Praxis-Test

Linux-Notebook mit Macbook-Optik - geht das?

Hans-Christian Dirscherl ist Redakteur der PC-Welt.
Windows-Anwender, die ihres Plastik-Notebooks und der ständigen Virenwarnungen überdrüssig sind, aber nicht auf ein teures Macbook umsteigen wollen, können den Umstieg auf das InfinityBook mit Linux erwägen. Wie gut klappt der Umstieg, wo hakt es? Wir machen den Praxis-Test in mehreren Teilen. 1. Teil: TV gucken.

Ein MacBook ist Ihnen zu teuer? Doch ein Windows-Notebook möchten Sie keinesfalls mehr kaufen? Wegen Virengefahr, Bloatware, Microsofts Zwangsbeglückungen (wie Kacheln in Windows 8, oder Cortana und Edge in Windows 10), dem Chaos mit den vielen Updates der diversen Software-Hersteller und der oftmals wenig ansprechenden Kunststoff-Optik des Gehäuses? Dann ist das InfinityBook von Tuxedovielleicht die richtige Alternative für Sie.

EM-Tipp-Spiel: Tuxedo InfinityBook - Slim-Notebook für 1100 Euro gewinnen

Das Infinitybook ist fast so schick wie ein Macbook, mit dem es sich das hochwertige Aluminium-Gehäuse und die Robustheit gegen Viren teilt. Einen ressourcenfressenden Virenscanner können Sie sich beim InfinityBook also sparen und Sie werden auch nie durch Nagscreens genervt, die Sie auffordern, von der Gratis-Version zur kostenpflichtigen Version des Virenscanners zu wechseln.

InfinityBook gegen MacBook Air 13 Zoll
InfinityBook gegen MacBook Air 13 Zoll

Zwar ist das InfinityBook etwas dicker und schwerer als ein MacBook Air und sogar deutlich schwerer als ein Macbook, doch dafür gibt es das InfinityBook bereits ab 899 Euro. Für das Macbook beginnen die Preise bei 1449 Euro und für das Macbook Air bei 1099 Euro, wenn man das 13-Zoll-Modell zum Vergleich heranzieht.

InfinityBook gegen MacBook Air 13 Zoll. Links das Infinitybook, rechts das Macbook Air.
InfinityBook gegen MacBook Air 13 Zoll. Links das Infinitybook, rechts das Macbook Air.

 
Preisvergleich Testgerät mit Macbook Air
 
Wir wollen fair sein: Unser Testexemplar des Infinitbooks kostet nicht 899 Euro, sondern 1107,40 Euro. Dafür stecken in dem edlen Aluminium-Body ein Intel Core i7, 8 GB RAM, eine 250-GB-SSD, eine 1-TB-Festplatte, WLAN-AC, Bluetooth und USB 3.1 Typ-C. Außerdem ist eine Webcam verbaut und der Bildschirm löst mit 1920x1080 Pixel auf. Der Linux-Herausforderer wiegt 1,4 Kilogramm und ist bis zu 1,8 cm dick.

InfinityBook gegen MacBook Air 13 Zoll
InfinityBook gegen MacBook Air 13 Zoll

Ein vergleichbares Macbook Air mit i7-Prozessor, 8 GB RAM und 512 GB SSD (eine HDD bietet Apple nicht an) kostet bei Apple 1829 Euro. Das MacBook Air ist zwischen 0,3 und 1,7 cm dick und wiegt 1,35 kg.

InfinityBook gegen MacBook Air 13 Zoll
InfinityBook gegen MacBook Air 13 Zoll

 
Ein Macbook mit Intel Core m7-Prozessor, 8 GB RAM und 512 GB SSD schlägt im Apple Store sogar mit 1979 Euro zu Buche. Es hat zwar nur einen 12-Zoll-Bildschirm, allerdings mit Retina-Auflösung: 2304 x 1440 Pixel. Sein Gewicht: 920 Gramm. Die Höhe liegt zwischen 0,35 und 1,31 cm.
 
Das Ergebnis des Vergleichs der nackten Fakten kann man also folgendermaßen zusammenfassen: Das Linux-Notebook des bayerischen Herstellers Tuxedo bietet Leistung pur und hat deutlich mehr Speicherplatz, kostet deutlich weniger, wiegt aber etwas mehr, ist geringfügig dicker und erreicht nicht die Auflösung des Retina-Displays.

Tipp:Wir verlosen derzeit ein 1100 Euro teures Infinitybook,das exakt so wie unser Testgerät ausgestattet ist. Machen Sie einfach bei unserem EM-Tippspiel mit.

InfinityBook gegen MacBook Air 13 Zoll
InfinityBook gegen MacBook Air 13 Zoll

 
ElementaryOS
 
Das Look&Feel eines Macbooks bestimmt aber nicht nur das edle Gehäuse und die Leichtigkeit, sondern vor allem auch das optisch ansprechende und leichtbedienbare Betriebssystem. Tuxedo will auch hier mithalten und hat deshalb mit ElementaryOS eine auf dem bekannten Ubuntu basierende Linux-Distribution vorinstalliert, die sich in einigen Bedienelementen wie Icons, Fenster und dem Dock am unteren Bildschirmrand an MacOS orientiert. Die Notebook-Tastatur bietet einen guten Anschlag, das Mousepad verfügt leider nicht über Tasten, sondern muss als Ganzes gedrückt werden.
 
Das Dock dient als Schnellstarter für häufig genutzte Anwendungen sowie als Taskleiste. Sie können jedes beliebige Programm aus dem Panel „Anwendung“ am linken oberen Bildschirmrand mit gedrücktem Touchpad in das Dock ziehen. Eine gestartete Anwendungen erscheint ebenfalls im Dock. Desktop-Icons gibt es keine. Screenshots, die Sie mit der Drucktaste erstellen, landen direkt im Bilderverzeichnis. Webcamaufnahmen landen in einem eigenen Unterordner. Anwendungen kann man über die Softwarezentrale von Ubuntu nachinstallieren – ElementaryOS basiert also nicht auf der neuesten Ubuntuversion, die ohne Softwarezentrale kommt. ALT und Tabulatortaste schalten zwischen den geöffneten Anwendungen um
 
Doch wir wollen uns nicht lange mit ElementaryOS aufhalten. Uns geht es um die Praxis-Tauglichkeit des InfinityBooks. Deshalb werden wir in den nächsten Wochen ausprobieren, welche Alltags-Aufgaben, die die meisten Anwender mit einem Windows-Notebook oder einige auch mit einem Macbook erledigen, sich auch mit dem InfinityBook stemmen lassen. Aus gegebenem Anlass starten wir mit dem Thema "Fernseh schauen auf dem Linux-Notebook".

Zattoo
Zattoo

Fußball-EM gucken: TV auf dem Linux-Notebook
 
Zattoo ist die perfekte Adresse, um die Fußball-EM in Frankreich auf dem Notebook zu verfolgen. Sofern Sie auf die Sender der Pro7Sat1. Media-Gruppe und auf RTL verzichten können, reicht ein Gratis-Benutzerkonto völlig. Um konkret die Fußball-EM in Frankreich auf dem Notebook gratis gucken zu können, reicht Zattoo fast aus. Nur sechs Vorrundenspiele überträgt Sat.1, alle anderen Spiele laufen auf ARD und ZDF. Darunter alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft. Falls Ihnen das nicht reicht, müssen Sie das kostenpflichtige Zattoo-Angebot buchen oder zu Magine oder tv.de gehen.

Wir machten den Test mit dem kostenlosen Zattoo. Zattoo funktioniert einwandfrei auf dem InfinityBook. Sowohl im Firefox als auch in Chrome. Damit ist die EM-Übertragung über die Öffentlich-Rechtlichen Sender schon mal gesichert.

Das TV-Bild von Zattoo auf unserem Fernsehgerät.
Das TV-Bild von Zattoo auf unserem Fernsehgerät.

Zattoo via Google Chromecast auf dem PC ausgeben

Vielleicht wollen Sie Zattoo aber auch auf einem klassischen Fernsehgerät anschauen und dafür das Bild vom InfinityBook ausgeben? Das macht zum Beispiel Sinn, wenn ihr klassischer TV-Empfang ausgerechnet während eines spannenden Fußball-Spiels gestört ist. Dann können Sie einfach das TV-Bild von Zattoo vom Infinitybook via Chromecast auf dem Fernsehgerät ausgeben.

Das Chromecast-Plugin in Chrome
Das Chromecast-Plugin in Chrome

Auch das klappte im Test problemlos, aber nur mit der neuen Chrome-Version 51.0.2704.79 (64-bit). Diese ist aber standardmäßig nicht installiert, sondern das Infinitybook bringt Version 50.0.2661.102 Built on Ubuntu 14.04, running on elementary OS 0.3.2 (64-bit) mit. Darin funktioniert zwar Google Cast, nicht jedoch die Webseite von Zattoo, weil diese eine neuer Verson von Flash voraussetzt. Flash ist aber ein in Chrome integriertes Plugin und nicht das von Adobe. Also müssen wir uns den Chrome 51 via Softwarezentrale installieren. Das erfolgt über ein deb-Paket, das wir problemlos installieren per Mausdoppelklick. Es ist also kein Terminalgefummel nötig. Danach müssen wir Google Cast auch noch in der neuen Chromeversion installieren. Und schon spielt Zattoo auch auf unserem Fernseher.

Der Browser von unserem Infinitybook auf unserem TV-Gerät.
Der Browser von unserem Infinitybook auf unserem TV-Gerät.

 
Mediatheken für ARD ZDF einrichten

Natürlich übertragen ARD und ZDF die EM-Spiele auch über ihre Webseiten sportschau.de und zdf.de. Ebenso gibt es die ARD Mediathek und die ZDF Mediathek. Mit Hilfe der Mediatheken können Sie kostenlos auch nachträglich Spiele sehen, die während Ihrer Arbeitszeit laufen, wenn Sie keine Zeit fürs Fernseh schauen haben. Die Spiele der Fußball-EM sind in den Mediatheken von ARD und ZDF aber nur zwischen einem und sieben Tagen verfügbar

Mitmachen und gewinnen: Das große PC-WELT EM-Tippspiel

Für alle diese Webseiten gilt: In Firefox oder Chrome auf dem Infinitybook kein Problem. Sie können sich mit dem Infinitybook also bequem in einen Biergarten mit WLAN-Hotspot setzen (sofern Sie einen solchen finden) und dort ganz gemütlich zu einem Bier die EM-Spiele genießen. Selbst wenn dort keine Leinwand aufgebaut ist.
 
Youtube via Chromecast

Den TV-Stick Google Chromecast haben wir bereits in Zusammenhang mit Zattoo erwähnt. Damit steht auch fest: Google Chromecast lässt sich ohne Probleme mit einem Linux-Notebook verwenden. Voraussetzung ist nur das oben erwähnte Chrome-Plugin Google Cast. Damit können wir dann auch Youtube vom Infinitybook auf den Fernseher streamen. Und dort auch unsere Mails lesen, die wir im Chrome-Browser im Webfrontend geöffnet haben.

Fazit zum Thema TV auf dem Infinitybook: Kein Problem, die EM ist auch ohne Fernseher, Public Viewing, Smartphone oder Tablet und ohne Windows-Notebook oder Macbook gesichert.

Den Praxis-Test des Infinitybook setzen wir in loser Folge fort.

Ein erstes kleines Manko zeigt sich aber bereits: Die edle Aluminium-Oberfläche wird sehr schnell unansehnlich, wenn man sie nicht reinigt. Man sieht jeden Fingerabdruck.
 

 

 
 

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