Im April kündigte Kaseya an, den Mitbewerber und Marktbegleiter Datto zu übernehmen. Der Kaufpreis lag bei 6,2 Milliarden Dollar. Experten sahen den Schritt als richtig und wichtig an. Selbst Marktbegleiter und Mitbewerber äußerten sich positiv.
John Pagliuca, CEO und President bei N-Able, erklärte etwa: "Die Fusion zeigt, dass Investoren, Private Equity und die Wall Street, das Potenzials des MSP-Modells erkennen. Von daher finde ich es sehr gut. Ich denke, es zeigt, dass Anbieter skalieren können, dass die MSPs skalieren, dass der Markt wächst. Und insgesamt unterstützt die Übernahme die These, dass eine goldene Ära für MSPs bevorsteht." Ähnlich sieht das auch Gil Pekelman, CEO von Atera: "Wir wachsen extrem schnell, daher sehen wir in diesem Deal nur das Positive. Wir wissen um die Sorgen, die mit solche einem Zusammenschluss verbunden sind, und es könnte zu einer Verlagerung von Kunden kommen, aber wir betrachten das Gesamtbild, und für uns ist es einfach eine Bestätigung dessen, was wir tun."
"Die Sorgen, die mit solche einem Zusammenschluss verbunden sind", trieben offenbar auch einige Datto-Mitarbeiter um. Als sie die - insbesondere in Bezug auf Boni und die in den USA wichtigen freiwillige Lohnzusatzleistungen sowie gesellschaftliche und soziale Aktivitäten - bei den ersten Mitarbeiterversammlungen äußerten, kam es zum Eklat: Kaseya-Chef Fred Voccola fand sehr deutliche Worte, um der Kritik zu begegnen und kritisierte einige aus seiner Sicht bisher bei Datto bestehende Missstände.
Ein von der Versammlung gemachtes Video erregte in den USA vor allem wegen der deutlichen, direkten und bildhaften Ausdrucksweise die Gemüter. ChannelPartner hat nachgefragt, was an den Integrationsproblemen dran ist und wie die Integration in der DACH-Region vorangeht.
channelPartner.de: Berichte in den Medien über erste Mitarbeiterversammlungen nach Abschluss der Übernahme legen nahe, dass die Integration von Datto in Kaseya nicht ganz so reibungslos abläuft, wie zunächst erwartet.
Fred Voccola: Wenn wir über Integration sprechen, geht es eigentlich um zwei Aspekte - Integrationen in Bezug auf das Produkt und die Einbeziehung der Belegschaft und Kultur eines Unternehmens. Beides möchte ich ansprechen. Auf der Produktseite haben wir in diesem ersten Monat an mindestens 17 Workflow-Integrationen gearbeitet und planen, in den nächsten drei Monaten die kommerzielle Integration abzuschließen. In Bezug auf den kulturellen Aspekt verstehen wir, dass Veränderungen schwierig sind und dass es nicht ungewöhnlich ist, dass es Herausforderungen gibt.
Aber was wichtig ist, und das möchte ich wirklich betonen: Wir hören zu. Wir schätzen sowohl unsere Kunden als auch unsere Mitarbeiter und möchten, dass sie sich als Teil unseres Unternehmens fühlen und dass sie wichtig sind. Ich denke, manchmal sollen Dinge, die wir in Foren und Nachrichtenseiten sehen, von der großartigen Arbeit ablenken, auf die wir uns konzentrieren. Muss ich als CEO dieses Unternehmens vor diesem Hintergrund etwas besser machen? Unbedingt. Ich arbeite daran und werde dies auch weiterhin tun.
Es scheint, dass sich die Kulturen der beiden Unternehmen doch stärker voneinander unterscheiden, als man erwarten würde.
Voccola: Nicht unbedingt, und ich freue mich über die Gelegenheit, das zu erklären. Einer der Hauptgründe, warum wir Datto gekauft haben, war unsere gemeinsame Perspektive, insbesondere in Bezug auf unsere Kunden. Beide Unternehmen sind kundenorientiert - alles, was wir tun, dreht sich darum sicherzustellen, dass unsere Kunden erfolgreich sind. In Bezug auf die Kultur denke ich, dass das Problem nicht darin besteht, dass wir unterschiedlich sind: Wir habe die gleichen Ziele und das wird letztendlich entscheidend sein. Wann immer Sie sich in eine neue Organisation integrieren, gibt es Unebenheiten auf dem Weg. Wir hören Datto-Mitarbeitern zu, wenn sie Bedenken haben, und implementieren einige ihrer Vorschläge in unsere Struktur. Wir werden unser gemeinsames Unternehmen gemeinsam aufbauen. Wenn Mitarbeiter zufrieden sind, tun sie alles, um sicherzustellen, dass Kunden erfolgreich sind, und das ist unser Endziel.
Wie sind Ihre Channel-Partner in der DACH-Region von den Veränderungen betroffen?
Voccola: Unsere Kunden sollten weiterhin mit ihren Kundenbetreuern zusammenarbeiten.Wir möchten sicher sein, dass unsere Kunden wissen, dass wir mehr investieren, mehr Investitionen liefern und gleichzeitig die Preise von Datto sinken - bei einigen Produkten um bis zu 15 Prozent. Außerdem möchten wir, dass unsere MSPs die effizientesten und rentabelsten der Branche sind. Dafür setzen wir uns ein.
Können Sie schon etwas über die künftige Struktur in der DACH-Region sagen?
Voccola: Datto engagiert sich seit langem für die DACH-Region und Kaseya möchte darauf aufbauen. Wir freuen uns darauf und auf weitere Investitionen und Wachstum.
Wie weit sind sie mit der technischen Integration und wie sieht es mit der Integration der Partner aus?
Voccola: Zwischen vielen Kaseya- und Datto-Produkten bestehen bereits Integrationen, und wir gehen davon aus, dass die meisten innerhalb von 120 Tagen abgeschlossen sein werden. Wir werden einige spannende Updates dazu im September ankündigen - sowohl auf unserer bevorstehenden DattoCon22 in Washington als auch kurz darauf auf der Connect IT Europe in Amsterdam.
Ihr Fazit der Übernahme aus Sicht der DACH-Region bisher?
Voccola: Ich möchte noch einmal deutlich machen, dass wir uns der Region, unseren Kunden und unseren Mitarbeitern verpflichtet fühlen.Wir haben Datto gekauft, weil wir sie toll fanden.Wir liebten ihre Produkte und ihre Leute.Letztendlich profitieren die Kunden von dieser Übernahme durch bessere Preise und Produkte, die sie effizienter und profitabler machen. Das war vom ersten Tag an das erklärte Ziel.
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