SAP ist wegen hoher Kosten für die aktienbasierte Mitarbeitervergütung mit einem überraschend geringen operativen Gewinn ins neue Jahr gestartet. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wuchs im ersten Quartal 2024 im Jahresvergleich zwar um 16 Prozent auf 1,53 Milliarden Euro, Analysten hatten sich zuvor aber ein größeres Plus ausgerechnet.
Der Konzern zählt die aktienbasierte Vergütung seiner Mitarbeiter mittlerweile zu den operativen Kosten hinzu und bereinigt sie nicht mehr. Die SAP-Aktie hatte im ersten Quartal um 29 Prozent zugeleg. Deshalb fielen deutlich höhere Kosten für die Vergütungsprogramme an, als im Vorjahreszeitraum.
2,2 Milliarden Euro für den Umbau
Unter dem Strich musste das Dax-Schwergewicht wegen 2,2 Milliarden Euro schwerer Aufwendungen für den Umbau sogar einen Verlust verkraften. Dennoch blickte Konzernchef Christian Klein weiter optimistisch auf das laufende Jahr und bestätigte am Montagabend in Walldorf die Prognosen.
"Wir sind zuversichtlich, unsere Ziele für das Jahr zu erreichen", sagte Klein laut Mitteilung. Das Rekordwachstum des Auftragsbestands im Cloud-Geschäft belege die anhaltende Dynamik des Geschäfts. Zudem verlaufe der Umbau planmäßig. "Dieser wird uns helfen, dieses Wachstum zu erzielen und die Effizienz zu steigern", sagte der Unternehmenschef. Finanzvorstand Dominik Asam setzt zudem darauf, dass die Transformation zusammen mit den gezielten Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) dazu führt, die Entwicklung der Kosten vom Umsatzwachstum zu entkoppeln.
2024 soll für SAP ein Cloud-Jahr werden
SAP will in diesem Jahr vor allem beim Cloud-Wachstum und beim bereinigten operativen Ergebnis weiter schwungvoll zulegen. Der Umsatz mit Software zur Nutzung über das Netz soll währungsbereinigt um 24 bis 27 Prozent auf 17,0 bis 17,3 Milliarden Euro zulegen. Speziell mit ERP-Software aus der Cloud hat sich Klein viel vorgenommen, um den US-Erzrivalen Oracle mit dessen Angeboten in diesem Bereich in Schach zu halten.
Dafür hat der Manager den Angriff auf den anderen Hauptkonkurrenten Salesforce in dessen Domäne abgeblasen. CRM-Software hat bei dem Konzern aus Nordbaden nur noch eine untergeordnete Rolle. Insgesamt sollen die Produkterlöse um acht bis zehn Prozent auf bis zu 29,5 Milliarden Euro steigen, wenn Währungseffekte ausgeklammert werden.
Das Geschäft mit Lizenzerlösen für vor Ort installierte Software steht bei den Walldorfern hintan, weil Klein nur den Cloud-Anwendungen Zukunftschancen einräumt. Diese sollen zugleich die Kunden stärker binden und auf längere Sicht über Abonnementzahlungen auch mehr Ertrag abwerfen als die vergleichsweise hohen Verkaufserlöse aus Lizenzen, die aber nur einmal anfallen. Die eingeworbenen Abo-Verträge für die Cloud stehen daher regelmäßig im Blick der Investoren als Gradmesser für künftiges Wachstum.
Die hohen Investitionen der früheren Jahre sollen das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis nun auch noch stärker nach oben treiben als im Vorjahr. Den operativen Gewinn will das Unternehmen währungsbereinigt um 17 bis 21 Prozent steigern; die Marge bezogen auf den Gesamtumsatz dürfte daher weiter zulegen.
Umsatzsteigerung um acht Prozent im ersten Quartal 2024
In den ersten drei Monaten blieb der Anstieg des operativen Ergebnisses hinter den anvisierten Jahreswerten zurück. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wuchs im ersten Quartal im Jahresvergleich zwar um 16 Prozent auf 1,53 Milliarden Euro. Analysten hatten sich zuvor aber ein größeres Plus ausgerechnet.
Der Umsatz zog insgesamt um acht Prozent auf etwas mehr als acht Milliarden Euro an. Getrieben war das von den Cloud-Produkten zur Nutzung über das Netz gegen Abonnementgebühr: Hier legte SAP um fast ein Viertel auf 3,93 Milliarden Euro zu. Damit erfüllte SAP die Erwartungen am Finanzmarkt.
Anfang des Jahres hatte SAP angekündigt, rund 8.000 Stellen abzubauen, um sich stärker auf Anwendungen rund um Künstliche Intelligenz (KI) zu konzentrieren und um die Kosten zu senken. So rutschte der Konzern mit einem Verlust von 824 Millionen Euro in die roten Zahlen. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen noch 509 Millionen Euro Gewinn gemacht. (dpa/rs/pma)