Produktivität steigern

Milliardenpotenzial für ChatGPT & Co.

14.06.2023
In der Debatte über Künstliche Intelligenz rücken volkswirtschaftliche Auswirkungen von ChatGPT & Co. ins Visier. Forscher von McKinsey sehen großes Potenzial, um die wirtschaftliche Leistung zu steigern.
Generative KI hat das Potenzial, einen jährlichen Produktivitätszuwachs von 2,6 bis 4,4 Billionen Dollar zu ermöglichen - so eine Prognose des McKinsey Global Institute.
Generative KI hat das Potenzial, einen jährlichen Produktivitätszuwachs von 2,6 bis 4,4 Billionen Dollar zu ermöglichen - so eine Prognose des McKinsey Global Institute.
Foto: Zapp2Photo - shutterstock.com

Textroboter wie ChatGPT oder Bard, Bildgeneratoren wie Stable Diffusion und andere Programme der sogenannten generativen Künstlichen Intelligenz (GenAI) könnten weltweit für ein signifikantes zusätzliches Produktivitätswachstum sorgen. Das geht aus einer Studie des McKinsey Global Institute (MGI), dem volkswirtschaftlichen ThinkTank der Unternehmensberatung McKinsey & Company, hervor, die am Mittwoch in Düsseldorf veröffentlicht wurde. Die Experten gehen davon aus, dass GenAI-Technologien weltweit einen jährlichen Produktivitätszuwachs von umgerechnet 2,4 bis 4,1 Billionen Dollar ermöglichen könnten. Dies entspreche der Größenordnung des Bruttoinlandsproduktes von Großbritannien.

Die generative KI, bei der Inhalte wie Texte, Bilder oder Videos maschinell erstellt werden, würde den Produktivitätszuwachs von anderen KI-Spielarten weiter steigern. Im Vergleich zu bisherigen Ausprägungen von KI wie Machine Learning rechneten die McKinsey-Experten eine zusätzliche Steigerung um zehn bis 40 Prozent aus. "Die tatsächlichen Auswirkungen könnten sogar höher ausfallen, würde GenAI in Software integriert, wodurch frei werdende Arbeitszeit für andere Aufgaben genutzt werden kann", erklärte McKinsey.

Produktivitätswachstum

Drei Viertel des geschätzten Produktivitätswachstums durch GenAI machen die Autorinnen und Autoren der Studie in den Bereichen Kundenservice, Marketing und Vertrieb, Softwareentwicklung sowie Forschung und Entwicklung aus. In diesen Bereichen könne die generative KI beispielsweise bei der Interaktionen mit Kunden eingesetzt werden. Programme wie ChatGPT oder DALL-E könnten von Mitarbeitern aber auch verwendet werden, um Inhalte zu erstellen oder Softwarecodes zu schreiben.

Branchen wie Finanzdienstleistungen, Medien oder Biowissenschaften sind demnach am stärksten von den Änderungen betroffen. Den McKinsey-Berechnungen zufolge könnte die Nutzung von GenAI im Bankensektor zum Beispiel einen zusätzlichen Wert von jährlich 200 bis 340 Milliarden Dollar schaffen. Auch im Einzelhandel und in der Konsumgüterindustrie sei das Potenzial mit jährlich zusätzlichen 400 bis 660 Milliarden Dollar erheblich.

Das McKinsey Global Institute sieht in der Studie auch große Veränderungen für die Arbeitswelt voraus. Komplexe, hoch qualifizierte und hoch bezahlte Bereiche seien besonders betroffen. "Die Technologie hat das Potenzial, Arbeitsschritte zu automatisieren, Menschen von manuellen Routine-Aarbeiten zu entlasten und so neue Freiräume für kreative Arbeit und Innovation zu schaffen."

KI unterstützt Lehrkräfte

Die größten Änderungen sieht McKinsey bei Lehrberufen voraus, weil es hier ein signifikantes Automatisierungspotenzial gebe. Mit den verbesserten Fähigkeiten der GenAI im Bereich der natürlichen Sprache könnten beispielsweise Arbeitsaufgaben von Maschinen entwickelt werden. In einem ersten Schritt erstelle die KI dabei vielleicht nur einen Entwurf, der dann von den Lehrkräften bearbeitet werde. Dadurch könnten die Lehrkräfte mehr Zeit für andere Tätigkeiten aufwenden, etwa für die Leitung von Klassendiskussionen oder die Betreuung von Schülern, die zusätzliche Unterstützung benötigen. Besonders hohes Automatisierungspotenzial bestehe zudem bei IT-Berufen gefolgt von Kreativberufen. Demgegenüber seien Jobs wie Bauarbeiter, die körperliche Arbeit erfordern, kaum von der GenAI betroffen.

Für die Bewertung des ökonomischen Potenzials von GenAI haben die Studienautorinnen und -autoren eine Datenbank mit 63 potenziellen Anwendungsfällen erstellt und die Expertise von über 100 Branchenexperten genutzt. Analysiert wurden spezifische Anwendungsfälle, bei denen GenAI erhebliche Verbesserungen ermöglichen kann. Anhand der globalen Wirtschaftsstruktur im Jahr 2022 wurde dann der potenziellen jährliche Wert dieser GenAI-Anwendungsfälle errechnet. Unberücksichtigt blieb das Wertschöpfungspotenzial, sollte GenAI völlig neue Produkt- oder Dienstleistungskategorien hervorbringen. (dpa/rs/rw)

Zur Startseite