Bei Nutz- und Haustieren ist es seit über 30 Jahren üblich: ein Chip im oder am Körper. Die Anbieter dieser Chips sind aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung daher zuversichtlich, dass Mikrochips auch im menschlichen Körper kein Problem sind. Gerne verweisen sie auf wesentlich größere, komplexere Geräte - etwa einen Herzschrittmacher - den Menschen ebenfalls akzeptieren und gut vertragen würden. Dennoch gruseln sich viele Menschen vor einem Chip im eigenen Körper - so das Ergebnis einer aktuellen Bitkom-Umfrage.
58 Prozent der Befragte lehnen demnach einen Chip im eigenen Körper ab. 35 Prozent können sich grundsätzlich vorstellen, einen Mikrochip implantieren zu lassen. Immerhin 2 Prozent geben an, bereits ein Chip-Implantat zu besitzen. Zu ihnen zählt die Landwirtin und CDU-Politikerin Juliane von der Ohe. Sie ließ sich bereits vor Jahren einen Chip implantieren und sorgte damit 2021 für Schlagzeilen. Sie nutzt ihn etwa dafür, Türen zu öffnen oder um im Supermarkt zu bezahlen.
Bereits 2015 bot eine schwedische Firmen Mitarbeitern an, sich einen Chip implantieren zu lassen, um damit Türen öffnen und sich am Kopierer authentifizieren zu können. 2017 lockte eine Firma, die Software für Verkaufsautomaten in Pausenräumen entwickelt, in den USA damit, dass Menschen mit dem Chip-Implantat an diesen Automaten einkaufen können.
Wann Chip-Implantate akzeptiert würden
Solche vielleicht praktischen aber vergleichsweise trivialen Nutzungsszenarien sehen die Deutschen derzeit mehrheitlich noch skeptisch. Am größten ist die Offenheit bei medizinischen Anwendungsfällen: 82 Prozent derjenigen, die sich eine Implantation grundsätzlich vorstellen können, würden dies zur Behandlung schwerer Krankheiten tun. 79 Prozent würden einem Implantat zustimmen, wenn es der Behandlung starker Schmerzen dient. Bei leichten Schmerzen würden noch 43 Prozent einen Chip einsetzen lassen.
Wenn es darum ginge, Behinderungen auszugleichen - etwa wieder sprechen oder wieder gehen zu können - würden 60 Prozent ein Chip-Implantat nutzen. 17 Prozent würden Gesundheitsdaten wie die Blutgruppe, den Rhesusfaktor oder auch den Impfstatus auf einem implantierten Chip speichern.
"Chip-Implantate werden bereits bei bestimmten Krankheitsbildern wie Parkinson oder Epilepsie eingesetzt", sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. "Anfang dieses Jahres wurde einem Menschen ein Computer-Chip ins Gehirn implantiert, der die Steuerung von Smartphone und Computer über die Gedanken ermöglichen soll. Je wirkungsvoller diese Technologie im Kampf gegen schwere Krankheiten und körperliche Einschränkungen ist, desto eher wird sie akzeptiert."
Chip-Implantate als Alltagshelfer
So lange Chip-Implantate aber nur in der Medizin zum Einsatz kommen, werden sie teuer bleiben. Für eine breite Nutzung müssten zahlreiche Anwendungsszenarien im Alltag der Menschen möglich und akzeptiert sein. Da zeigt die Bitkom-Umfrage immerhin einiges Potenzial auf.
39 Prozent der Befragten, die sich grundsätzlich die Implantation eines Chips vorstellen können, würden damit elektronische Türöffner bedienen wollen. 38 Prozent würden Personalausweis oder Führerschein auf einem Chip speichern und 22 Prozent würden ihn zum Bezahlen nutzen. Ihre Visitenkarte per Mikrochip einpflanzen lassen, würden sich sogar 6 Prozent.
Den Schritt zum Cyborg - also einem technisch verbesserten Menschen ohne, dass eine Krankheit oder Beeinträchtigung vorliegt -, können sich immerhin 28 Prozent derjenigen, die sich Chip-Implantaten gegenüber offen zeigen, vorstellen. Noland Arbaugh, der Mensch, der das erste Chip-Implantat im Gehirn erhalten hatte, äußerte sich gut vier Monate später zufrieden. Nicht hilfreich dürften dagegen Meldungen wie die aus dem Mai sein, als die Implantat-Firma Neuralink Probleme mit dem im Januar implantierten Chip einräumen musste.
Bereits 2008 hat die EU einen Verhaltenskodex für verantwortungsvolle Forschung in der Nanotechnologie verabschiedet. Damit ist zumindest für die weitere Entwicklung und den künftigen Einsatz in der EU schon einmal ein Rahmen vorgegeben.
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