c.m.c.-Kongress 2024

KI sinnvoll einsetzen und Managed Services richtig skalieren

Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.
1,5 Tage Informationen und Netzwerken pur, 200 Teilnehmer, vier Keynotes, zwei Expert-Talks, 17 Breakout-Sessions, 36 Sprecher, neun Gondelfahrten und als Höhepunkt die Krönung der besten MSPs des Jahres. Damit hat der c.m.c.-Kongress 2024 im Werksviertel zu München alle Erwartungen übererfüllt.

Was 2009 als Channel-Sales-Day "Software Solutions" begann, hat sich im Laufe der vergangenen 15 Jahre über die SaaS-Konferenz und den Managed-Services-Tag hin zum großen c.m.c.-Kongress entwickelt. Stand mal die Abkürzung c.m.c. für "channel meets cloud", so ist der Kongress mittlerweile zu einem unverzichtbaren Treffpunkt der marktführenden Managed Service Provider (MSP) geworden.

Und was sich vor einem halben Jahr als ein Tool zum schnelleren Skripte-Programmieren entpuppt hatte, ist nun zu einem mächtigen Werkzeug geworden - die Künstliche Intelligenz (KI). Und so hat auch c.m.c. 2024-Konferenz mit einer fulminanten Keynote von Ingo Lücker genau zu diesem Thema begonnen. Der Gründer der IT-League gilt mittlerweile als einer der KI-Koryphäen in Deutschland. In einem durch Künstliche Intelligenz animierten Video begrüßte Ingos täuschend echt aussehender Avatar das c.m.c.-Auditorium gleich in mehreren Sprachen, wobei sich seine Lippen synchron zu den in Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch und in Italienisch gehaltenen Reden bewegten.

Natürlich bietet diese Technologie auch Kriminellen ein breites Betätigungsfeld. Deep Fake Videos kann mittlerweile jeder erstellen - mit relativ wenig Aufwand. Doch Ingo verwies auf die intelligente Nutzung der Künstlicher Intelligenz, beispielsweise in der proaktiven Erkennung und Bekämpfung von Cyberangriffen mittels "Darktrace", wie es das Connexta-Mitglied Esko System erfolgreich praktiziert.

Expert Talk Automation + KI

Auch die anschließende Diskussionsrunde beschäftigte sich mit der KI. Laut Andreas Törok setzt sein Unternehmen, die netgo group, KI für sich wiederholende Aufgaben beim Erbringen von Managed Services ein. Die selbstlernenden Systeme können so zu stetig höherer Produktivität führen - angesichts des kontinuierlich wachsenden Fachkräftemangels sicherlich nicht die verkehrte Strategie. Andreas sprach hier von einer "Demokratisierung der IT". Ermöglicht hat dies sicherlich auch die erst Ende 2022 einer breiten Öffentlichkeit vorgestellte KI-Technologie ChatGPT von Microsoft. Der auf diese Large Language Modell (LLM) basierende Copilot wird mittlerweile auf breiter Basis auch in mittelständischen Unternehmen verwendet, und wer, wie die Hirschtec GmbH, diese Technologie schon seit Beginn an ausführlich getestet hat, ist im Vorteil, wie Geschäftsführer Khaled Thaler betonte.

York Von Eichel-Streiber verwies in diesem Zusammenhang auf die Vielzahl der rund um die Uhr verfügbaren Chatbots, die mittels KI viele Kundenanfragen korrekt beantworten können. "KI wird schon in unmittelbarer Zukunft komplette Ticketing-Systeme komplett in Eigenregie bestreiten können", das ist sich der Product Marketing Manager EMEA bei NinjaOne ganz sicher.

Security-Integration, Marktplatzaufbau und die Cloud im öffentlichen Dienst

In 17 Breakout-Sessions gaben danach die erfolgreichen MSPs zum Besten, was sie wirklich auszeichnet, nämlich die tägliche Arbeit mit ihren Kunden. So erzählte etwa Christian Malzacher, Leiter des strategischen Geschäftsfelds Modern Workplace bei Bechtle, wie Deutschlands größtes Systemhaus den Microsoft Copilot in 14 Ländern eingeführt hat.

Comline-Vorstand Ralf Schäfer erläuterte, wie er seinen Kunden mit HPE Greenlake eine "atmende" IT-Infrastruktur zur Verfügung stellt. Marcus Bengsch, CTO von Proact Deutschland, schilderte, wie seine Abrechnungsprozesse automatisiert hat und dabei sowohl die Kundenzufriedenheit als auch seine Rentabilität steigern konnte.

In der von Cloudblue bestrittenen Session ging es darum, wie angehende Managed Service Provider einen eigenen digitalen Marktplatz für ihre Kunden aufbauen können. Die vielen Fragen aus dem Publikum zeugte von großem Interesse der Teilnehmer an der Technologie von Cloudblue.

Sehr gut besucht war auch die gemeinsam von ADN und Ionos abgehaltene Session. Der Cloud Provider aus Montabaur sorgte für viel Furore, als es ihm gelang, die US-amerikanischen Hyperscaler bei der Ausschreibung der Bundesverwaltung auszustechen (ChannelPartner berichtete). Partner, die ebenfalls mit Ionos ins Geschäft kommen möchten, unterstützt ADN mit vielfältigen Services: Hilfe gibt es bei der Erstellung eines Cloud-Konzepts, im Pre-Sales-Support, bei der Überwachung der SLAs und noch bei vielem mehr. Kurz nach der c.m.c.-Konferenz wurde bekannt, dass Cancom sich für die Zusammenarbeit mit Ionos entschied.

Jedes Jahr bei c.m.c. begrüßen wir junge aufstrebende Software-Unternehmen, denen wir eine Bühne bieten, damit sie sich den MSPs präsentieren können. Und immer gehen diese ISVs (Independent Software Vendors, unabhängige Softwarehäuser) mit neuen Partnerverträgen nach Hause. Vor zwei Jahren gelang dies dem finnischen Unternehmen OneIO, dieses Jahr durften wir wieder einen finnischen Softwareanbieter in München begrüßen: Frends. Der brachte gleich zwei Vertriebspartner mit ins Werksviertel: mosaic IT und AmberTech Solutions. Und sie zeigten, warum Microsofts Entscheidung, den BizTalk-Server aufzugeben, falsch war.

In dem Vortrag von Ninja-One ging es unter anderem auch darum, wie mit den richtigen Patching-Maßnahmen Cyberangriffe wirksam abgewehrt werden können. WatchGuard stellte eine ganz besonderen Sicherheitsplattform für Managed Service Provider vor und der Sophos-Partner SSIG präsentierte seine speziellen Security Services.

Am Abend des ersten Tages fand noch ein geselliges Abendessen über den Dächern Münchens statt. Networking war hier großgeschrieben, und wer wollte, konnte noch dem Champions-League-Spiel FC Bayern gegen Arsenal zusehen - ein rundum gelungener Abend!

"Echte" Managed Services erkennen

Die Keynote am zweiten Tag hielt der "Edelpraktikant" Paul Martin. Er hat nämlich gemeinsam mit seinem Kollegen und equipme-Mitgründer Alex Seifert in sechs Wochen elf Systemhäuser besucht und dort hinter die Kulissen geguckt. "Die von uns besuchten Systemhäuser waren erstaunlich offen und gewährten uns tiefe Einblicke in ihr Backoffice", so Paul in seiner Keynote. Untersucht wurden dabei Systemhäuser unterschiedlicher Größe (25 bis 250 Mitarbeiter) in ganz Deutschland, und das, wie Paul offen zugab, in Gegenden, die sie sonst nie bereist hätten.

Ein Fazit seiner Reise stand relativ rasch fest: Die meisten Systemhäuser befinden sich erst am Anfang ihrer Transformation zu Managed Service Providern. Denn "echte" Managed Services sollten laut Paul standardisiert, skalierbar und günstig, aber schwer austauschbar sein und dabei auch noch hohe Margen erwirtschaften. Selbstredend ist dieser Spagat nur mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz realisierbar und Microsoft Copilot kann dabei nur der erste Schritt sein. Die Spezialisierung auf gewisse Verticals kann hilfreich sein, so Pauls Analyse.

Einigen seiner Aussagen widersprach Comline-Chef Ralf Schäfer in der anschließenden Diskussionsrunde zum Thema "Anything as a Service - Was bedeutet das für das MSP-Geschäft?" Seiner Meinung nach müssen die vom MSP angebotenen Leistungen nicht unbedingt billiger sein, als die vom Kunden selbst erbrachten IT-Services. Wenn sie aber für mehr Ausfallsicherheit ("Resilienz") sorgen, dann ist der Kunde durchaus bereit, für diesen Mehrwert mehr zu bezahlen.

Auch über die These, ob man sich dabei auf bestimmte Branchen konzentrieren müsste, herrschte Uneinigkeit. Während Schäfer spezielle Services an Kunden aus der Immobilien-Branche ausliefert, beharrt Max Pfister auf seine agnostische Vorgehensweise. Die mittelständischen Kunden der niteflite networxx GmbH decken das gesamte Spektrum ab: Industrie, Handwerk und Dienstleistungen.

Um "echte" Managed Services erbringen zu können, bedarf es aber eines Mindestbestellvolumens. Nur so könne man dieses Geschäft profitabel betreiben, hier stimmte Gerry Steinberger von HPE den Ausführungen von Paul Martin zu. Und Christoph Harvey, der erst vor einen Monat sein MSP-Unternehmen mosaic IT gegründet hat, brachte danach die Teilnehmer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: "Die KI ist noch nicht soweit."

Deutschlands beste MSPs 2024 ausgezeichnet

Den Abschluss der c.m.c.-Konferenz 2024 bildete wie jedes Jahr die feierliche Verleihung der "Best-MSP"-Awards (ChannelPartner berichtete). Zuvor gewährte Marktforscher Rudi Aunkofer einige interessante Einblicke in das MSP-Business. Denn der Gründer des iSCM-Instituts hat die zur der "Best-MSP"-Studie 2024 zugehörige Befragung und Auswertung durchgeführt. Damit unterscheidet sich die von Computerwoche und ChannelPartner beauftragte Studie deutlich von anderen "Markterhebungen" im Channel, die von Verlagen selbst durchgeführt werden, oder bei welchen die "Juroren" selbst zu den bewerteten Unternehmen gehören.

Teilnehmer-Feedback

Die Teilnehmer an der c.m.c.-Konferenz waren mit deren Verlauf mehr als zufrieden: "Für mich war das im höchsten Grade relevant", sagte etwa Netable-Inhaber Volker Frank, der zu der Veranstaltung extra aus Köln nach München angereist kam. HPE-Manager Gerry Steinberger hat "sehr viele sehr gute Gespräche geführt". Für Tom Schröder von Frends ist das "das beste Event des Jahres". Aobis-Chef Fabio Hoffmann beeindruckte vor allem das KI-gestützte Personalplanungswerkzeug "Custom GPT", das Ingo Lücker vorstellte.

Ein anderer Teilnehmer bereute, den Vortrag des Bechtle-Managers Malzacher nicht schon ein halbes Jahr früher gehört zu haben: "Das hätte uns bei der Einführung des Microsoft Copilot viel Überzeugungsarbeit bei unserem Top-Management erspart." Bernd Goger von Konica Minolta Business Solutions kommt jedes Jahr sehr gerne zu c.m.c. und das nicht nur, weil er fast jedes Mal den Award als einer der kundenfreundlichsten Managed Service Provider entgegennehmen kann, sondern vor allem deswegen, weil er sich mit so vielen Kollegen aus der Branche austauschen kann, wie sonst nirgendwo.

Das gesamte ChannelPartner-Team bedankt sich bei allen Teilnehmern, Partnern und Sponsoren, die dieses Event möglich gemacht haben. Besonderer Dank gilt dabei HPE, CloudBlue, NinjaOne, Frends, N-able, Sophos, WatchGuard, ADN, Ionos, LogicMonitor, Morpheus, Equipme, Topi, AlpenShield, Gcore, Estos, Parallels, Starface, iSCM, Context, Comptia, Comteam, DBC, IAMCP und ITleague.

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