Als Robert Becker seine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration beim saarländischen Systemhaus Krämer IT begann, war Covid-19 vermutlich noch ein unbedeutendes Virus in einem Tierkörper. Mittlerweile beeinflusst der Erreger nahezu jeden Aspekt des Geschäfts- und Privatlebens.
Auch Becker musste sein letztes Lehrjahr unter Pandemiebedingungen absolvieren. So waren für den damaligen Azubi, der mittlerweile von seinem Ausbildungsbetrieb übernommen wurde, die Vorbereitungen auf die Abschlussprüfungen nicht leicht. "Die Wege zu den Lehrern per Mail oder Webkonferenz sind wesentlich länger als nach dem Unterricht vor Ort", musste er erkennen. Trotzdem konnte der Nachwuchstechniker der Situation auch Positives abgewinnen, weil er die Vorbereitungszeit in Eigeninitiative effizienter empfand. So hatte er mehr Zeit für prüfungsrelevante Themen. In diesem Zusammenhang lobt er, dass innerhalb seines Betriebs die negativen Corona-Rahmenbedingungen" durch Webmeetings und stetige Anrufbereitschaft der Ausbilder" gut abgefangen wurden.
Robert Becker hatte sich nach einem abgebrochenen Studium der Politikwissenschaften gezielt nach einer Ausbildung in der IT-Branche umgeschaut. Rückblickend war das für ihn genau die richtige Entscheidung: "Zukunftsweisender Job, super Marktlage und gute Entwicklungschancen lassen diese Wahl ohne negativen Zweifel", bekräftigt er. So rät er allen Schulabgängern, eine Ausbildung in der IT in Erwägung zu ziehen. "Traut Euch!", lautet seine Empfehlung. Vor allem seit Corona sei die Ausbildung attraktiv wie nie. "Jedes Zahnrad im System ist irgendwo von Informationstechnik abhängig. Und das wird sich die nächsten Jahre nicht ändern. So etwas wie einen Schweinezyklus sehe ich in der nächsten Zeit in diesem Bereich nicht", hat Becker während seiner Ausbildung gelernt.
Defizite bei Schullehrplänen
Doch für den Newcomer gibt es auch Defizite vor und während der Ausbildung. Diese sieht er weniger bei seinem Ausbildungsbetrieb, sondern vielmehr bei den Schulstrukturen. Er hält die begleitende Ausbildung an der Berufsschule zu unflexibel für moderne Ausbildungsmodelle. So seien Workshops oder Zertifizierung alles Themen, die man gut in der Schule durchführen könnte. "Der Wissensaustausch der Azubis untereinander findet ausschließlich auf dem Schulhof statt. Das ist sehr schade, wenn man betrachtet, wie unterschiedlich dieser Beruf ausgeführt werden kann", bedauert Becker.
Grundsätzlich musste Becker feststellen, dass die Schulzeit das größte Manko seiner Ausbildung darstellte. "Die Inhalte in der Schule sind definitiv nicht zeitgemäß. Lernt man in der Schule die Megahertzzahl von DDR2 RAM auswendig, gibt es schon seit 2012 den vierten Standard", kritisiert er. Die Anforderungen an den Arbeitsalltag konnten bei ihm gar nicht in der Schule abgebildet werden. "Dazu fehlt es zum einen an der digitalen Infrastruktur vor Ort mit PCs von 2010 und Internet bis zu maximal 16 Mbit, zum anderen an dem geeigneten Rahmenlehrplan", erklärt der Ex-Azubi. "Natürlich ist es schwer, in solch einem sich stetig wandelnden Beruf aktuelle Anforderungen zu definieren", räumt er ein. Es kam ihm "doch merkwürdig vor, Inhalte von 2008 zu studieren".
Die Ausbildungszeit bei Krämer IT hat Becker hingegen als "durchweg positiv" erlebt. "Es existierten von Anfang an super Möglichkeiten aktiv mitzuwirken, Wissen wurde durchgehend weitergegeben. Die Atmosphäre in der Firma war stets kollegial bis hin zu familiär", lobt er.
Als ein "Meilenstein" ist Becker dabei die eigenständige Betreuung dreier Kunden im zweiten Lehrjahr im Gedächtnis geblieben: "Dort schon als Auszubildender der Ansprechpartner zu sein, war eine super Aufgabe. Da fühlt man sich sehr in dem, was man macht, bestätigt und gleichzeitig von der Firma gebraucht", schildert der junge Krämer-IT-Mitarbeiter seine Erfolgserlebnisse.
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