der mittelständischen Unternehmen bis 499 Mitarbeiter wurden bereits Opfer von Hackerangriffen. Dies meldete der BITKOM im Oktober 2014. Damit ist der Mittelstand von Datendiebstahl stärker betroffen als Großunternehmen. Die durch Wirtschaftsspionage entstandenen Schäden schätzte die Bundesregierung im Jahr 2013 auf bis zu 50 Milliarden Euro jährlich.
Nachholbedarf bei der Ausfallsicherheit
Welche Sicherheitsaspekte mittelständischen Unternehmen in Europa besonders wichtig sind, zeigt eine im Auftrag von Rittal in fünf europäischen Ländern durchgeführte Studie der Analysten von IDC. Die Untersuchung gibt Einblicke in den Stand der IT mittelständischer Unternehmen und zeigt, dass insbesondere bei der Ausfallsicherheit im Rechenzentrum erheblicher Nachholbedarf besteht.
So halten im Schnitt 24 Prozent der befragten IT-Experten ihr Redundanzkonzept als nicht ausreichend und planen, die Ausfallsicherheit im Rechenzentrum zu verbessern. Deutlich kritischer erscheint die Situation bei mittelständischen Unternehmen der Fertigungsindustrie. Hier sehen 46 Prozent aller Befragten eine Verbesserung der Verfügbarkeit der IT-Systeme als wichtig oder sehr wichtig an.
"Beim Ausbau der Rechenzentren über Public Cloud-Angebote wird sich der Mittelstand auch im Jahr 2015 zurückhalten. Eine Umfrage unter mittelständischen Unternehmen in fünf europäischen Ländern von IDC im Auftrag von Rittal zeigt, dass 60 Prozent der Befragten vor den Risiken einer Public Cloud zurückschrecken. Das eigene Rechenzentrum gilt für viele Unternehmen (93 Prozent) auch weiterhin als wesentlicher Schlüssel für den wirtschaftlichen Erfolg. Der Ausbau der IT-Kapazitäten wird daher verstärkt über Private Cloud-Lösungen im eigenen Rechenzentrum erfolgen. Modulare Rechenzentren werden sich weiter am Markt durchsetzen, da sich hiermit sehr schnell Cloud-Kapazitäten mit hoher IT-Sicherheit im eigenen Haus aufbauen lassen."
Modulare Rechenzentren
Das Konzept für ein modulares Rechenzentrum unterstützt die Anforderung von Unternehmen nach mehr Agilität und Skalierbarkeit. So lassen sich kürzere Produktlebenszyklen, die Inbetriebnahme neuer Systeme oder die Implementierung neuer Vorschriften rasch umsetzen. Auch wenn diese Konzepte noch relativ neu auf dem Markt sind, nimmt der Bekanntheitsgrad weiter zu. Laut IDC verzeichnete das Marktsegment in den letzten Jahren ein starkes Wachstum im zweistelligen Bereich. In EMEA wurden Investitionen im Wert von dreistelligen Millionenbeträgen getätigt. "Modulare Rechenzentren sind ein sinnvolles Angebot, um den aktuellen geschäftlichen Herausforderungen zu begegnen. Die vorkonfigurierten Module oder Container können im Vergleich zu einem herkömmlichen Rechenzentrumsneubau kostengünstiger sein und lassen sich innerhalb weniger Wochen einrichten", erläutert Chris Ingle, Vice President, IDC. (rw)