Tausende von Zuschauern in den Arenen, Millionen an Bildschirmen zuhause und Preisgelder in siebenstelliger Höhe - wir reden hier nicht vom Finale der UEFA-Champions-League, sondern von eSport-Turnieren, die weltweit und mittlerweile auch hierzulande in dieser Größenordnung ausgetragen werden.
Die ESL (Electronic Sports League) ist das weltweit größte eSports-Unternehmen. Sie betreibt nationale und internationale Ligen und Turniere wie ESL One, ESL Meisterschaft oder die Intel Extreme Masters. Dazu gehört neben der Ausrichtung der Events auch das komplette Marketing, das technische Umfeld, die Übertragung über Stream oder TV und noch vieles mehr.
Auch wenn Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern noch als eSports-Entwicklungsland bezeichnet werden kann, nimmt das Milliardengeschäft des professionellen Gamings auch hierzulande Fahrt auf. "eSports ist ein globales Phänomen und wird sich auch in Zukunft stetig weiterentwickeln. Obwohl Entwicklungen in Deutschland immer mit viel Skepsis wahrgenommen werden, sind starke Publisher, Veranstalter und Verbände hierzulande tätig, die den eSport kontinuierlich vorantreiben", beschreibt Thomas Pöhler, Senior Vice President IT bei der ESL, die Situation. Mittlerweile sei eSport in der Mitte der Gesellschaft angekommen und werde auf vielen verschiedenen Ebenen wahrgenommen und diskutiert.
Hohe Qualitätsanforderungen an Personal und Infrastruktur
Doch das eSports-Phänomen hat nicht nur sportliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche, sondern auch technische Komponenten. Um hochkarätige Veranstaltungen im eSports-Umfeld auszurichten, braucht es eine leistungsfähige IT-Infrastruktur und Fachleute, die damit umgehen können. "Die Basis für unsere Events bildet die redundante Anbindung der Veranstaltungshalle an das Internet mit Geschwindigkeit mit bis zu 2 x 1 Gbit/s. Diese bieten im Idealfall einen Service zum Schutz vor DDos-Angriffen. Dahinter befindet sich unsere redundante Firewall, welche das interne Netzwerk absichert", erläutert der ESL-IT-Chef. Dabei besteht das interne Netzwerk aus Komponenten, die einen hohen Grad an Automatisierung erlauben und durch eine entsprechende WiFi-Infrastruktur erweiterbar sind.
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Auch bei den PCs der Profispieler werden hohe Maßstäbe angesetzt. Diese werden in einem umfassenden Q&A-Prozess von der ESL qualifiziert und in einem mit den Partnern abgestimmten Lifecycle rotiert. Für interne Dienste wie Teamspeak, Monitoring oder Gameserver betreibt die ESL eine redundante HCI-Lösung, auf der diese Dienste dann per virtueller Maschine oder per Container bereitgestellt werden können. "Entsprechende Peripherie wie Mäuse oder Tastaturen werden von den Spielern selber mitgebracht, ähnlich wie die Fußballschuhe im Fußball", erzählt Pöhler.
Ähnlich wie im klassischen Sportgeschehen unterstützt die IT-Industrie eSports durch Sponsoring. Dabei werden nicht nur finanzielle Mittel bereitgestellt, sondern auch die benötigte Hardware. Dafür gibt es allerdings strenge Qualitätskontrollen. "Wir gehen ausschließlich Partnerschaften mit Hardware-Anbietern ein, welche die Qualität unserer Turniere nicht gefährden und von deren Qualität wir uns in umfassenden Tests selber überzeugen konnten. Im Zweifel schaffen wir die Hardware selbst an", bekräftigt der Gaming-Experte.
Mitarbeiter sollten selbst Gamer sein
Aufbau, Betrieb und Wartung werden von der ESL überwiegend mit eigenem Personal realisiert. Dabei wird der eSport-Betreiber durch hochspezialisierte, langjährige Partner unterstützt. Auf die Frage, ob sich dabei auch Betätigungsfelder für IT-Systemhäuser eröffnen, äußert sich Pöhler zurückhaltend: "Es gibt mit Sicherheit Anteile, die sich outsourcen lassen. Den feinen Unterschied in der Qualität und in der Experience der Profispieler auf unseren Events macht allerdings die jahrelange Erfahrung aus", betont er. Bei der Suche nach den richtigen Partnern setzt der ESL-Spezialist auf Verständnis und Erfahrung für den eSport: "Im Optimalfall sind die Mitarbeiter selber Gamer. Dies hilft ungemein, die dringend benötigte Leidenschaft einzubringen", meint er. Die Kernqualifikation müsse natürlich auch gegeben sein.
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So sieht der ESL-IT-Profi Gaming als einen wichtigen Motor für die gesamte IT-Branche und schließt dabei auch ausdrücklich das B2B-Segment mit ein. "Der eSport ist die Plattform für IT Mitarbeiter der Zukunft. Viele der Gamer teilen neben dem Spielen das Interesse an Technik", ist er überzeugt. Die Erfahrungen, die Gamer mit Cloud-Diensten machen, werden früher oder später in die Business-Welt übertragen. Transparente Preisstrategie, einfaches Ausprobieren der Technologie durch Testphasen, keine langen Verträge und wenig Bürokratie nennt er als Beispiele. "Diese Erwartungshaltung hat mich als IT Leiter schon einige Diskussion mit den Vertriebspartnern gekostet", erzählt der Manager. So war die ESL eine der wenigen deutschen Firmen, die 2008 bereits auf Cloud-Dienste wie "Google G Suite" gesetzt haben. "Diese Strategie hat uns früh geholfen, die benötigte Flexibilität und Kosteneffizienz zu erreichen, bevor SaaS als Schlagwort überhaupt existierte", resümiert Pöhler.
Professioneller eSport braucht damit ebenso professionelle IT-Fachleute und Dienstleister. Wer ernsthaft im Milliardengeschäft Gaming mitmischen will, wird ohne den Aufbau des entsprechenden Fachpersonals mit den notwendigen Qualifikationen, ohne enge Kontakte in die Szene und nicht zuletzt ohne entsprechende Begeisterung und Leidenschaft für eSports und Gaming in diesem Markt nicht erfolgreich mitmischen können.