Dass im Einkauf der Gewinn steckt, weiß Thibault Pucken aus jahrelanger Erfahrung. Der Partner bei der Unternehmensberatung Inverto AG in Köln berät Unternehmen und Systemhäuser zu Einkaufsfragen. Aus finanzieller Sicht sieht er drei Ansätze, um im Einkauf Liquidität zu sichern: "Wann bezahle ich meinen Lieferanten, wie viel Ware habe ich im Lager und wann kommt das Geld vom Kunden?" Die besten Antworten auf diese Fragen lauten: spät, wenig und vor Lieferung.
Doch nicht immer gelingt dieser Idealzustand. Um eine bessere Verhandlungsposition zu haben, ergibt es Sinn, sich neben der Hausbank private Finanzierer zu suchen. "Zumal Banken seit der Finanzkrise deutlich zurückhaltender bei Warenfinanzierungen sind", wie Pucken beobachtet hat.
Banken geben seltener Kredite – Alternative gesucht
Ulrich Oberste-Schemmann, Vorstand der Handelskontor AG, ist ehemaliger Banker und bestätigt dies: "Immer wieder mache ich die Erfahrung, dass vor allem in Wachstumsphasen von Unternehmen die Hausbanken restriktiv agieren." Wenn Kreditlinien ausgereizt sind, Systemhäuser aber expandieren wollen, brauchen sie Spielräume für Einkäufe. Diese Liquiditätsengpässe überbrücken Finetrader.
Das Modell funktioniert so: Der Finetrader kauft im Auftrag des Kunden ein und behält das Skonto – in der Regel drei Prozent – ein. "Wir wiederum gewähren 30, 60 oder 90 Tage Zahlungsziel, ohne das Skonto weiterzugeben", verdeutlicht Oberste-Schemmann. Damit seien die ersten 30 Tage ausgeglichen. Für längere Zahlungsziele auf 60 oder 90 Tage erhebt der Einkaufsoptimierer eine bonitätsabhängige Gebühr.
Finetrading finanziert Wachstum
Geeignet sei dieses Konzept laut Oberste-Schemmann vor allem, um in der Beschaffung bessere Einkaufskonditionen zu erzielen und schnelleres Wachstum zu finanzieren. Denn Unternehmer können die sofortige Bezahlung der Rechnung durch den Zwischenhändler als Argument nutzen, um niedrigere Preise zu verhandeln oder Mengenrabatte zu bekommen. (bw)