Die enge Verzahnung von Development und Operations (DevOps) liegt zu Recht im Trend. DevOps bietet beste Voraussetzungen für eine effiziente Anwendungsentwicklung mit Cloud-nativen Tools. Entwicklung und IT-Betrieb rücken dabei enger zusammen, und damit auch die bisher meist getrennten Disziplinen der Hardware- und Softwareorganisation.
In einer aktuellen Studie zum Thema DevOps stellt IDC fest, dass schon heute die Bedeutung des Ansatzes drastisch gestiegen ist. 89 Prozent der befragten Unternehmen setzen auf eine Cloud-Lösung, wobei ein Viertel der Anwendungen bereits mit Cloud-nativen Tools entwickelt wird. Diese Werte werden bis 2022 weiter steigen, so die Studie.
Vermehrte Cloud-Nutzung macht DevOps-Modell unerlässlich
DevOps-Prozesse bieten dabei eine deutlich schnellere Softwareentwicklung und sorgen für effizientere Betriebsprozesse. Diese Vorteile kommen bei vielen Unternehmen an. 77 Prozent der Unternehmen, die sich mit dem Thema DevOps beschäftigt haben, konnten überzeugt werden und nutzen bereits entsprechende Prozesse. In zwei Jahren werden, so die Schätzungen in der Studie, 60 Prozent aller Anwendungen mit DevOps-Prozessen entwickelt.
Damit Unternehmen jedoch erfolgreich DevOps-Prozesse integrieren können, brauchen sie Mitarbeiter mit ausreichendem Know-how in diesem Bereich. Insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in der IT scheint es nahezu utopisch, für die künftigen Herausforderungen ausreichend Experten zu finden. Der Digitalverband Bitkom zählte zuletzt 124.000 offene Stellen, 51 Prozent mehr als noch 2018. Grund genug, dass schon in der Ausbildung agile Applikationsentwicklungen stärker zum Thema werden.
IT-Ausbildungsordnung muss sich weiterentwickeln
Die neuen Anforderungen sind ein passender Anlass, um teils veraltete Ausbildungswege in der IT anzufassen. Die aktuell gültige Ausbildungsordnung ist seit dem 1. August 1997 in Kraft. Gerade in der IT haben sich die Anforderungen in den letzten 20 Jahren aber so grundlegend verändert wie nirgendwo sonst.
Bewerber benötigen heute Know-how in vielen Bereichen. So sind beispielsweise neue Berufsbilder wie die des Cloud-Architekten entstanden. Dem muss sich die Ausbildung anpassen. Zudem werden Public-Cloud-Kompetenzen wie auch ein Verständnis für die Wechselwirkungen zwischen Hardware- und Software-Ebene immer wichtiger. Da viele Unternehmen mit hybriden oder Multi-Cloud-Szenarien arbeiten, ist es entscheidend, Auszubildende auf die daraus entstehenden Herausforderungen vorzubereiten. Nur so können sie am Ende ihrer Ausbildung einen echten Beitrag zu den Digitalisierungsvorhaben der deutschen Unternehmen leisten. Insgesamt lässt sich beobachten, dass der Arbeitsmarkt heute immer mehr digitale Allrounder nachfragt.
auch lesenswert: IT-Organisationen auf dem Weg vom IT-Dienstleister zum Technologieführer
Eine Ausbildung kann sicherlich keine in all diesen Bereichen umfassend qualifizierten Arbeitnehmer hervorbringen. Dennoch sollte auf mehr technologische Aktualität und Vielseitigkeit bei der Gestaltung der Ausbildung geachtet werden.
In diesem Kontext sind auch Unternehmen in der Pflicht. Sie sollten sich der Vorteile eines steigenden Anteils an Auszubildenden bewusst werden. Im gleichen Schritt müssen die Unternehmen aber auch die Verantwortung sehen, die mit einer qualitativ hochwertigen Ausbildung einhergeht. Die Auszubildenden können zwar sofort neben der Theorie in die Praxis einsteigen und im Sinne des Unternehmens entwickelt werden. Es gilt jedoch ebenfalls Sorge dafür zu tragen, dass mindestens der Ausbildungsstandard und im besten Fall weiteres relevantes Wissen vermittelt wird. Vorgelagert müssen potenziellen Bewerbern die Vorteile einer Ausbildung, wie beispielsweise die Praxisnähe, verdeutlicht werden. Nur so können auch tatsächlich Auszubildende durch das Unternehmen gewonnen werden.
Die IHK macht einen ersten Schritt
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) hat die Probleme erkannt und bereits reagiert. Sie hat eine Neuordnung der IT-Ausbildung angestoßen, deren erster Teil am 1. August 2018 in Kraft getreten ist. Für den 1. August 2020 ist der zweite Teil geplant, der bereits Eingang in die Ausbildungsplanung für das laufende Jahr finden soll.
Gartner-Analyse: Die IT-Organisation 2020
In der Neuordnung stehen die Themen IT-Sicherheit und personale Kompetenzen verstärkt im Mittelpunkt. Hier wurden die Richtlernziele deutlich erweitert. Gleiches gilt für die Kommunikation über neue Medien, die eine Fokussierung erfährt. Interessant sind zudem vier neue Berufsbilder. So sind für Fachinformatiker nun die Fachrichtungen Digitale Vernetzung und Daten- und Prozessanalyse hinzugekommen. Erstere kümmert sich um die Netzwerkinfrastruktur, Schnittstellen zwischen Netzwerkkomponenten und Cyber-Physischen-Systemen sowie um die Optimierung und den Schutz der Systeme.
Bei der Fachrichtung Daten- und Prozessanalyse stehen die Entwicklungen von Lösungen im Mittelpunkt, die sich für datengetriebene Produktions- und Geschäftsprozesse eignen. Des Weiteren gibt es zwei neue kaufmännische Berufe. Kaufleute für IT-System-Management, sind Branchenkaufleute, die IT-Dienstleistungen anbieten, Kaufleute für Digitalisierungsmanagement agieren branchenübergreifenden und digitalisieren Geschäftsprozesse. Dabei werden Informationen verfügbar gemacht, sodass Unternehmen von der Digitalisierung wirtschaftlich profitieren. Alle Änderungen der IT-Ausbildung beruhen auf einem Sachverständigenverfahren, das im Juli 2019 abgeschlossen wurde.
Agile Applikationsentwicklung
Die Entscheidung der IHK, die Ausbildungsordnung für IT-Berufe zu überarbeiten, ist eine wichtige und richtige Reaktion auf die aktuellen Herausforderungen der IT-Branche sowie aller Unternehmen mit Digitalisierungsbedarf. Die bisherigen Maßnahmen sollten als Beginn weiterer Optimierungsschritte gesehen werden, die Auszubildende fit für eine berufliche Karriere in progressiven Unternehmen mit moderner IT machen. Nur so können deutsche Unternehmen von einer erfolgreichen Cloud-Nutzung ebenso profitieren wie von einer agilen Applikationsentwicklung.