ChannelPartner: Mit der Übernahme von VMware durch Broadcom ändert sich auch das Lizenzmodell von Dauerlizenzen auf ein Abonnement-Modell. Der Cloud-Verband Cispe schlägt mit Blick auf die fast um das 12-fach erhöhten Lizenzpreise bereits Alarm. Wie reagieren ihre Kunden darauf?
Dr. Nils Kaufmann: Bei den Unternehmenskunden verstärkt sich der Unmut und Organisationen erwägen zunehmend den Übergang von VMware ESXi zu Proxmox. Dieser strategische Schritt wird auch durch die Notwendigkeit von kosteneffizienteren und flexibleren Virtualisierungslösungen vorangetrieben. Vor allem aber muss der Umstieg zeitnah angegangen werden, damit Unternehmen nicht länger Opfer der Unsicherheit bleiben, die ihnen die Broadcom-Übernahme einbrachte.
Sie setzen bei VSHosting jetzt strategisch auf Proxmox. Seit wann schon? Und in welchem Umfang haben Sie und Ihre Kunden vorher VMware genutzt?
Dr. Nils Kaufmann: Wir setzen seit über 15 Jahren auf Proxmox im 24/7-Betrieb und managen ca. 4.500 Installationen für alle businesskritischen Workloads unserer Kunden. Insgesamt haben bislang etwa 20 Prozent unserer Kunden VMware auf unseren Plattformen genutzt, wobei sich der Anteil in den vergangenen Wochen drastisch reduziert hat.
Warum haben Sie sich für Proxmox entschieden?
Kaufmann: Die Antwort ist sehr einfach: Weil Proxmox sämtliche kritischen Workloads unterstützt, extrem flexibel, skalierbar und kosteneffizient ist und als Open-Source-Technologie ein Maximum an Unabhängigkeit, Planbarkeit und Sicherheit garantiert.
Sie nutzen Proxmox für Angebote im Mittelstand. Gibt es da Limitationen? Und bis zu welcher Firmengröße sind aus Ihrer Sicht Funktions- und Leistungsumfang ausreichend? Oder hängt das von anderen Faktoren als der reinen Mitarbeiteranzahl ab?
Kaufmann: Proxmox bietet mehrere Vorteile als Alternative zu VMware, unabhängig von der Mitarbeiteranzahl, insbesondere in Bezug auf Funktions- und Leistungsumfang: Zum einen ist Proxmox eine Open-Source-Plattform, was bedeutet, dass die Grundversion kostenlos verfügbar ist. Dies macht Proxmox oft kosteneffizienter als VMware, insbesondere für kleinere Unternehmen mit begrenztem Budget.
Außerdem kombiniert Proxmox Virtualisierung mit Container-Virtualisierung (LXC) und bietet eine integrierte Management-Oberfläche für beide. Dadurch kann eine nahtlose Verwaltung von VMs und Containern in einer einzigen Plattform verwirklicht werden, was zusätzlich Zeit und Ressourcen spart.
Proxmox basiert bekanntlich auf offenen Standards wie KVM (Kernel-based Virtual Machine) für die Virtualisierung und bietet APIs für Integrationen und Automatisierung. Dies ermöglicht eine größere Flexibilität und Anpassungsfähigkeit im Vergleich zu proprietären Lösungen wie VMware, was häufig vor allem kleineren und mittleren Unternehmen zugutekommt. Auch bei der Hardwareauswahl kann man flexibel sein, da eine Vielzahl an Hardwarekonfigurationen unterstützt werden.
Insgesamt bietet Proxmox eine attraktive Alternative zu VMware, die für Unternehmen jeder Größe geeignet sein kann, insbesondere für diejenigen, die Wert auf Kosteneffizienz, Flexibilität und offene Standards legen.
Mussten Sie bei Ihren Mitarbeitern jetzt neues oder zusätzliche Know-how aufbauen?
Kaufmann: Nein, da wir Proxmox seit 15 Jahren nutzen verfügen wir bereits über ein top-ausgebildetes Team aus über 100 Cloud-Experten, die den sicheren und hochverfügbaren Betrieb gewährleisten.
Unternehmen, die bereits viele Microsoft-Produkte nutzen, denken nun auch verstärkt über den Einsatz von Hyper-V nach. Wie argumentieren Sie als "Proxmox-Shop" in solchen Fällen?
Dr. Nils Kaufmann: Tatsächlich sind wir kein Proxmox Shop und bieten nicht nur eine bestimmte Technologie. Selbstverständlich stehen wir sehr gerne bei Bedarf beratend zur Seite und stellen unsere Expertise zur Verfügung, wenn dies gewünscht ist und sinnvoll erscheint. Wenn sich ein Kunde final für eine Lösung entschieden hat, dann ist es unsere Aufgabe, ihn bei der Umsetzung vertrauensvoll und partnerschaftlich zu unterstützen.
Was sind die entscheidenden Schritte beim Wechsel aus Sicht von Unternehmen?
Kaufmann: Der erste Schritt muss immer die Identifikation der spezifischen Anforderungen und Ziele der Virtualisierungsumgebung sein sowie die Ressourcenplanung. Dazu gehört zum Beispiel zu prüfen, welche Hardware und Software vorhanden, und ob diese kompatibel zu VMware ist. Nur so lässt sich garantieren, dass die erforderlichen Funktionen und Kapazitäten bereitgestellt werden können.
Vor der Migration sollten außerdem umfassende Backup- und Wiederherstellungsstrategien konzipiert sein, um die Datenintegrität zu gewährleisten und potenzielle Ausfallzeiten zu minimieren. Ein detaillierter Migrationsplan mit Zeitplan, Reihenfolge der Migration etc. hilft bei der Durchführung und erleichtert auch die Kommunikation mit den betroffenen Stakeholdern.
Abschließend muss vor der Migration das Personal für das neue Setup geschult, die Systeme über Testphasen geprüft, Konfigurationen dokumentiert und natürlich alle betroffenen Parteien informiert werden.
Halten sich Unternehmen an diese Schritte und binden im besten Fall noch einen kompetenten externen Partner für die Durchführung und den Support ein, steht einer erfolgreichen Migration zu einer VMware-Alternative wie Proxmox nichts mehr im Weg.
Hat sich Ihr Geschäftsmodell mit der steigenden Nachfrage nach Proxmox-basierenden Angeboten geändert?
Kaufmann: Das Geschäftsmodell hat sich nicht geändert, allerdings sind wir tatsächlich sehr froh, schon sehr früh für unsere Kunden mit Proxmox die richtige strategische Entscheidung getroffen zu haben.
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