Moderne Liegenschaften sind oft bereits mit Ethernet-Kabeln oder zumindest geeigneten Schächten ausgestattet, über die sich Netzwerkkabel verlegen lassen. Aber was ist mit älteren Häusern, die noch nicht so gut ausgestattet sind? Viele potenzielle Kunden denken in einem solchen Fall zuerst an eine Vernetzung per WLAN. Aber selbst die aktuellen Standards Wi-Fi 6 und 6E decken nicht jede Ecke ab.
Vernetzung per Powerline
Hier kommt Powerline ins Spiel, gelegentlich auch PowerLAN, dLAN oder PLC (Powerline Communication) genannt. Diese seit Jahren etablierte Technik nutzt die im Haus vorhandenen Stromleitungen für Netzwerkverbindungen. Zusätzliche Kabel müssen nicht mehr verlegt werden. Stattdessen steckt der Kunde einfach zwei oder mehr Powerline-Adapter in die Steckdosen in seinem Haushalt, um auch entfernte Zimmer an das lokale Netz anzubinden.
Das erste Modul wird in der Regel in der Nähe des Internet-Routers mit dem Stromnetz verbunden. Ein LAN-Kabel führt dann direkt zum Router. So kann der Adapter die Signale des Routers in das lokale Netz einspeisen. Über die Stromleitung des Haushalts erreichen die Daten alle weiteren angeschlossenen Adapter. An sie lassen sich dann Computer, Smart-TVs oder Spielekonsolen anschließen, entweder per LAN-Kabel oder WLAN. So können sie mit anderen lokalen Netzwerkgeräten sowie dem Internet kommunizieren.
Platzhirsch Devolo
Zu den größten heimischen Anbietern von Powerline-Adaptern gehört Devolo. Das vor knapp über 20 Jahren gegründete deutsche Unternehmen ist auf Produkte für das intelligente Stromnetz (Smart Grid) spezialisiert. Vergangenes Jahr sind die Aachener allerdings in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Ein im Februar 2022 eröffnetes Schutzschirmverfahren konnte jedoch nach sechs Monaten erfolgreich abgeschlossen werden. Damit verfügt das Unternehmen nach Aussage des Sachwalters Rüdiger Weiß von der Kanzlei WallnerWeiß "wieder über eine sehr gute Ausgangslage für die Zukunft".
"Unser Kerngeschäft sowie das operative Business sind gesund und Devolo steht wieder auf einem tragfähigen finanziellen Fundament", ergänzt Heiko Harbers, Vorstand von Devolo. Zudem seien die mittel- bis langfristigen Marktaussichten positiv. Das Unternehmen will sich daher weiter auf den Powerline-Markt konzentrieren. Bislang konnten die Aachener nach eigenen Angaben bereits über 45 Millionen Produkte ausliefern. Man werde die Marke Devolo in Zukunft vor allem über Omni-Channel-Konzepte vermarkten, kündigte Harbers an.
Powerline in der Praxis
Devolo kennt sich also besonders gut mit dem Thema Powerline aus. Das Unternehmen hat daher eine Reihe von Vorteilen zusammengestellt. Sie reichen von der einfachen Bedienung, über die hohe Stabilität bis zur großen Flexibilität, die für die Technik spreche. So lassen sich Powerline-Adapter in der Regel auch ohne technische Vorkenntnisse von Laien installieren und in Betrieb nehmen. Die Adapter in einem Set verbinden sich beim Anschließen automatisch miteinander. Positiv ist zudem, dass sich Powerline- und WLAN-Netze nicht gegenseitig negativ beeinflussen. Wer will, kann die Adapter an verschiedenen Stellen im Haushalt einstecken, um die Räume flexibel anzubinden.
Der aktuelle Powerline-Standard G.hn bringt es nach Angaben von Devolo auf eine Übertragungsleistung von bis zu 2.400 MBit/s. Für Online-Streaming im Heimkino oder Videokonferenzen im Homeoffice reicht das bei weitem aus. Devolo bietet eine Home-Networking-App für Android und IOS, mit der sich das lokale Powerline-Netz konfigurieren lässt.
Um technische Probleme zu vermeiden, sollten die Powerline-Adapter möglichst immer direkt an einer Wandsteckdose betrieben werden. Zum Anlernen der Adapter kann es aber sinnvoll sein, sie vorübergehend nebeneinander in einen Mehrfachverteiler zu stecken. Beim Kauf eines Adapters mit integrierter Steckdose geht kein Steckplatz verloren. Normalerweise ist bei Powerline-Verbindungen am Stromzähler Schluss. Die Signale sollten also nicht auch beim Nachbarn empfangen werden können. Zusätzlich verschlüsselt Devolo die übertragenen Daten mit AES in 128 Bit. Zudem ist es möglich, über die Home-Networking-App die Zugriffsberechtigungen für einzelne Geräte und Dienste festzulegen.
Powerline bei Devolo
Die aktuelle Powerline-Produktpalette von Devolo besteht aus den Serien Magic LAN Powerline ohne WLAN-Funktionalität und Magic Wifi Powerline inklusive WLAN. Die LAN-Adapter unterscheiden sich in der Zahl der enthaltenen Gigabit-Ports und der Maximalgeschwindigkeit via Powerline. Sie beträgt beim Magic 1 LAN bis zu 1.200 MBit/s und beim Magic 2 LAN bis zu 2.400 MBit/s. Letzteres Tempo erreicht auch der Magic 2 LAN triple, er hat aber gleich 3 Gigabit-Anschlüsse. Bei den anderen ist es jeweils nur einer.
Auch die Produkte der Magic-Wifi-Powerline-Serie gibt es wahlweise mit Powerline-Geschwindigkeiten von maximal 1.200 beziehungsweise 2.400. Größere Unterschiede bestehen bei den Übertragungsraten im WLAN. Beim Magic 1 Wifi Mini sind es maximal 300 MBit/s, beim Magic 1 Wifi und beim Magic 2 Wifi next bis zu 1.200 MBit/s und beim Magic 2 Wifi 6 sogar bis zu 1.800 MBit/s. Die LAN-Anschlüsse der Adapter sind entweder als Fast Ethernet oder Gigabit Ethernet ausgeführt.
Powerline bei AVM
Auch der Konkurrent AVM verfügt über mehrere Powerline-Produkte, die sich für die Heimvernetzung eignen. Sie reichen von den Modellen Fritz Powerline 510E und 540E mit einer maximalen Übertragungsrate von 500 MBit/s, bis zu den Adaptern Fritz Powerline 1220, 1240E und 1260 mit einer Übertragungsrate von bis zu 1.200 MBit/s.
Mit WLAN sind die Modelle Fritz Powerline 540E, 1240E und 1260 ausgestattet. Letzterer Adapter funkt nicht nur im 2,4-GHz-, sondern auch im 5-GHz-Band. Der Adapter 1220 unterstützt kein WLAN, verfügt aber dafür über eine integrierte Steckdose.
Powerline bei TP-Link
Der chinesische Netzwerkhersteller TP-Link hat ebenfalls zahlreiche Powerline-Adapter in seinem Portfolio. Aktuelles Flaggschiff ist das Modell TL-PA9020. Es unterstützt Geschwindigkeiten von bis zu 2.000 MBit/s über bestehende Stromleitungen, beherrscht aber kein WLAN. Anders beim TL-WPA8631P. Diese Adapter erreichen im Stromnetz Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 1.300 MBit/s und im WLAN von bis zu 867 MBit/s bei 5 GHz und 300 MBit/s bei 2,4 GHz. Auch bei Modellen mit integrierter Steckdose werden die Kunden bei TP-Link fündiig. Hier sind etwa die Adapter TL-PA7027P ohne WLAN oder TL-WPA8631P mit WLAN zu nennen.
Installationshilfe per App
Auch wenn die WLAN-Performance von Routern, Mesh-Netzwerken und Repeatern immer besser wird, müssen doch die Funksignale von einem Punkt zum anderen. Jedes Hindernis schmälert dabei die Leistung, insbesondere wenn stahlbetonbewehrte Wände und Decken zwischen Sender und Empfänger liegen. Im ChannelPartner-Versuch konnte mit Powerline-Adaptern verschiedener Hersteller die Bandbreite mehr als verdoppelt werden.
Bei AVM lassen sich die Powerline-Produkte einfach in die bestehende Fritz-Infrastruktur einbinden. Devolo unterstützt die Kunden mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung per App.
Trotz der offensichtlichen Vorteile sind Powerline-Produkte erklärungsbedürftig. Sie benötigen das passende Einsatzszenario, die korrekte Installation im Stromnetz und die optimale Einbindung in die vorhandene Netzwerkstruktur, um ihre Leistungsfähigkeit voll entfalten zu können.
Vertriebs-Power für Powerline
Die Hersteller bieten ihren Partnern hier umfangreiche Vertriebsunterstützung. Sowohl TP-Link als auch Devolo wurden von ChannelPartner in Zusammenarbeit mit Context bei den Channel Excellence Awards als "Preferred Vendor" für ihre Leistungen bei der Partnerbetreuung ausgezeichnet. AVM konnte in der Kategorie "Netzwerke" sogar schon mehrmals in Folge den Spitzenplatz erreichen (alle Ergebnisse finden sie hier).
AVM hält die entsprechenden Informationen im Partnerportal bereit. Reseller können dort auf Infomaterial, Bilder und Clips zugreifen. Dort bietet der Berliner Hersteller auch Webinare an. Zudem setzt man bei AVM auch auf den persönlichen Kontakt zu den Partnern. Neben telefonischen Kontakt- und Serviceangeboten ist der Netzwerkspezialist auch auf Messen präsent und bietet auch regionale Treffpunkte im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Solutions Tour an.
Umfangreiche Partnerunterstützung gibt es auch bei Devolo, sowohl für den stationären Handel als auch für Online-Händler. Als übergreifende Maßnahmen nennt der Aachener Powerline-Spezialist Produktinformationen, standardisierte Werbevorlagen, Trainingspräsentationen, E-Learning, Trainingskarten, FAQ-Flyer für die Kundenberatung sowie Awards und Siegel. Für Landengschäfte gibt es zudem Produktsamples und Displays, Aufsteller und Produktinformationen und Vorlagen für druckfähiges PoS-Material. Individuell können zudem Unterstützungsmaßnahmen wie weiterführende Trainings und Schulungen des Verkaufspersonals, aufmerksamkeitsstarke Zweitplatzierungen sowie speziell zugeschnittene PoS-Lösungen vereinbart werden.
Ähnlich sieht es bei der Unterstützung des Online-Kanals aus: Hier hilft Devolo mit Produkt-Content mit Texten und Bildern, Videos und Infografiken, Werbekampagnen und Promotions sowie regelmäßigen Cintent-Checks. Als individuelle Lösungen kann Devolo maßgeschneiderte Promotions inklusive Banner und Werbematerialien bereitstellen, Landingpages einrichten und ausgewählte Handelspartner im Rahmen von nationalen Kampagnen bewerben.