Zu den aktuellen IT-Herausforderungen in Unternehmen gehört die permanente Speicherknappheit. Technologien wie Storage-Virtualisierung, Software Defined Storage, Flash-Storage oder Cloud Storage sollen aus der Misere helfen.
Diese technologischen Optionen versprechen nicht nur Kostenvorteile, sondern bieten auch Chancen flexibel auf Storage-Veränderungen im Unternehmen reagieren zu können. Mit SDS-Technologie lassen sich zum Beispiel Anwendung mit hoher Performance und niedriger Latenzzeit nutzen, aber auch gleichzeitig Software einsetzen, die keine hohen Anforderungen an die Speicherperformance setzt.
War es lange Zeit im Storage-Umfeld recht ruhig, so geht es aktuell in diesem Bereich recht turbulent zu. Deshalb haben wir und an namhafte Storage-Experten gewandt, um das Thema mit Ihnen zu diskutieren. Dabei lautete die zentrale Fragestellung: Welche Storage-Trends sollte ein IT-Verantwortlicher auf seiner aktuellen Agenda unbedingt beachten?
Jonas Rahe, Manager Data Center Sales Germany; Cisco Deutschland
Hans Schramm, Field Product Manager Enterprise; Dell
Stefan Roth, Head of Infrastructure Solutions and Systems SC Storage Central Europe; Fujitsu
Ingolf Wittmann, Technical Director, IBM Deutschland
Paul Höcherl, Lenovo, Solution Sales Exec; Lenovo
Thomas Muggendobler, Product Manager Storage; Thomas Krenn AG
Das sind die wichtigsten Storage-Trends
Jonas Rahe, Cisco: "Ein wichtiges Thema ist hier sicher Software Defined Storage (SDS). Der IT-Verantwortliche sollte sich fragen, ob er heute noch eine teure Block-Storage-Umgebung benötigt. Wo und wie müssen die Daten tatsächlich verfügbar sein? So kann er etwa mit SDS auch auf dem Compute-Layer Kapazitäten nutzen und zentralisieren. Dafür stehen verschiedene Software-Lösungen sowie entsprechende integrierte Plattformen zur Verfügung.
Damit lässt sich auch der zweite Trend besser bewältigen, das weiterhin explodierende Datenwachstum. So zeigt zum Beispiel der aktuelle Cisco Global Cloud Index, dass sich der weltweite Cloud-Traffic bis Ende 2019 mehr als vervierfachen wird, auf 8,6 Milliarden Terabyte. Damit erhöht sich der Datenverkehr in der Cloud sogar noch stärker als im Rechenzentrum, wo er um das Dreifache auf 10,4 Zettabyte anwächst.
Um den Speicherbedarf für Big Data zu reduzieren, bietet sich auch Object Storage an. Diese Architektur verwaltet Daten als Objekte, welche die Informationen selbst sowie Metadaten und eine eindeutige Identifizierung enthalten. Dies ermöglicht eine platzsparende, kostengünstige und skalierbare Haltung großer Mengen unstrukturierter Daten.
Einen dritten Trend bildet Flash. Damit lassen sich vor allem I/O-intensive Anwendungen abbilden. Die Vorteile der Technik im Vergleich zu Festplatten liegen vor allem in weniger Energieverbrauch und Wärmeentwicklung, Resistenz gegen Erschütterungen sowie kleinere und leichtere Bauform. Vor allem aber sind die Zugriffszeiten im Vergleich zu anderen Festspeichern sehr kurz. Komplette Flash-Umgebungen lassen sich auch gut mit dem Converged-Ansatz verbinden. Damit können alle Anwendungen zentral abgebildet werden."
Hans Schramm, Dell: "Flash-Technologie ist ein großer Trend und sollte ganz oben auf der Agenda stehen. Diese Entwicklung hat sich in der Vergangenheit schon im Enterprise-Segment abgezeichnet und wird sich weiter etablieren. Die Kapazitäten steigen, die Preise fallen und für jeden Anspruch gibt es die richtige Lösung durch eine elegante Kombination aus verschiedenen Flash-Technologien.
Ein weiteres Trendthema sind Hyperconverged-Lösungen. Unternehmen wollen mit solchen Lösungen ihre IT-Strukturen möglichst vereinfachen. Durch hyperkonvergente Appliances kann das Datacenter auf ein Minimum an physikalischer Hardware reduziert werden, sprich auf den Bereich Server. Diese Systeme werden dann durch intelligente Software und natürlich Netzwerktechnologie verbunden.
Hyperconverged Lösungen sind in der Praxis auf dem Vormarsch, allerdings noch nicht in breitem Umfang, weil neben der technischen und administrativen Vereinfachung auch eine komplette Umstrukturierung des Unternehmens auf Administrationsebene stattfinden muss. Bislang gibt es eine klare Aufteilung in Server, Storage und Netzwerk. Bei einer hyperkonvergenten Struktur schwindet diese Aufteilung oder fällt komplett weg, und bei Administration, Support sowie Einkauf müssen Zuständigkeiten geklärt und neu verteilt werden. Gerade bei großen Unternehmen ist die Umstellung zu einer hyperkonvergenten Struktur dementsprechend noch umfangreicher und mit sehr viel mehr Aufwand verbunden.
Ein weiterer Trend ist die Datenspeicherung in übergeordneten Strukturen. Die Cloud, egal ob Private Cloud, die sogenannte On-Premise-Lösung, oder die Cloud bei einem Anbieter des Vertrauens (Off-Premise), ist in den Unternehmen längst angekommen. Viele Mail-Systeme werden beispielsweise schon heute bei einem externen Anbieter gehostet, wodurch Unternehmen die Kosten reduzieren, während wichtige und kritische Unternehmensdaten weiterhin eher in einer On-Premise-Lösung gespeichert werden.
Auch das Internet der Dinge (IoT) bleibt weiter ein Trend auf der Agenda der IT-Verantwortlichen. Big Data Analytics ist hier das eigentliche Schlagwort: Es geht nicht mehr nur darum, riesige Datenmengen zentral zu speichern, sondern diese Daten auch sofort an Ort und Stelle auszuwerten. Die Kunden erwarten mittlerweile eine Datenanalyse in Echtzeit, um nicht mehr selbst komplexe Entscheidungen aufwendig vorbereiten zu müssen, sondern eine sofortige Entscheidungsempfehlung durch das Decision-Support-System zu bekommen.
Stefan Roth, Fujitsu: "Software Defined Storage ist weiter auf dem Vormarsch und auch bei Flash wird weiterhin ein starken Aufwärtstrend zu verzeichnen sein. Das gilt sowohl für All-Flash als auch für Hybrid-Flash, das mit dem richtigen Storage-System sowie bei einer größeren Auswahl an Möglichkeiten und Synergien die gleiche Leistung bieten kann. Entsprechende Produkte, die dafür nötige Leistung und Antwortzeit bieten, sind zum Beispiel die Speicherlösungen der Eternus DX-Reihe. Dadurch lassen sich sowohl im Betrieb als auch in der Anschaffung Kosten einsparen. Ich gehe davon aus, dass ca. 70 bis 80 Prozent der ausgelieferten Storage-Systeme einen Flash-Anteil haben werden.
Object Storage wird sich noch weiter etablieren, da es immer mehr praktische Lösungen und Einsatzszenarien gibt. Dies gilt insbesondere in Verbindung mit verschiedensten Applikationsanbietern. Hierzu ist Scale-Out Storage notwendig, wozu zum Beispiel das hyperskalierbare Speichersystem Eternus CD10000 integrierte Lösungen, von klein bis ganz groß, bietet.
Backup/Restore und Desaster Recovery werden immer wichtiger. Schon heute gehen wir mit gut der Hälfte unserer Kunden solche Projekte an. Denn viele Kunden stehen vor der gewaltigen Aufgabe, die immer größer werdenden Datenmengen effizient zu speichern sowie steigende Sicherheitsanforderungen zu erfüllen. Auch die Verfügbarkeit der Daten muss optimiert werden. Rund die Hälfte aller IT-Verantwortlichen hat dies auf der Prioritätenliste ganz oben, wenn es um Beschaffung von Storage-Systemen geht."
Ingolf Wittmann, IBM: "Wie bei den Servern setzen sich SDS und virtualisierte Speicherumgebungen auch im Mittelstandsumfeld immer mehr durch. Die Digitalisierung in den Unternehmen lässt die Kapazitäten dramatisch anwachsen, welche über Flash-Lösungen beschleunigt werden. Ein IT-Verantwortlicher sollte deshalb folgende Schwerpunkte auf seiner Themenagenda ganz oben haben:
- Flash everywhere
- Big-data-affine Strukturen (I/O, Archiving)
- Software-Defined-Storage"
Paul Höcherl, Lenovo: "Besonders im Storage-Umfeld kommt das Thema Hyperconverged zum Tragen. Darüber hinaus ist eine Verschiebung von SAN zu lokalen Platten erkennbar, das bedeutet aber nicht das Ende von SANs. Eine weitere Verstärkung des Trends entsteht aber durch höhere Plattengeschwindigkeiten, um den Datendurchsatz weiter zu steigern. Immer ein zentrales Thema bleibt Software Defined Storage. Zusätzlich wird Flash-Speicher begünstigt durch sinkende Preise im Storage- aber auch im Server-Umfeld immer dominanter."
Thomas Muggendobler, Thomas Krenn AG: "Software Defined Storage wird beginnen, sich auch bei kleinen und mittleren Unternehmen durchzusetzen. Hierzu trägt vor allem VMware vSAN bei, aber auch Object Storage, speziell Ceph und darauf basierende Lösungen, haben in diesem Markt Potential. Mit Ausnahme kleinerer, sehr kostengünstiger und einfach zu administrierenden Lösungen wie etwa von Synology, wird die Bedeutung der traditionellen, herstellergebundenen Storage-Systeme langsam sinken."
(hal)