Nachdem bereits Ende 2021 erste Pläne bekannt wurden, ist es jetzt offenbar soweit: Mit einem Kabinettsbeschluss zur flächendeckenden Einführung von LibreOffice als Standard-Office-Lösung gab die Regierung von Schleswig-Holstein nun den Startschuss für den Umstieg von proprietärer Software auf freie, quelloffene Open-Source-Systeme.
Umzug in sechs Akten
Der vollständige Wechsel von Microsoft Office auf LibreOffice, einschließlich der Umstellung der Standarddateiformate von Microsoft XML (MSXML) auf das Format OpenDocument (ODF), ist dabei nur der erste Schritt. Zu den weiteren fünf Projektsäulen Richtung digital souveräner IT-Arbeitsplatz für die rund 30.000 Beschäftigten der Landesverwaltung gehören außerdem:
der Umstieg des Betriebssystems von Microsoft Windows auf GNU/Linux;
die Kollaboration innerhalb der Landesverwaltung und mit Externen: Nutzung der Open-Source-Produkte Nextcloud, Open Xchange/Thunderbird in Verbindung mit dem Univention AD-Connector zur Ablösung von Microsoft Sharepoint sowie Microsoft Exchange/Outlook;
die Konzeption eines Open-Source-basierten Verzeichnisdienstes zur Ablösung von Microsoft Active Directory;
die Bestandsaufnahme der Fachverfahren hinsichtlich Kompatibilität und Interoperabilität mit LibreOffice und Linux;
die Entwicklung einer Open-Source-basierten Telefonie-Lösung zur Ablösung von Telekom-Flexport.
Ein neuer Zeitplan wurde nicht vorgestellt, einem früheren Bericht des Landtags zufolge ist jedoch für die Ablösung der Office-Produkte der Stichtag 14.10.2025 relevant. Uu diesem Zeitpunkt läuft der Support (für Office 2016) aus.
Sicherheit, Unabhängigkeit - und keine Lizenzkosten
"Wir haben als Land eine große Verantwortung gegenüber unseren Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen, dass ihre Daten bei uns sicher aufgehoben sind und wir müssen sicherstellen, dass wir jederzeit Herr über unsere eingesetzten IT-Lösungen und wir als Staat unabhängig agieren können", erklärte Schleswig-Holsteins Digitalisierungsminister Dirk Schrödter in einer Stellungnahme.
Die Sicherstellung der digitalen Souveränität sei daher mindestens so wichtig wie Energiesouveränität und fester Bestandteil der Digitalstrategie und des Arbeitsprogramms der Landesregierung, so der CDU-Politiker. Mit den aktuellen Produkten des Standard-IT-Arbeitsplatzes sei dies nicht zu erreichen.
Gleichzeitig machte Schrödter keinen Hehl daraus, dass die öffentlichen Budgets besser in echte Programmierungsleistungen der heimischen Digitalwirtschaft investiert seien, statt damit Lizenzgebühren zu zahlen.