Tegile Systems

Startup greift Storage-Riesen an



Dr. Thomas Hafen ist freier Journalist in München. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Redakteur in verschiedenen IT-Fachmedien, darunter NetworkWorld Germany und ChannelPartner. Seine fachlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Data Center, Telekommunikation und Cloud Computing.
Mit undurchsichtiger Produktpolitik, versteckten Kosten und Überdistribution verärgern die großen Storage-Anbieter Kunden und Channel. Newcomer Tegile Systems will diese Situation ausnutzen und Anwender sowie Reseller für sich gewinnen.
 
  • Was Tegile von anderen Storage-Anbietern unterscheidet
  • Wie das Unternehmen Channelpartner gewinnen will

Die marktführenden Storage-Anbieter schwächeln derzeit gewaltig. Das Schicksal von EMC ist nach der Übernahme durch Dell genauso ungewiss, wie das von Hewlett Packard Enterprise nach der Abspaltung von HP. IBM und Netapp können von den Problemen der Konkurrenz nicht profitieren - im Gegenteil. Nach Zahlen von IDC mussten beide im Kernmarkt der Disk-Storage-Systeme im zweiten Quartal 2015 Umsatzeinbrüche im zweistelligen Prozentbereich hinnehmen.

Gute Zeiten für Newcomer also, das dachten sich wohl auch die beiden Netapp-Veteranen Dieter Schmitt und Tobias Engmann, und wechselten zum US-Startup Tegile Systems. Als Regional Director, beziehungsweise Manager Systems Engineering versuchen sie, für den hierzulande kaum bekannten Hersteller in der Region DACH Kunden und Reseller zu finden.

Tegile wurde 2010 gegründet und hat nach eigenen Angaben bereits 1.100 Kunden, vornehmlich in den USA. Das Unternehmen bereitet sich auf den Börsengang vor und will dafür das Geschäft auf eine breitere Basis stellen. In Großbritannien ist der Hersteller bereits seit drei Jahren vertreten, nun soll die geographische Abdeckung auch im Festlandeuropa erweitert werden.

Die All-Flash- und Hybridsysteme von Tegile, "IntelliFlash" und "IntelliFlash HD", zeichnen sich nach Aussage des Herstellers durch ein besonders attraktives Preis-Leistungsverhältnis aus. Möglich macht dies unter anderem eine Inline-Deduplizierung und -Komprimierung. Die Storage Arrays lassen sich als Network-Attached Storage (NAS) oder über Storage Area Networks (SANs) in die IT-Umgebung einbinden. Die Preise beginnen bei zirka 50.000 Euro für Hybridlösungen beziehungsweise 100.000 Euro für All-Flash-Systeme.

"Anwender müssen keine Kompromisse eingehen, sie erhalten Kapazität und Performance in einem System." Dieter Schmitt, Regional Director DACH, Tegile Systems
"Anwender müssen keine Kompromisse eingehen, sie erhalten Kapazität und Performance in einem System." Dieter Schmitt, Regional Director DACH, Tegile Systems
Foto: Tegile Systems

Auch wenn sich das nicht so furchtbar neu anhört, ist Schmitt davon überzeugt, dass Tegile auf dem deutschen Markt Fuß fassen wird: "Entscheidend ist weniger die Technik als das Business-Modell dahinter." Das verspricht vor allem Unternehmen aus dem gehobenen Mittelstand deutlich mehr Performance bei Kosten, die auf Höhe von reinen Disk-Systemen oder sogar darunter liegen. "Anwender müssen keine Kompromisse eingehen, sie erhalten Kapazität und Performance in einem System", verspricht Schmitt.

Typische Anwendungsfälle seien die Konsolidierung von Workloads in virtuellen Server- oder Desktop-Umgebungen sowie von Datenbankanwendungen. "Gerne auch in Kombination", sagt Schmitt. Die Integration von Cloud-Diensten wäre zwar möglich, stehe aber derzeit nicht im Fokus.

Erste Channelpartner

In Deutschland steht Tegile Systems ganz am Anfang, konnte aber immerhin schon erste Channelpartner für sich gewinnen, darunter den IT-Dienstleister Erik Sterck GmbH aus Baden-Württemberg. Mit Exclusive Networks ist außerdem ein VAD an Bord.

Bis Mitte 2016 will Schmitt 15 bis 20 Partner in der DACH-Region akquirieren. "Das ist ausreichend, damit kann man den Markt abdecken", sagt Schmitt. Vor allem mittelständische Systemhäuser mit Know-how im Datacenter- und Virtualisierungsumfeld sowie einer soliden Basis an Kunden aus dem gehobenen Mittelstand stehen auf der Wunschliste. Partner müssen außerdem bereit sein, mit dem Hersteller zusammen aktiv Marketing zu betreiben.

Den Partnern verspricht Schmitt neben 100 Prozent Channel-Vertrieb niedrige Einstiegshürden, wenig Aufwand bei der Zertifizierung, Projektschutz und eine unkomplizierte Kommunikation: "Bei uns geht es ein Stück weit hemdsärmeliger zu als bei den Großen."

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