Gerüchte, dass sich der koreanische Elektronikkonzern LG aus dem Smartphone-Geschäft zurückziehen wolle, gab es schon länger. Zu übermächtig wurde in den letzten Jahren die Konkurrenz, vor allem aus China. Seit geraumer Zeit listeten Marktforscher wie Canalys die Marke auf dem weltweiten Smartphone-Markt nur noch unter "Others" (ChannelPartner berichtete). Das genügte wohl den ehrgeizigen Ambitionen der Koreaner nicht mehr. Nun hat LG das Ende der LG-Smartphones offiziell bestätigt.
Bis zuletzt hatte man bei LG versucht, mit interessanten Geräten jenseits des Smartphone-Mainstreams zu punkten. So wurde noch Ende 2020 das "Wing" vorgestellt. Ausgestattet mit einer drehbaren Oberseite konnten zwei Bildschirmen, die dann in T-Form angeordnet waren, genutzt werden (ChannelPartner berichtete). Doch auch das Wing konnte LG nicht den erhofften Erfolg im Smartphone-Geschäft zurückbringen. Man wolle sich nun aus dem "äußerst wettbewerbsintensiven" Segment zurückziehen, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Der Abbau des Geschäfts soll bis 31. Juli 2021 erfolgen.
Die restlichen Bestände sollen noch abverkauft werden. LG hält sich aber bedeckt, wie lange es dann noch Service, Support und Software-Updates geben wird. Man werde dies je nach Region für einen "bestimmten Zeitraum" anbieten. Der Konzern will zur der Abwicklung des Smartphone-Geschäfts mit Lieferanten und Geschäftspartnern Zusammenarbeiten und Details auf lokaler Ebenen festlegen.
Ressourcen für neue Wachstumsfelder
Bei LG erhofft man sich nun, dass durch den Wegfall der Mobilfunksparte Ressourcen für Wachstumssegmente wie Komponenten für Elektrofahrzeuge, vernetzte Geräte, Smart Home, Robotik, KI und B2B-Lösungen sowie Plattformen und Dienstleistungen frei werden.
Ganz will man sich allerdings nicht aus dem Technologieumfeld verabschieden. Man werde weiterhin die Expertise im Mobilfunk nutzen um Technologien wie 6G weiterzuentwickeln. Dies soll auch der Wettbewerbsfähigkeit der anderen LG-Geschäftsfelder zugutekommen. Technologien, die in zwei Jahrzehnten des LG-Mobilfunkgeschäfts entwickelt worden sind, sollen beibehalten und auf bestehende sowie zukünftige Produkte angewendet werden.
Update:
Nun hat LG präzisiert, wie man mit Android-Updates für die noch bis Produktionsende vertriebenen und die erst kürzlich verkauften Smartphones verfahren will. Immerhin haben Kunden für das Spitzenmodell "Wing" zu Verkaufsbeginn über 1.000 Euro hingeblättert.
So hat der Konzern nun angekündigt, dass alle "aktuellen Premium-Smartphones" ab dem Jahr des Kaufs bis zu drei Android-Betriebssystem-Updates erhalten werden. LG nennt dies "Drei Jahres-Versprechen". Als Premium-Telefone definiert LG die G-Serie, die V-Serie, das LG Velvet sowie das LG Wing. Die Garantie für drei OS-Updates gilt für LG-Premium-Telefone, die 2019 und später auf den Markt gekommen sind. Bestimmte 2020er-Modelle wie LG K-Serie sollen zwei OS-Updates erhalten.
Einen festen Zeitplan für die Updates auf Android 12 und Android 13 stehen noch nicht fest. Das hänge auch vom Google-Verteilungsplan sowie von anderen Faktoren wie Geräteleistung und Kompatibilität ab, heißt es bei LG.
Abverkauf wird schwierig
Noch produziert LG weiter Smartphones, doch damit soll dann bereits "im zweiten Quartal", also bis spätestens Ende Juni 2021 Schluss sein. Man müsse noch "vertragliche Verpflichtungen gegenüber Netzbetreibern und Partnern" erfüllen. So werden die Geräte weiterhin vertrieben, bis die Bestände abverkauft sind. LG versichert, dass "Service-Support und Sicherheitssoftware-Updates für bestimmte Geräte noch für eine gewisse Zeit zur Verfügung stehen". Kunden sollen sich für weitere Details an ihr lokales LG-Kundenservice wenden.
Für Händler wird es nicht ganz einfach, die restliche LG-Smartphones abzuverkaufen. Kunden werden skeptisch sein, sich jetzt noch ein LG-Telefon zuzulegen. Wahrscheinlich sind entsprechende Preisabschläge notwendig. Derzeit wird das Spitzenmodell Wing für einen Straßenpreis von rund 700 Euro gehandelt, den UVP hatte der Hersteller mit 1.099 Euro angegeben.
Da der Support laut LG aber für die kommenden Jahre gesichert sein soll, könnte das den einen oder anderen Schnäppchenjäger dann doch dazu bewegen, noch schnell vor Produktionsende zuzugreifen.
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