Pentium 4 mit Doppelherz

21.11.2002
Bei Servern sorgen Mehrprozessorsysteme schon lange für den erforderlichen Geschwindigkeitsschub. Doch die sind teuer, benötigen sie doch ein aufwändigeres Mainboard und eben mindestens zwei Prozessoren. Mit dem Pentium 4 HT will Intel nun das Mehrprozessorkonzept im Consumer-Markt einführen.

Der neue Pentium 4 mit Kürzel HT soll den Consumer-Markt gehörig aufmischen. HT steht für Hyperthreading, was nichts anderes bedeutet, als dass nun zwei Prozessoren in einem Gehäuse untergebracht sind. Dabei handelt es sich aber nicht um zwei komplette CPUs, sondern nur der Prozessorkern ist in zweifacher Ausfertigung vorhanden. Die beiden CPU-Kerne müssen sich die internen Logikbausteine, wie beispielsweise I/O-Gatter und Cache, teilen. Dadurch erreichen sie zwar nicht die doppelte Rechenleistung, vielmehr muss sich der Anwender je nach Applikation mit 20 bis 30 Prozent Steigerung gegenüber einer Einzel-CPU zufrieden geben. Der Verwaltungsaufwand schluckt den Rest der dazugewonnenen Performance.

Vorbild für den neuen Pentium 4 HT war der Xeon, der im Frühjahr erstmals mit Hyperthreading-Technologie auf den Markt gebracht wurde. Dessen Kinderkrankheiten sind nun auskuriert, und der Einführung dieser Technologie im Consumer-Markt steht nach Ansicht von Intel nichts mehr im Weg. Der neue Pentium 4 HT ist der erste Prozessor einer quasi neuen Generation und arbeitet mit einer Taktfrequenz von 3,06 GHz. Damit ist er der zurzeit schnellste Prozessor für Consumer-PCs auf dem Markt. Wer nun aber glaubt, sein altes Board einfach durch den neuen Prozessor aufrüsten zu können, der irrt.

Wegen des Hyperthreading stehen der Software nun quasi zwei identische CPUs zur Verfügung - und die müssen nun natürlich auch angesprochen werden können. Das bedeutet, dass zuerst das Bios des Mainboards auch angepasst werden muss. Neben den Routinen im Bios ist natürlich auch das Betriebssystem gefordert. Denn das gibt schließlich der CPU die entsprechenden Befehle.

Windows 95/98 und ME sind dazu nicht in der Lage. Einzig die Betriebssysteme Windows 2000 und Windows XP können die anfallenden Berechnungen auf mehrere Prozessoren aufteilen. Mit dem Umstieg auf die neue CPU wird dementsprechend auch ein eventueller Umstieg auf ein neues Betriebssystem fällig. Nach ersten Tests in den einschlägigen Fachzeitschriften ist der Geschwindigkeitsvorteil bei Einzel-Applikationen aber gar nicht so groß, und bei manchen Anwendungen, wie beispielsweise Word und Excel, bremst das neue System sogar die Rechenleistung.

Intel begründet diese Ausbremser mit dem Argument, dass die neue Technik auch neue Anforderungen an die Software stellt. Erst wenn die Entwicklungsingenieure die Applikationen an die neue Umgebung angepasst haben, sei der Rechenvorteil wirklich sichtbar. Anders sieht es aber dann aus, wenn mehrere Applikationen gleichzeitig laufen.

Der Anwender kann nun beispielsweise einen großen Daten-String aus dem Internet herunterladen und gleichzeitig mit voller Rechenpower an seinem PC weiterarbeiten. Hier spielt die doppelte CPU ihre Fähigkeiten voll aus.

www.intel.de

ComputerPartner-Meinung:

Wie bei der Einführung jeder neuen Prozessor-Technologie hinkt zunächst die Softwareentwicklung hinterher. Man denke nur einmal an die Einführung von MMX. Zuerst konnten nur wenige Applikationen diese neuen Be-fehle nutzen. Heute sind sie Standard. Mit der Einführung der Hyperthreading-Technologie läutet Intel ein neues Zeitalter ein. Mehrprozessorsysteme auf einem Chip werden ohne große Kostensteigerungen die Rechenleistung von PCs enorm steigern. In wenigen Monaten wird auch die Software diese Technologie nutzen können, und dann wird es immer schwerer für die Konkurrenz dagegenzuhalten. (jh)

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