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So geht’s: Anonym surfen mit Tails

Roland Freist, Jahrgang 1962, studierte in München Kommunikationswissenschaft und arbeitete danach als Redakteur bei IT-Fachverlagen. Seit 1999 ist er selbstständig und schreibt Artikel zu Windows, Android, Anwendungen, Netzwerken, Security und Internet. Im professionellen Umfeld bearbeitet er Themen rund um Storage, Cloud-Computing und Virtualisierung.
Die Linux-Distribution Tails ist darauf ausgelegt, Ihnen über das Tor-Netzwerk einen anonymen Zugang zum Internet zu ermöglichen. Wir zeigen hier, wie Sie das Betriebssystem installieren und nutzen.
Mit dem Sicherheits-Tool Tails sorgen Sie für mehr Privatsphäre am Rechner.
Mit dem Sicherheits-Tool Tails sorgen Sie für mehr Privatsphäre am Rechner.
Foto: Tails

Das Internet wird überwacht. Geheimdienste wie die amerikanische NSA oder der britische GCHQ und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch chinesische und russische Einrichtungen verfolgen, wer welche Webseiten aufruft und mit welchen Personen E-Mails austauscht. Aber auch die werbetreibende Wirtschaft und Konzerne wie Google und Facebook versuchen, anhand der IP-Adresse, mit Cookies und anderen Methoden möglichst viel über ihre Kunden in Erfahrung zu bringen. Das unerkannte Surfen von Webseite zu Webseite, wie es in den Anfängen des Internet noch möglich war, droht mehr und mehr zu einer Illusion zu werden.

Doch es gibt Gegenmittel gegen die Überwachung. Eines der wichtigsten ist die Linux-Distribution Tails, die komplett auf Anonymität optimiert ist und mit dem integrierten Tor-Browser den Zugang zum Tor-Netzwerk öffnet.

Vielseitig: Tails gibt es in mehreren Installationsvarianten

Tails ist ein komplettes Betriebssystem mit grafischer Oberfläche, Dateisystem, Browser und anderen vorinstallierten Anwendungen sowie mit Maus- und Tastaturunterstützung. Sie können es in einer virtuellen Maschine unter Windows, auf DVD und auf einem USB-Stick installieren. Eine Standalone-Installation auf der Festplatte ist zwar theoretisch möglich, aber aus Sicherheitsgründen nicht sinnvoll.

So geht's: Tails in einer virtuellen Maschine einrichten

Am besten installieren Sie Tails in einer virtuellen Maschine, die Sie mit Virtualbox anlegen. Richten Sie das kostenlose Virtualbox in Windows ein. Holen Sie sich außerdem das ISO-Image von Tails. Das gibt es auf Heft-DVD oder genauso von der Website https://tails.boum.org. Dort klicken Sie auf "Get Tails" und dann unten auf "For virtual machines (ISO image)". Kopieren Sie die ISO- Datei in einen beliebigen Ordner.

Öffnen Sie Virtualbox und gehen Sie auf "Maschine -› Neu". Geben Sie bei "Name" eine beliebige Bezeichnung ein. Bei "Ordner der virtuellen Maschine" tragen Sie ein Verzeichnis auf einer Platte ein, auf der noch mindestens 8 GByte frei sind. Als "Typ" ist Windows normalerweise bereits voreingestellt. "Linux" funktioniert aber genauso. Wählen Sie dann im Drop-down-Menü "Version" die aktuelle Windows-Version aus und klicken Sie auf "Weiter".

Im folgenden Fenster stellen Sie ein, wie viel Arbeitsspeicher die virtuelle Maschine bekommen soll. Tails benötigt mindestens 2 GByte, um flüssig zu laufen, besser sind 4 GByte. Klicken Sie auf "Weiter".

Tails sollte mindesten 2GB RAM zur Verfügung gestellt bekommen. Besser sind 4GB.
Tails sollte mindesten 2GB RAM zur Verfügung gestellt bekommen. Besser sind 4GB.

Im folgenden Fenster "Platte" markieren Sie "Keine Festplatte" - Tails soll nur im Arbeitsspeicher laufen - und klicken auf "Erzeugen". Bestätigen Sie die Warnung mit "Fortfahren".

Tails läuft komplett im Arbeitsspeicher und greift nie auf die Festplatte zu. Stellen Sie daher „Keine Festplatte“ ein.
Tails läuft komplett im Arbeitsspeicher und greift nie auf die Festplatte zu. Stellen Sie daher „Keine Festplatte“ ein.

Sie gelangen nun zum Konfigurationsfenster für die virtuelle Maschine. Hier geht es darum, die Einstellungen so zu wählen, dass Tails aus einer ISO-Datei startet. Stellen Sie sicher, dass auf der linken Seite die virtuelle Maschine von Tails markiert ist, und klicken Sie auf "Maschine -› Ändern".

Sobald die grundlegenden Einstellungen für die virtuelle Maschine festgelegt sind, erscheint das Konfigurationsfenster von Virtualbox.
Sobald die grundlegenden Einstellungen für die virtuelle Maschine festgelegt sind, erscheint das Konfigurationsfenster von Virtualbox.

Wechseln Sie in der linken Spalte zu "System" und vergewissern Sie sich, dass im Abschnitt "Erweitert" vor der Option "IO-APIC aktivieren" ein Häkchen gesetzt ist.

Bei der Konfiguration ist es wichtig, dass Sie unter „System“ die Option „IO-APIC aktivieren“ mit einem Häkchen versehen.
Bei der Konfiguration ist es wichtig, dass Sie unter „System“ die Option „IO-APIC aktivieren“ mit einem Häkchen versehen.

Klicken Sie dann in der linken Spalte auf "Massenspeicher". Markieren Sie im mittleren Fenster in der Baumstruktur den Zweig "leer". Klicken Sie ganz rechts neben "Optisches Laufwerk" auf das blaue CD-Symbol und wählen Sie "Virtuelles optisches Medium auswählen/ erzeugen". Gehen Sie im folgenden Fenster auf "Hinzufügen", markieren Sie die ISO-Datei von Tails und bestätigen Sie mit "Öffnen". Markieren Sie sie im Fenster "Tails - Optisches Medium auswählen" und klicken Sie auf "Auswählen"

Nach einem Klick auf das CD-Symbol erreichen Sie den Befehl „Virtuelles optisches Medium auswählen/erzeugen“ und können die ISO-Datei angeben.
Nach einem Klick auf das CD-Symbol erreichen Sie den Befehl „Virtuelles optisches Medium auswählen/erzeugen“ und können die ISO-Datei angeben.

Zurück im Fenster "Massenspeicher" setzen Sie ein Häkchen vor "Live-CD/DVD" und übernehmen die Einstellungen mit "OK". Tails ist nun bereit. Markieren Sie den Eintrag für das Betriebssystem und klicken Sie auf "Starten". Bis der Desktop von Tails erscheint, vergehen nun einige Sekunden oder sogar Minuten. Wenn es nicht beim ersten Mal klappt, beenden Sie die virtuelle Maschine mit "Datei -› Schließen -› die virtuelle Maschine ausschalten" und starten Sie Tails erneut. Sobald das Fenster für die Sprachauswahl erscheint, klicken Sie auf den Eintrag "Language", stellen "Deutsch (German)" ein und drücken dann auf den Button "Start Tails".

Supersicher: Tails auf einem USB-Stick installieren

Am häufigsten ist wohl die Installation von Tails auf einem USB-Stick, von dem aus Sie dann Ihren Computer starten. Der Vorteil: Alles ist vorkonfiguriert, Sie brauchen keine weiteren Einstellungen zu treffen. Und: Sie können mit dem Stick auch sicher an fremden PCs arbeiten. Nachteilig ist natürlich, dass Sie keinen Zugriff auf Ihre Windows-Anwendungen haben. Sie benötigen für die Installation einen USB-Stick mit mindestens 8 GByte Speichervolumen.

Achtung: Alle Dateien auf dem Stick werden beim Kopieren von Tails gelöscht.

Für den Stick haben Sie mehrere Möglichkeiten. Wenn Sie für die Einrichtung einer virtuellen Maschine ohnehin die ISO-Datei heruntergeladen haben, können Sie Tails mit der Freeware Universal USB Installer installieren. Laden Sie den Installer herunter und richten Sie ihn ein. Beim Start meldet Windows eventuell eine unbekannte Anwendung, was Sie jedoch ignorieren können. Klicken Sie im Meldungsfenster auf "Weitere Informationen" und starten Sie die Installation. Stecken Sie dann den USB-Stick ein. Wählen Sie im Universal USB Installer in der Drop-down-Liste bei "Step 1" den Eintrag "Tails" aus. Geben Sie bei "Step 2" den Pfad zur ISO-Datei von Tails an, und wählen Sie bei "Step 3" den Laufwerksbuchstaben des USB-Sticks aus. Setzen Sie vorsichtshalber noch ein Häkchen vor "NTFS Format Drive" und klicken Sie auf "Create".

Mit dem kostenlosen Universal USB Installer übertragen Sie die Daten aus der ISO-Datei von Tails auf einen USB-Stick und machen ihn bootfähig.
Mit dem kostenlosen Universal USB Installer übertragen Sie die Daten aus der ISO-Datei von Tails auf einen USB-Stick und machen ihn bootfähig.

Es erscheint eine Warnung, dass sämtliche Daten auf dem Stick gelöscht werden. Danach führt der Installer die Formatierung aus und kopiert die Daten auf den Stick. Zum Schluss taucht in grüner Schrift die Meldung "Process is complete" auf. Beenden Sie das Programm mit "Close".

Der zweite Weg zur Installation von Tails auf einem Stick führt über die IMG-Datei des Betriebssystems und die Freeware Etcher. Installieren und öffnen Sie das Programm, klicken Sie auf "Flash from file" und wählen Sie die IMG-Datei von Tails aus. Klicken Sie auf "Select Target", setzen Sie ein Häkchen vor den Eintrag Ihres USB-Sticks, und starten Sie die Installation schließlich mit "Flash!". Achtung: Auch Etcher überschreibt sämtliche Daten auf dem Stick.

Mit der Freeware Etcher können Sie auch die IMG-Datei von Tails für das Anlegen eines bootfähigen USB-Sticks verwenden.
Mit der Freeware Etcher können Sie auch die IMG-Datei von Tails für das Anlegen eines bootfähigen USB-Sticks verwenden.

Tails von DVD starten

Diese Installationsvariante ist am einfachsten. Sie laden das ISO-File von Tails herunter und brennen es auf einen DVD-Rohling. Diese Funktion ist in jedem Brennprogramm enthalten. Falls Sie keine solche Software besitzen, empfehlen wir Ihnen das kostenlose, werbefinanzierte Imgburn.

So geht's: Anonym surfen mit Tails

Schließen Sie den USB-Stick an oder legen Sie die DVD ein. Lassen Sie Ihren Computer neu starten und rufen Sie das Bios auf. Stellen Sie dort als Bootlaufwerk die USB-Schnittstelle oder CD/DVD ein. Anschließend sollte Tails problemlos starten. Sobald das Fenster für die Spracheinstellungen erscheint, wählen Sie dort "Deutsch (German)" aus und klicken auf "Start Tails".

Wenn der Desktop erscheint, dauert es noch einige Sekunden, bis die Internet-Verbindung über Tor steht - Tails gibt eine entsprechende Meldung aus. Anschließend starten Sie den Browser über "Anwendungen -› Tor-Browser". Rechts unten sehen Sie nun das Kästchen "1/2". Mit einem Klick darauf und der Wahl von "Arbeitsfläche 1" und "Arbeitsfläche 2" wechseln Sie zwischen dem Browser und dem Desktop hin und her. Um das Betriebssystem zu beenden, klicken Sie rechts oben auf das Symbol für den Ein-/Ausschaltknopf, das Sie bereits aus dem Startmenü von Windows kennen.

Der Tor-Browser ist der wichtigste Bestandteil von Tails und ermöglicht Ihnen den Zugang zum Tor-Netzwerk – und darüber dann anonyme Streifzüge durchs Internet.
Der Tor-Browser ist der wichtigste Bestandteil von Tails und ermöglicht Ihnen den Zugang zum Tor-Netzwerk – und darüber dann anonyme Streifzüge durchs Internet.

Tails bringt noch eine ganze Reihe weiterer nützlicher Open-Source-Programme mit. So finden Sie unter "Anwendungen -› Büro" die Bestandteile der Libre-Office-Suite. Unter "Internet" können Sie das E-Mail-Programm Thunderbird aufrufen, unter "Zubehör" den Passwortmanager Keepassxc. Falls Sie Tails von einem USB-Stick aufrufen, sollten Sie unter "Systemwerkzeuge" auf "Configure Persistent Volume" klicken. Danach können Sie auf Ihrem Stick einen passwortgeschützten, verschlüsselten Datenspeicher anlegen, in dem Sie beispielsweise Dokumente und Bilder speichern.

KeepassXC ist die Linux-Version des Passwort-Managers und fester Bestandteil von Tails. Sie finden das Programm unter „Anwendungen –› Zubehör“.
KeepassXC ist die Linux-Version des Passwort-Managers und fester Bestandteil von Tails. Sie finden das Programm unter „Anwendungen –› Zubehör“.

(PC-Welt)

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