Gleich zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 begann der Run auf Videokonferenz- und UCC-Systeme. Erst hat Zoom viele Anwender für sich gewinnen können, recht bald holte Microsoft mit Teams mächtig auf. Dazu gesellten sich die multimediafähigen Kommunikationslösungen Ringcentral, Webex, LogMeIn und Co. Und viele Systemhäuer profitierten von diesem Boom.
Was schnell und ohne viel Überlegen installiert wurde, bedurfte schon bald der Anpassungen an die firmenspezifischen Bedürfnisse. Und auch hier kamen wieder viele Systemintegratoren ins Spiel. So berichtet zum Beispiel Oliver Schmidhuber von ACP, dass durch den massiven Umzug der Mitarbeiter der Kunden ins Home-Office die Anforderungen an deren IT-Landschaften neu definiert werden mussten: "Der 'Terminal Server Desktop' wurde plötzlich zur zentralen Einheit für Voice und Video, dabei sind die größten Herausforderungen die oft mangelnde Netzwerk-Performance und fehlende Computing-Power", so der Cloud Solutions Architect.
Seine Kollegin Anja-Daniela Favuzzi berichtet vom plötzlich einsetzenden Digitalisierungsbedarf in Ämtern und Behörden: "Dort ist gleich zu Beginn der Pandemie die Nachfrage nach Kommunikationslösungen in die Höhe geschossen", erinnert sich die ACP-Vertriebsleiterin. Es fehlte an Endgeräten, und dieser Bedarf ist bis heute noch nicht gedeckt.
Wolfgang Fehr von Computacenter erinnert sich ebenfalls noch an die zu Beginn der Pandemie "nahezu explosionsartige" Entwicklung beim Einsatz von Collaboration-Systemen: "Den Mehrwert von UCC stellten Kunden auch gar nicht mehr infrage, es ging nur noch um das 'Wann' und 'Womit'", so der Solution Leader Workplace Solutions.
Bei Computacenter-Kunden kamen dabei fast ausschließlich cloudbasierte Videokonferenz-Lösungen zum Zuge - von Microsoft ("Teams") und Cisco ("Webex"). "Zoom wird in dem von uns adressierten Marktsegment (Konzerne und oberer Mittelstand, Anm. d. Red.) sehr selten angefragt", so der Computacenter-Manager. Als Integrationslösung für Microsoft Teams - und teilweise auch als Stand-alone-Lösung - offeriert das Systemhaus auch die norwegische Videokommunikationssoftware Pexip als Service.
Ähnliche Erfahrungen hat Cancom gemacht. Im Portfolio des Münchner Systemhauses befinden sich Microsoft Teams, Cisco Webex und Zoom. "Zusätzlich zu diesen Cloud-Lösungen kamen nach und nach auch On-Premises-Konferenzsysteme dazu, jedoch mit einem vergleichsweise viel geringeren Anteil", erzählt Alexander Ernst, Director Network & Communication bei Cancom.
Logicalis-Kunden haben sich während des vergangenen Jahres bei Hardware-Investitionen zurückgehalten, dafür haben sie 50 Prozent mehr Abonnements von
Cisco Webex und Microsoft Teams geordert, wie Stefan Gutekunst, Director Networking Collaboration & Security, zu berichten weiß: "Cloud-Telefonie war besonders stark gefragt." Darüber hinaus zeigten Logicalis Kunden großes Interesse an Lösungen, die die Interoperabilität und Zusammenarbeit im Unternehmen vereinfachen, so der Manager weiter.
Einen speziellen Fokus auf die öffentliche Hand legte ACP, was nicht verwundert, denn bei dieser Klientel war und ist der Nachholbedarf in Sachen Videokommunikation nach wie vor sehr groß. Auf Basis der erfolgreichen Collaboration-Software von Cisco hat das Systemhaus eine individuelle Video-Kommunikationslösung für Kommunen und Behörden entwickelt. Im "Virtuellen Bürgerbüro" finden Behördengänge digital und kontaktlos statt. ACP hat dieses Konzept bereits für Arztbesuche und Elternsprechstunden in Schulen adaptiert.
Bildungseinrichtungen würden am liebsten Webmeeting-Systeme aus dem Open-Source-Umfeld nutzen, das bekam etwa Wolfgang Fehr von Computacenter öfter zu hören, doch leider mangelte es hier noch an Alternativen zu den derzeitigen Platzhirschen. Und so erwerben auch Kunden aus dem öffentlichen Sektor derzeit massenweisen Office-356-Lizenzen.
Doch auch zusätzliche Hardware musste (und muss derzeit immer noch) angeschafft werden. Das sind natürlich Notebooks für das Home-Office, aber auch neue Smartphones und Tablets, Kameras, Headsets, Kopfhörer und Mikrofone - damit Mitarbeiter mit einem Mindestmaß an Qualität mit Ton und Video an Webmeetings teilnehmen können.
Der Bestseller bei Logicalis war Ciscos All-in-One-Collaboration-Gerät "Webex Desk Pro", das verschiedenste Funktionen wie die nahtlose Integration in Webex Meetings und die Möglichkeit zum digitalen Whiteboarding bietet. "Dieses professionelle Videokonferenz- und Collaboration-System sorgt für ein echtes 'Büro-Feeling' auch im Home-Office", meint Stefan Gutekunst. Allerdings dürfte dieses IT-Gadget bei Anschaffungskosten von 4.000 Euro aufwärts nicht zur Grundausstattung eines jeden Sachbearbeiters im heimischen Büro gehören, sondern eher Führungskräften vorbehalten sein.
Alle vier befragten Systemhäuser gaben aber auch zu Protokoll, dass ihre Kunden bereits für die Zeit nach der Pandemie planen. Denn auch dann ist davon auszugehen, dass sich die Menge der Dienstreisen im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit deutlich reduzieren wird. Und so statten viele Kunden ihre Meeting-Räume derzeit mit professionellen Videoraumsystemen und modernen UCC-Lösungen aus. Microsofts Whiteboard "Surface Hub" dürfte sich schon bald in vielen Konferenzräumen finden, um produktive Zusammenarbeit auch für physisch getrennte Teams zu ermöglichen.
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