Ein etwas komisches Gefühl ist es schon, wenn man bei der ersten Nutzung der Ryd-App nach dem Tanken die Tankstelle verlässt, ohne den Kassenraum aufgesucht zu haben. Doch es geht völlig in Ordnung, wenn man bei den angeschlossenen Tankstellen vorfährt, mit dem Smartphone die App aufruft, zapft und dann den getankten Betrag bestätigt. Nach wenigen Sekunden ist dann der Eingang der Zahlung autorisiert und man kann weiterfahren.
Möglich macht dies die App "Ryd" vom Münchner Startup ThinxNet. Nach der Installation der App und der Hinterlegung der Bezahlinformationen ist das Smartphone bereit für das Bezahlen direkt an der Zapfsäule. Außendienstler in Zeitdruck können so schneller weiterfahren. "Zeit ist Geld, das gilt für Geschäftsleute noch mehr als es für private Autofahrer. Kurz gesagt, Mit Ryd Pay kann man effizienter arbeiten und damit Geld sparen", beschreibt Simon Schlephorst, Head of Business Unit Ryd Pay bei ThinxNet, die Lösung. Zudem lassen sich durch die Bezahl-App in Zeiten der Corona-Pandemie Kontakte in der Kassenschlange vermeiden.
Einen vergleichbaren Service bietet auch Mercedes-Benz mit der App "Bertha". Die Ähnlichkeit kommt nicht von ungefähr, denn die nach der Autopionierin Cäcilie Bertha Benz benannte Anwendung setzt auf die Technik von ThinxNet auf.
Tankstellennetz verdoppelt
Noch ist der Service nur an ausgewählten Tankstellen verfügbar. Wo per Ryd bezahlt werden kann, wird auf der Karte in der App angezeigt. Diese dient zudem zum Spritpreisvergleich, auch mit Tankstellen, die nicht an Ryd teilnehmen. ThinxNet-Manager Simon ist aber optimistisch, dass sich die Anzahl der Akzeptanzstellen schnell erhöhen wird: "Das Ryd-Pay-Netz hat sich 2020 verdoppelt und wächst 2021 kontinuierlich weiter. Etliche bereits unterschriebene Tankstellenpartner stehen kurz vor Go-Live", erklärt er. Zusätzlich stehe man in "sehr guten Gesprächen" mit vielen weiteren Tankstellenpartner. Dabei spricht ThinxNet sowohl mit kleinen Pächtern einzelner freien Tankstellen als auch mit großen, deutschlandweit agierenden Konzernen. "Insbesondere im ländlichen Gebieten sind regionale Tankstellen-Partner entscheidend und können viel bewirken", weiß Schlephorst. Als Beispiel führt er die Rollouts von Team und Willer an, mit denen Schleswig-Holstein binnen weniger Wochen zum bestvernetzten Ryd-Bundesland wurde.
Bald soll auch eine länderübergreifende Nutzung möglich sein: "Gerade bereiten wir mit unseren Tankstellen-Partner vor Ort die letzten Schritte für den Go-Live von Ryd Pay in der Schweiz, Österreich und Benelux vor", erzählt Schlephorst. Er geht davon aus, in diesen Ländern noch in diesem Quartal erste Zahlungen an der Tankstelle möglich werden. Portugal und Spanien sollen dann im Laufe des Jahres folgen.
Flottenmanagement in Arbeit
Für Firmen wird der Service besonders interessant, wenn ganze Fahrzeugflotte angemeldet werden können und Mitarbeiter über einen Firmenaccount tanken können. Hier steht man bei Ryd kurz vor der Implementierung, die noch im ersten Halbjahr 2021 erfolgen soll: "Über eine modulare Lösung werden Unternehmen in der Lage sein mehrere Fahrzeuge zu verwalten", verspricht der ThinxNet-Manager. Zusätzlich stehe man mit ersten Flottenkarten Anbietern in Kontakt, Tank- und Flottenkarten als Zahlungsmittel kurzfristig zu ermöglichen. "Was unsere Geschäftskunden besonders schätzen ist die einfache Abrechnung, vor allem beim Einsatz von Firmenkreditkarten", berichtet der Ryd-Chef. Dies spare sowohl Zeit für die tankendenden Mitarbeiter als auch für deren Kollegen in der Buchhaltung. Statt sich über Zettelwirtschaft oder verlorene Belege zu ärgern zu müssen, geht die Rechnung automatisch per E-Mail an die entsprechende Inbox.
Die Bezahlung von Parkgebühren per App hat man bei Ryd ebenfalls auf dem Schirm, allerdings ist dies bei der Vielzahl von Paktplatzbetreibern und unterschiedlichsten Abrechnungs- und Bezahlsystemen ziemlich komplex.
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