Der Systemhauskongress widmet sich in diesem Jahr dem Leitthema "Die Digitale Transformation meistern". Welche wesentlichen Veränderungen gehen für Systemhäuser mit der digitalen Transformation einher?
Olaf Kaiser: Die wesentlichen Veränderungen sind meiner Ansicht gerade bei der Digitalisierung im nicht digitalen Bereich notwendig. Systemhäuser stehen vor einem kulturellen Wandel, der Vertrieb, Technik und Software-Entwicklung in einer neuen Form zusammenbringen muss. Und der bei jedem Mitarbeiter zu einer neuen Haltung und Prozessen führen wird. Die Zeiten der Einnahme durch Fehlerbehebung und der Technikorientierung ohne Blick auf den Kundenprozess sind vorbei.
Die IT-Branche hat in den vergangenen zehn Jahren sehr viele tiefgreifende Umbrüche durchlebt - sowohl im Hinblick auf die Technologie, als auch auf die Vertriebs- und Wertschöpfungsketten. Was unterscheidet diese Veränderungen so gravierend von der aktuellen Entwicklung?
Kaiser: Die Software-Lösungen und das dazugehörige Managed Service Provider Betriebskonzept wachsen in bisher nicht dagewesener Form zusammen. Beides wird kundenseitig aus einem Guss und aus einer Hand gewünscht, am besten zur Miete. Damit ergeben sich neue Wertschöpfungsanbieter und vor allen Dingen neue Wertschöpfungskooperationen. Aus Kundensicht wird die Anzahl der Ansprechpartner sichtbar reduziert werden. Das alles bedarf einer neuen strategischen Anpassung im Systemhaus, um weiter an attraktiven Teilen der Wertschöpfung zu partizipieren.
Welche Chancen eröffnen sich für Systemhäuser durch diese Veränderungen?
Kaiser: Ich würde hier den Begriff ‚Chance‘ nicht in den Vordergrund stellen. Nicht jede Veränderung muss spezielle Chancen bieten. Es gehört für mich zur Kernaufgabe eines Unternehmers, sich permanent weiterzuentwickeln, nicht weil irgendwo Chancen lauern, sondern weil es seine grundlegende Verpflichtung seinen Mitarbeitern und seinem Nachfolger gegenüber ist. Die Unternehmer-Aufgabe ist, ein bestmöglich aufgestelltes Unternehmen zu übergeben. Und dafür sind permanente Justierungen an den internen Prozessen und Leistungen notwendig, also ein eher regelmäßiger und schrittweiser Prozess und nicht das Ergreifen spezieller Chancen oder Zeitströmungen. Diese permanente und kybernetische Steuerfähigkeit ist die eigentliche aktuelle Herausforderung.
Was müssen Systemhäuser Ihrer Meinung nach tun, um dorthin zu gelangen?
Kaiser: "Employees first, Customers second". Es geht nur um Kunden und Mitarbeiter und nicht um Gewinne oder Technik. Wer diesen Schwerpunkt setzt und regelmäßige Steuerungsprozesse hat, wird auch als Mittelständler erfolgreich bleiben. Im Übrigen mit höheren Gewinnen als mit einer Gewinnfokussierung.