Palo Alto Networks hat mit dem kalifornischen Start-up Zingbox eine Übernahmevereinbarung unterzeichnet. Demnach wird der IoT-Security-Spezialist Zingbox Teil von Palo Alto Networks. Die Übernahme soll bis Ende Oktober 2019 abgeschlossen werden. Der Kaufpreis liegt bei 75 Millionen Dollar. Die Zingbox-Gründer Xu Zou, Jianlin Zeng und May Wang werden im Zuge der Übernahme zu Palo Alto Networks wechseln. Zingbox-CTO Wang war zuvor 14 Jahre bei Cisco und arbeitete während dieser Zeit bereits im Umfeld des jeweiligen CTOs.
Zingbox ist seit dem Frühjahr Mitglied im Microsoft Active Protections Program (MAPP) und seit Sommer 2018 im VMware Technology Alliance Partner Program. Außerdem trat das Unternehmen Ende 2018 dem Technology Alliance Partner Program von Fortinet bei. Ob dieses Engagement nach Abschluss der Übernahme durch Palo Alto Networks fortgesetzt wird, ist noch offen, aber unwahrscheinlich.
Palo Alto Networks setzt mit Zingbox auf IoT-Security
Mit dem Kauf von Zingbox bereitet sich Palo Alto Networks darauf vor, die stark wachsende Zahl an IoT-Geräten in den Unternehmen in seine Sicherheitskonzepte einzubeziehen. Viele davon sind derzeit weder vernünftig verwaltet noch erfüllen sie die in anderen Bereichen des Netzwerks gängigen Sicherheitsstandards. Das liegt zum Teil auch in der Natur der IoT-Geräte, die über wenig Rechenkapazitäten verfügen und deren Entwickler den Schwerpunkt ganz klar bei der Vernetzung legen und dadurch möglichst vielfältige Zugriffsmöglichkeiten schaffen wollen. Deren Absicherung überlassen sie dann oft den Anwendern.
Palo Alto Networks sieht mit dem Kauf von Zingbox zudem die Möglichkeit, eine übergreifende IoT-Sicherheits-Suite zu etablieren. Derzeit seien IoT-Security-Produkte vor allem darauf ausgelegt, Profile zu erstellen und die vorhandenen Geräte zu erfassen. Ein Beispiel dafür ist der im Sommer von Qualys vorgestellte, kostenlose Cloud-Dienst "Global IT Asset Discovery and Inventory". Solche Dienste seien aber nicht darauf ausgelegt, ausgefeilte Angriffe zu erkennen und abzuwehren. Daher würden IoT-Anwender mehrere IoT-Security-Produkte unterschiedlicher Anbieter integrieren, was Komplexität, Aufwand und Kosten erhöhe.
Mit der Übernahme von Zingbox will Palo Alto Networks hier eine Alternative schaffen. Zingbox bietet einen Cloud-basierten Dienst an und arbeitet eignen Angaben zufolge mit AI und Maschinenlernen um Gefahren zu identifizieren. Diese Möglichkeiten will Palo Alto Networks in seine Next-Generation-Firewall und seine Cortex-Plattformen integrieren. Zu letzteren gehören etwa Cortex XDR, eine Lösung die Netzwerk-, Endpunkt- und Cloud-Daten integriert um Angriffe zu erkennen, sowie die KI-basierte Continuous-Security-Plattform Cortex. Die Funktionen von Zingbox sollen diesen Produkten als zusätzlich abonnierbares Modul hinzugefügt werden.
Stärken und Schwächen von Zingbox
Gerade wenn IT und IIoT (Industrial Internet of Things) im Produktionsbereich vernetzt werden, sind aber viele Firmen Cloud-Diensten gegenüber noch skeptisch. Deshalb bietet zum Beispiel Claroty, ein auf die Absicherung von Produktionsnetzwerken spezialisiertes Unternehmen, das ebenfalls mit Maschinenlernen arbeitet, seine Lösung derzeit noch Software zur Installation beim Kunden an. Bei einer Presseveranstaltung in München im Septemeber 2019 erklärte Galina Antova, Mitgründerin und Chief Business Development Officer von Claroty, aber, dass man mittelfristig zumindest eine Cloud-Option anbieten wolle. Erstens seien Kunden zunehmend offener dafür, zweitens sei eine zentrale Instanz leichter und schneller aktualisierbar und dadurch auch kurzfristiger gegen neu entdeckte Angriffe zu wappnen.
Zingbox wurde 2014 gegründet und brachte sein erstes Produkt 2017 auf den Markt und erwarb sich damit sofort die Anerkennung von Marktbeobachtern. Das Unternehmen spezialisierte es sich zunächst erfolgreich auf das Gesundheitswesen. Grundsätzlich lassen sich die Dienste aber auch in anderen Branchen einsetzen. Zu den Investoren gehörten neben Triventures und GSR Ventures auch der Stanford-StartX Fund und Dell Technologies Capital, der Wagniskapitalarm des texanischen Unternehmens.