"SAP S4/HANA dürfte nach Angaben von SAP weltweit ein Zusatzgeschäft von zwei bis drei Milliarden Euro bringen", sagt Lars Landwehrkamp, Vorstandssprecher bei All for One Steeb, einem SAP Anwendungs- und Technologieberatungshaus und Cloud Provider, der regelmäßig mit dem SAP Pinnacle Award ausgezeichnet wird.
Diese zusätzlichen Umsätze resultieren demnach aus einem verstärkten Bedarf an Migrationshilfe, Organisation, Orchestrierung und Roll-out durch kenntnisreiche SAP-Partner. Denn SAP S4/HANA läuft, wie der Name schon sagt, nur auf SAPs In-Memory-Datenbank HANA, und die Migration erfordert Investitionen in Anwendungssuite, Datenbanklizenz und IT-Infrastruktur der nächsten Generation. "Damit wird aber auch der Weg frei für Innovationen, und Geschäftsabläufe lassen sich so viel konsequenter digitalisieren und neue Geschäftschancen erschließen", sagt Landwehrkamp.
"Wir haben für SAP S4/HANA mittlerweile einen 'Proof of Concept' abgeschlossen", berichtet der Unternehmenssprecher, "zusammen mit unseren Partnern NetApp, Cisco und VMware." Teile der IT-Infrastruktur wurden dafür neu aufgesetzt, um die In-Memory-Technologie in der Cloud für Kunden kostensenkend virtualisiert betreiben zu können. Um die Vorteile der HANA-Plattform richtig auszuschöpfen, werden andersartige Anwendungen vorausgesetzt. Mit "S4/HANA Smart Financials 2.0" haben die Walldorfer bereits die erste wichtige S4-Anwendung entwickelt. Weitere S4-Anwendungen sollen folgen. "So eine Applikation wird einfach freigeschaltet, und der Kunde kann wählen, ob er gleich auch SAP Fiori als neue GUI haben möchte", so Landwehrkamp.
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Bei Bedarf kann der IT-Verantwortlich SAP S/4 HANA auch vom Armgelenk aus steuern.
Die ersten Kunden sieht er in Großunternehmen, die ihre IT-Infrastruktur meist im eigenen Rechenzentrum betreiben. Sie können personell und finanziell Innovationen stemmen, für die der Mittelstand mehr Zeit benötigt. "Da diese Großunternehmen bereits verstärkt umsteigen wollen, beraten wir sie bezüglich der HANA-Infrastruktur, mit der wir bereits eingehende Erfahrung haben." Dazu zählen DAX-Konzerne etwa aus der Automobilindustrie oder der Chemie Branche, aber auch große Mittelständler wie der Motorradhersteller KTM. "Für solche Management- und Technologieberatung sehen wir einen riesengroßen Markt."
Wachstum und Wandel mit Cloud-Lösungen
Wie groß dieser Markt werden könnte, das hat IDC bereits 2014 prognostiziert. Die Umsätze des SAP-Partner-Ökosystem in der Region EMEA könnten sich demnach von 0,18 auf 2,6 Millarden Euro verfünfzehnfachen. Inbegriffen sind SAP Cloud Services, Managed Services und das Cross-Selling von Services und Cloud-Lösungen von Drittanbietern. Weltweit soll der Umsatz in fünf Jahren auf das Zehnfache dieser Zahl wachsen, nämlich auf 26,5 Milliarden Euro.
Die Branche der SAP-Partner befindet sich also vor einer rasanten Wachstumsphase. Die disruptive Änderung der Märkte, etwa durch Big Data, Cloud, Industrie 4.0 und IoT, werde nicht erst in fünf Jahren kommen, sondern nach Landwehrkamps Überzeugung bereits in zwei bis drei Jahren. Das werde heftige Auswirkungen auf die gesamte Branche zeitigen.
Berater mit Prozess und Branchen Know-how gefragt
Schon heute deuten sich nach Landwehrkamps Ansicht mit S4/HANA Veränderungen im Markt für hochspezialisierte SAP-Berater an. Wissen um die komplizierten Beziehungen zwischen einzelnen SAP-Tabellen wird zukünftig weniger gefragt sein, denn diese Tabellen werden in S4/HANA wohl ganz verschwinden. S4-Analyselösungen greifen zudem nicht mehr auf aggregierte BI-Cubes zurück, sondern direkt auf die (komprimiert in Datenbankspalten vorliegenden) Einzeldaten wie etwa Kassenbelege. Folglich verlagert sich die nötige Kompetenz in die Fachabteilungen. Diese benötigen viel weniger IT-Wissen als bislang, verspricht SAP. Daher werden vor allem Berater mit Prozess- und Branchen Know-how benötigt.
Zusätzlich zur Beratung für die Fachabteilungen sei nun Management- und Technologieberatung gefragt, so der Vorstandssprecher. "Damit kann der SAP-Partner herausstellen, warum seine IT-Infrastruktur erweitert um AWS und MS Azure einen höheren Mehrwert bietet - und warum SAP mit HANA hinsichtlich In-memory-Computing leistungsfähiger ist als mit den neuen Hybrid-Datenbanken von IBM, Oracle oder Microsoft."
Marktkonsolidierung im SAP-Partner-Umfeld
Als dritten Faktor muss der SAP-Partner künftig eigene Zusatzanwendungen bereitstellen, die S4 und HANA unterstützen. Erst so kommt das "Internet of Things" in der Praxis richtig zur Geltung. "Aber welches SAP-Haus ist dazu personell und finanziell ausreichend gut aufgestellt?", fragt Landwehrkamp.
Nur die wenigsten. "Und deshalb bekommen wir viele Anfragen, unter unser Dach schlüpfen zu können." Der neueste Erwerb einer solchen Firma ist Grandconsult Dexina, mit der All for One Steeb neben Managementberatung auch die oben genannte Technologieberatung für Großkunden bieten will. "Der Markt der SAP-Partner dürfte weiter in Bewegung bleiben, vier von zehn Partnern könnten auf Dauer ihre Eigenständigkeit verlieren ", schätzt Landwehrkamp.
Gute Zahlen bei All for One Steeb
Dass All for One Steeb bei der Formierung großer und leistungsstarker Einheiten auch weiterhin eine aktive Rolle im SAP-Ökosystem spielen will, belegen nicht zuletzt die Zahlen der letzten Halbjahresbilanz vom 31. März 2015. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahreshalbjahr um zehn Prozent auf 120,3 Millionen Euro an und der EBIT stiegt um 39 Prozent auf 10,3 Millionen Euro. Deshalb hat das Unternehmen seine Prognose für das gesamte Geschäftsjahr angehoben: Statt der angepeilten Millionen Euro Umsatz nimmt All for One Steeb nun ein Ziel von "gut 240 Millionen Euro" ins Visier sowie einen EBIT von 16 bis 17 Millionen Euro statt der ursprünglichen 14 bis 15 Millionen Euro.
Wachstum in vertikalen Märkten
Branchenlösungen, Managed Cloud Services, Technologieberatung - das Portfolio des Komplettdienstleisters umfasst ganzheitliche Lösungen und Leistungen entlang der gesamten IT-Wertschöpfungskette, insbesondere im Mittelstand. Aber diese Bandbreite ist ausbaufähig. Im April hat All for One Steeb verkündet, sich verstärkt in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie (NuG) in Deutschland zu engagieren.
"Zusammen mit unseren Partnern betreuen wir bereits mehr als 200 NuG-Unternehmen. Diesen Marktanteil können wir deutlich ausbauen, aber keinesfalls alleine - deshalb haben wir uns mit Partnern zur Food & Beverage Alliance zusammengetan", erläutert André Krüger, Leiter Alliance Management bei All for One Steeb. "Mit der Kompetenz und Erfahrung aus über 500 NuG-Projekten vereint die neu formierte Allianz zusammen mit bibo GmbH (Unna), OSC AG (Hamburg) und realtime AG (Langenfeld) die nach unseren Einschätzungen am Markt wohl umfassendste Branchen-, Prozess- und Lösungskompetenz." (rw)