Auf seiner Kundenkonferenz in Düsseldorf kündigte Open Text eine neue ECM-Strategie an, mit der man Social Software und Web 2.0 in den Unternehmen etablieren möchte. Außerdem wird das Partnermanagement komplett neu ausgerichtet und über alle Produktsparten hinweg auf eine einheitliche Struktur getrimmt.
"Web 2.0 macht vor Unternehmensgrenzen nicht Halt, deshalb müssen sich Firmen zwangsläufig damit befassen", sagte Gründer und Chefstratege Tom Jenkins auf der Open-Text-Anwenderkonferenz in Düsseldorf. Problematisch sei vor allem, dass durch die zunehmende Nutzung von Social Software die Grenze zwischen privater und geschäftlicher Nutzung verschwimme. Auch wenn Profilseiten bei Xing in Sachen Datenschutz und Compliance meist unkritisch seien, so berge die Nutzung von Multimedia-Diensten wie Youtube, Flickr, Facebook und Co. viele rechtliche Fallstricke.
Unternehmen weichen solchen Probleme derzeit noch mit restriktiven IT-Richtlinien aus, doch auf Dauer sei eine Öffnung unvermeidlich, meint Jenkins: "So wie man damals E-Mail nicht aufhalten konnte, werden Firmen zukünftig auch die Nutzung sozialer Netzwerke nicht verhindern können."
Web 2.0 in ECM integrieren
Statt sich also gegen den Zeitgeist zu stemmen, empfiehlt der OpenText-Chef eine kontrollierte Integration von Social-Software-Diensten in die firmeneigene Contentmanagement-Infrastruktur. Sein Unternehmen hat zu diesem Zweck eine neue ECM-Plattform mit dem Codenamen Bloom entwickelt, die in Düsseldorf in Grundzügen vorgestellt wurde. Bloom soll eine Brücke über die Firewall schlagen und zwischen den firmeneigenen Netzen und dem offenen Internet vermitteln. Mitarbeitern können auf dieser Basis Web-2.0-Dienste nutzen, während die IT gleichzeitig die Kontrolle über die Inhalte behält. Dabei kommen auch vertraute ECM-Mechanismen wie Records-Management, Dokumenten-Management oder Workflow-Funktionen zum Tragen.
Inhaltsanalyse statt User-Content
Die Umsetzung klingt einfacher, als sie in der Praxis ist. Denn Web-2.0-Anwendungen leben von der Ad-hoc-Vernetzung und dem Aggregieren von benutzerseitig hinzugefügten Metadaten wie Tags, Bewertungen oder Links. Der Erfolg von Youtube, Facebook oder Flickr beruht darauf, dass Millionen von Nutzern Inhalte bewerten, kennzeichnen (taggen) und verlinken. Und genau an solchen User-generierten Metadaten mangelt es innerhalb der Unternehmen, weil dafür erstens eine gewisse Mindestmenge an Benutzern und zweitens viel Zeit erforderlich ist - beides ist aber im Geschäftsleben Mangelware. Um dennoch die wachsende Menge an Daten sinnvoll kategorisieren und ordnen zu können, entwickelt OpenText an ausgefeilte Analyse-Tools, wie Jenkins erklärt:
"Wir forschen seit über zehn Jahren an einer Suchmaschine für Bilder, Videos und Audiodaten. Damit können wir zukünftig alle Multimedialen Inhalte automatisch mit Metadaten versehen und damit leicht auffindbar machen." Seinen Äußerungen zufolge ist der Entwicklungsprozess kompliziert und noch nicht vollständig abgeschlossen. Dennoch sieht er für Unternehmen keine Alternative: "Unternehmen müssen alle Inhalte unter Kontrolle haben, um nicht gegen Compliance-Vorgaben und andere Kodizes zu verstoßen. Deshalb werden sie zukünftig verstärkt in solche ECM-Technologien investieren."
"Übrig bleiben Open Text und IBM"
Schließlich kommentierte Jenkins auch noch die Entwicklung des ECM-Markts, der in den vergangenen Jahren von zahlreichen Firmenfusionen geprägt war. Seiner Ansicht nach gehe die Konsolidierung unvermindert weiter: "Am Ende werden zwei Unternehmen übrig bleiben: Open Text und IBM." Wachsen möchte er dabei unter anderem mit Übernahmekandidaten aus Deutschland, nachdem er sich in der Vergangenheit mit dem Kauf von Ixos und Red Dot bereits zwei hiesige Branchengrößen einverleibt hatte.
Einheitliches Partnermanagement
Zur neuen Partner-Strategie nahm der deutsche Vertriebschef Detlev Legler Stellung. Nachdem bisher jedes Produktsegment seine Vertriebspartner eigenständig betreute, werde man zukünftig alle Aktivitäten auf ein zentrales Partnermanagementsystem vereinheitlichen. Für die Partner bedeute dies, dass dann ein Mitarbeiter für das gesamte Produktportfolio verantwortlich ist. Legler unterstrich die Mehrwerte: "Für die Partner vereinfachen wir so den Zugang zum gesamten Open-Text-Portfolio, indem wir die bisherigen Spartengrenzen wie Records-Management, Dokumentenmanagement oder Archivierung aufheben."
Auch am Umsatzkuchen will Open Text die Partner stärker beteiligen. Während bisher nur 30 Prozent der Verkäufe indirekt abgewickelt wurden, soll der Partneranteil in nächster Zeit auf 45 Prozent wachsen. Channel-Konflikte mit dem Direktvertrieb müssten die Partner dabei jedoch nicht befürchten, betonte Legler: "Prinzipiell gibt es für jeden Kunden einen Account Manager, und der hat den Partner zu unterstützen. Beim Umsatz kommt immer der zum Zug, der ein Projekt initiiert hat." (rw)