Der hessische Energielieferant Mainova betreibt bereits seit 2014 ein Nahwärmenetz, über das ein Wohngebiet in Hattersheim mit Wärme versorgt wird. Zum Zuge kommt dabei das klimafreundlicher Biomethan aus einem Blockheizkraftwerk.
Nun wird in das Nahwärmenetz auch noch die Abwärme aus einem im Januar 2024 neu gebauten Rechenzentrum von NTT Data eingespeist. Und so springt das mit Biomethan betriebene Gaskraftwerk nur noch bei Bedarf an, etwa in der kalten Jahreszeit, wenn die Abwärme vom NTT Data-Rechenzentrum nicht ausreicht, um die 600 daran angeschlossenen Haushalte in Ein- und Mehrfamilienhäusern zu beheizen. Diese 600 Wohnungen benötigen im Schnitt 5,2 GWh an Wärmeenergie pro Jahr.
Und so funktioniert das Ganze: Die neu entstandene Energiezentrale des Versorgers Mainova ist nun mit der Kältezentrale des Rechenzentrums von NTT Data verbunden. Dort werden voraussichtlich Ende 2024 zwei Hochtemperatur-Großwärmepumpen (Heizleistung: 1,2 MW) in Betrieb gehen und die vom Rechenzentrum abgeleitet warme Luft (rund 30°C) mittels Kompression auf eine Temperatur bis zu 75°C hochbringen. Zehn Prozent des dafür nötigen elektrischen Stroms erzeugt eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Rechenzentrums. Nach Berechnungen von Mainova lassen sich damit 570 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen.
Anne de Condé, Geschäftsführerin der NTT Global Data Centers EMEA GmbH, schildert, wie es zu der Kooperation mit dem lokalen Energieversorger kam: "Seit Beginn unseres Geschäftsbetriebs in Deutschland suchen wir nach geeigneten Partnern zur Nutzung unserer CO2-freien Abwärme aus unseren Rechenzentren. Wir sind froh, dass wir mit diesem Projekt zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung in Hattersheim beitragen können. Das Projekt zeigt ein weiteres Mal, dass es wirtschaftlich sinnvolle Möglichkeiten gibt, Abwärme aus Rechenzentren erfolgreich zu nutzen."
Mainova-Vorständin Diana Rauhut ergänzt: "Mit diesem Vorzeigeprojekt heizen wir in Zukunft erstmals außerhalb Frankfurts ein Neubaugebiet und ein Bestandsquartier mit klimafreundlicher Abwärme aus einem Rechenzentrum. Dadurch können wir ein bisher mit Gas versorgtes Nahwärmenetz frühzeitig dekarbonisieren."
Hattersheims Bürgermeister Klaus Schindling lobt die gute Zusammenarbeit der Partner: "Die Nutzung der Abwärme eines Rechenzentrums zu Heizzwecken in Hattersheim ist beispielgebend für künftige Projekte dieser Art und ein Meilenstein bei der Umsetzung der Energiewende in unserer Stadt."
Mitbeteiligt an diesem Projekt waren ferner das Bauunternehmen Kleespies und das Saentis Family Office als Investor.
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