- IAMCP Resharp, Februar 2023, München
Oliver Gürtler und Edith Wittmann (beide Microsoft) mit Carlo Dannies und Till Vieregge (beide IAMCP). - IAMCP Resharp, Februar 2023, München
Christoph Twiehaus (IAMCP) im Gespräch mit Yvonne Kamarinos (Microsoft). - IAMCP Resharp, Februar 2023, München
Dem Fachkräftemangel entgegenwirken (v.l.n.r.): Janis Janowsky (ReDI), Maryna Yarotska (freiberufliche Entwicklerin), Alexandra Hanke (IAMCP), Rebekka Olbrich (Microsoft), Birgit Köbl (ReDI), Christian Meyer und Zainab Samadi (beide Straight Solutions) sowie Marzieh Iranshahi (SupplyOn).
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie veranstaltet Microsoft keine großen Partnerkonferenzen mehr - weder die weltweite in den USA noch die deutsche hier zu Lande. Mitte Juli 2022 gab es lediglich eine hybride Version der globalen Partnerkonferenz Inspire, an der nur eine Handvoll Teilnehmer aus Deutschland vor Ort in Las Vegas teilnehmen durften.
Damit deutsche Microsoft-Partner sich dennoch persönlich untereinander austauschen konnten, hat im Vorjahr der deutsche Zweig der IAMCP (International Association of Microsoft Channel Partners) pünktlich zur Inspire in Las Vegas nach Hamburg eingeladen. Auch Nicht-IAMCP-Mitglieder durften dort teilnehmen. Es war der erste großen Vor-Ort-Treff von Microsoft-Partnern seit drei Jahren!
Schon zwei Monate, Mitte September 2022, kamen die IAMCP-Mitglieder wieder persönlich zusammen - dieses Mal zum interaktiven Rethink-Workshop in Weimar. Dorthin ist auch die frischgebackene Microsoft-Channel-Chefin Edith Wittmann angereist, um sich mit den Partnern auszutauschen - vor allem über das Mitte 2022 verabschiedete und Anfang Oktober in Kraft tretende neue Partnerprogramm.
Diese Erörterungen wollte die Partner-Vereinigung nun "nachschärfen" und hat deshalb Anfang Februar 2023 die "Resharp"-Konferenz in den Räumlichkeiten der deutschen Microsoft-Zentrale in München abgehalten. Auch hier war Frau Wittmann fast den ganzen Tag anwesend - mitsamt vieler Mitarbeiter ihres Teams, etwa mit Yvonne Kamarinos, dem "Head of Channel Sales SMC" bei Microsoft.
Sie hat den in München anwesenden IAMCP-Mitgliedern auch verraten, wofür die Abkürzung "SMC" in ihrem Titel steht, nämlich für Small, Medium und Corporate. Gemeint sind damit kleinere Firmen und Unternehmen bis hin zum oberen Mittelstand, Enterprise Kunden (etwa Dax-Konzerne) ausgenommen, die allesamt von Partnern betreut werden. Ebenfalls in München gezeigt wurde Kundenpyramide, an deren Spitze sich genau 390 Named Accounts, also eben die direkt von Microsoft betreuten 360 Enterprise-Kunden befinden.
Während also Edith Wittmann für die Microsoft-Partner verantworlich ist, die diese SMC-Kunden betreuen, ist für jene selbst Oliver Gürtler als Mittelstands-Chef zuständig. Fürher waren diese beiden Funktionen in einer Person vereinigt, zuletzt hatte sie Gregor Bieler inne.
In ihrem eigenen Vortrag auf der IAMCP-Tagung in München betonte Wittmann, wie wichtig für Microsoft der unmittelbare Kontakt zu den Partnern ist, hier böten Veranstaltungen, wie die von IAMCP die ideale Plattform. "Wir stehen vor herausfordernden Zeiten", so die Channel-Chefin in München. Damit meinte sie natürlich die Krisen der vergangenen drei Jahren: Covid-19, Lieferprobleme, Inflation, Energieknappheit und Zahlungsausfälle. Doch für viele der anwesenden IAMCP-Mitglieder ist auch das seit Oktober 2022 geltende neue Partnerprogramm eine Herausforderung besonderer Art. Denn alle bisher erworbenen Zertifizierungen waren zu diesem Zeitpunkt abgelaufen und musste neu erworben werden. Das war für viele Microsoft-Partner ein Kraftakt, und viele sind noch gar nicht so weit. Doch darüber wurde nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen, auf der großen Bühne spielte das neue Partnerprogramm keine Rolle.
Dafür sprach Wittmann über viele Geschäftschancen für die Partner - insbesondere bei mittelständischen Kunden. In diesem Punkt wurde sie auch ausdrücklich von Oliver Gürtler unterstützt: "Diese Kunden haben das Geld, geben es aber nicht aus", so der Mittelstandschef. Und er führte auch gleich ein paar prominente Beispiele ins Feld, wie mittelständischen Kunden attraktive Microsoft-Lösungen unterbreitet werden können. So bräuchten etwa Fertigungsunternehmen viele ihrer Techniker gar nicht mehr auf Reisen schicken, denn notwendige Reparaturen bei derer Kunden könnten bequem remote mit Hilfe der Microsoft Hololens erledigt werden.
Andere Mittelständler besäßen demnach immer noch ihre eigene Telefonanlage, die schleunigst durch Microsofts Kommunikationsplattform "Teams" abgelöst werden sollte. "Kunden, die jetzt nicht digitalisieren, werden schon bald vom Markt verschwinden", prophezeite Gürtler. "Und unsere Partner haben genau die passenden Lösungen, um diese Kunden zu digitalisieren", ergänzte Wittmann. Man wolle nun Mittelstandskunden gemeinsam angehen, denn diese Klientel weist noch einen besonders großen Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung: "Es gibt viel zu tun", sagte Wittmann.
Und da könnten Partner auch gemeinsam viel erreichen. Das sogenannte "Partnering" mit anderen Microsoft-Partnern drängt sich da laut der Channel-Chefin förmlich auf. Und eine Community wie der IAMCP böte dafür den idealen Nährboden.
Im weiteren Verlauf ihrer Ausführungen gingen Wittmann und Gürtler auch die noch bisher kaum erschlossenen Möglichkeiten der KI "ChatGPT" ein. Denn das, was der normale Enduser auf OpenAI sähe, wäre nur der erste Schritt auf dem Weg zur "Künstlichen Intelligenz". Was man schon bald in "Azure" oder in der Suchmaschine "Bing" möglich zu sehen bekommen wird, würde weit darüber hinausreichen.
Den Mittelstand mit IT "erobern"
In einem weiteren Slot schaltete sich Microsoft-Deutschland-Chefin Marianne Jannik per Teams aus Frankfurt zu. Auch sie warnte davor, dass der Mittelstand hier zu Lande ins Hintertreffen geraten könnte: "Deutschland wächst nicht mehr!" Und dabei läge die Lösung so nahe. Hier zitierte Jannik eine KfW-Untersuchung aus dem Herbst 2021, der zur Folge die Digitalisierung den Schlüssel zum Wachstum bildet. Demnach müsste der deutsche Mittelstand seine jährlichen IT-Investitionen verdoppeln oder gar verdreifachen, um mit den Wettbewerbern in Ländern wie Frankreich, Japan oder Großbritannien gleichzuziehen. 2019 betrugen die IT-Ausgaben des deutschen Mittelstands laut KfW 19 Milliarden Euro.
Dem Fachkräftemangel intelligent begegnen
Natürlich war auch der immer bedrohlichere Ausmaße annehmende Fachkräftemange ein Thema auf der IAMCP-Tagung. Aber es gibt auch Hoffnungsschimmer. Das IAMCP-Mitglied Straight Solutions aus dem Landkreis München kooperiert diesbezüglich mit der "ReDI School of Digital Integration". Diese 2016 kurz nach der Flüchtlingskrise gegründete Non-Profit-Einrichtung bereitet Menschen mit Migrationshintergrund auf eine IT-Ausbildung vor. Die mittlerweile auch in München, Düsseldorf, Hamburg, in Dänemark und in Schweden vertretene Organisation hat es geschafft, Microsoft als strategischen Partner zu gewinnen. Einige der aus der ReDI School hervorgegangene Absolventinnen, ja in der Tat drei junge Frauen, konnten auf der Bühne der IAMCP-Tagung ihre persönlichen Erfolgsgeschichten in der IT-Branche schildern.
Maryna Yarotska zum Beispiel kommt aus der Ukraine und war dort als Rechtsanwältin tätig. 2022 hat sie sich in der ReDI School zur Webentwicklerin ausbilden lassen - wie man das ihrem Linkedin-Profil entnehmen kann. Marzieh Iranshah wiederum brachte bereits einige IT-Kenntnisse aus dem Iran nach Deutschland mit. Nach ihrem ReDI-Kurs konnte sie sofort zwischen drei Jobs wählen - ein beeindruckender Lebenslauf!
Die dritte junge Frau, Zainab Samadi, befindet sich gerade in der Ausbildung zur Fachinformatikerin Fachrichtung Systemintegration bei der Straight Solutions GmbH. 20 Prozent der Azubis dort stammen bereits aus der ReDI School, sagte Geschäftsführer Christian Meyer in München. Nachahmenswert!
Mehr zu Microsoft & IAMCP:
Microsoft Inspire Public Viewing beim IAMCP
Microsoft verabschiedet neues Partnerprogramm (2022)
New Commerce: Neue Lizenzvereinbarung für CSPs
Microsoft steckt weitere Milliarden in ChatGPT-Entwickler
Edith Wittmann leitet die Partnerorganisation von Microsoft