Channel unterschätzt Potenzial

Networking in Campus-Umgebungen

Alexander Thiele ist als Director Networking Germany bei Dell EMC für das Netzwerkgeschäft in Deutschland verantwortlich. Der Experte verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in der IT-Branche und besondere Expertise im Netzwerkbereich. Nach verschiedenen Managementpositionen im IT-Dienstleistungssektor wechselte er nach seiner Laufbahn bei Computacenter 2012 zu Dell, um das Networking-Geschäft in Deutschland erfolgreich voranzutreiben.
Der Channel unterschätzt die Möglichkeiten, die eine Vernetzung in Campus-Umgebungen bietet. Dabei zeichnet sich gerade im Campus-Bereich ein wachsender Bedarf ab. Reseller mit entsprechender Expertise können sich hier gut positionieren.

Beim Thema Networking richtet sich das Augenmerk des Channels zumeist auf die Rechenzentren. Sicher, hier gibt es spannende Entwicklungen wie Software-Defined Networking oder Ethernet Fabrics. Ohne Zweifel bestehen hier lukrative Business-Möglichkeiten für Unternehmen mit Know-how und Erfahrung im Bereich Networking. Doch darin erschöpft sich Networking nicht, auch die Vernetzung in so genannten Campus-Umgebungen bietet ein weites Feld von Möglichkeiten für den Channel.

Auch kleinere Reseller können sich bei der Campus-Vernetzung sehr gut positionieren - entsprechendes Know-how vorausgesetzt.
Auch kleinere Reseller können sich bei der Campus-Vernetzung sehr gut positionieren - entsprechendes Know-how vorausgesetzt.
Foto: hywards - www.shutterstock.com

Eine Zeitlang schienen Campus-Umgebungen tatsächlich so etwas wie die "armen Verwandten" des Rechenzentrums zu sein, sowohl hinsichtlich des technischen Anspruchs als auch der Rentabilität. Tatsächlich aber ist der Campus-Networking-Markt in Europa ein Milliardenmarkt für diejenigen, die über das richtige Know-how und das geeignete Konzept verfügen.

Um zu verstehen, wie groß die hier verborgenen Möglichkeiten sind, muss man sich nur kurz vergegenwärtigen, wie sich die Campus-Umge­bungen in den letzten Jahren entwickelt haben. Heute betreiben die meisten großen Einrichtungen auch Campus-Um­gebungen, von Universitäten und Krankenhäusern bis hin zu großen Unternehmen aus allen Branchen. Aber diesen großen Einheiten folgt nun eine neue Kategorie von Organisationen, die in nächster Zeit ebenfalls umfangreiche Campus-Netzwerke implementieren werden. So ist es nicht mehr ungewöhnlich, wenn eine größere Schule eine entsprechende Netzwerkinfrastruktur aufbaut und über WLAN-Lösungen nachdenkt.

Der Channel kann in solchen Umgebungen nicht nur die Bereitstellung solcher Netze vornehmen, sondern die besonderen Skills vermitteln, die solche Netze erfordern. Im Rechenzentrum lauten die Schlüsselfaktoren Workload, Performance, Orchestrierung und Sicherheit. In Campus-Netzen sind die Herausforderungen zum Teil anders, hier geht es neben Performance vor allem darum, für Personen und Geräte Mobilität herzustellen und zu sichern, und um komplexe Fragen der Sicherheit, Zugriffsverwaltung und Überwachung; man muss beispielsweise wissen, wer gerade im Netzwerk ist oder welche Geräte wo verwendet werden. Hinzu kommt, dass WLAN immer mehr die zentrale Bereitstellungstechnologie wird sowie eine verstärkte Nachfrage nach Unified Communication.

Um von der Entwicklung im Campus-Networking profitieren zu können, müssen Reseller ein umfassendes Verständnis für die spezifischen Anforderungen haben, die diese Architekturen vom Rechenzentrum unterscheiden. So verlaufen die Verkehrsmuster einer Campus-Umgebung im Allgemeinen in Richtung "Nord-Süd" - zwischen Clients und Servern - statt in Richtung "Ost-West" - zwischen Servern und Rechenzentren. Es gibt im Campus-Umfeld auch einen starken Trend zur Vereinfachung, mitunter ist die Zugriffsschicht vollständig WLAN-basiert und reduziert so die Gesamtkosten der Infrastruktur.

Ein effizientes Campus-Netzwerk wird immer auf einem Hochleistungs-Ethernet-Backbone aufbauen, von dem alles andere abhängt. 10-Gigabit-Ethernet (10-Gbe) ist heute als Backbone-Techno­logie Standard , aber künftig werden 50- oder sogar 100-GbE-Netze üblich sein. Netzwerkmanagement-Tools sind ein weiterer wesentlicher Baustein. Auch sie bieten dem Channel viele Möglichkeiten aktiv zu werden, denn noch immer implementieren zahlreiche Organisationen komplexe Netzwerke ohne nennenswerte Managementfunktionen. Ein weiteres interessanteres Thema ist der Energieverbrauch, denn die Stromkosten für die zahlreichen Switches können in großen Campus-Umgebungen enorm sein. Hier können Reseller die Kosten für die Betreiber durch die Implementierung von weniger leistungshungrigen Switches deutlich reduzieren. Auch wenn sie in der Öffentlichkeit eine weniger prominente Rolle spielen - unterm Strich sind die Themen im Campus also nicht weniger spannend als im Rechenzentrum. Von wegen arme Verwandte!

Viele Reseller verfügen über die nötige Expertise, um die wachsende Nachfrage nach Campus-Netzwerken aufzugreifen, auch wenn sich die meisten noch auf das Rechenzentrum konzentrieren. Dabei ist gerade dieser Markt sehr hart umkämpft und wird vielfach von großen Anbietern dominiert. Der Campus ist ein Sektor im Networking, in dem man sich mit spezifischem Know-how auch als weniger großer Player sehr gut positionieren kann. (haf)

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