Mit dem iPhone XR ist jetzt auch die günstigere Alternative zum iPhone XS (Max) offiziell verfügbar. Gegenüber dem Luxusmodell müssen Sie hier und da natürlich Abstriche machen - es gibt aber auch Punkte, die beim XR deutlich besser sind!
Test-FAZIT: Apple iPhone XR 256GB
Fangen wir mit dem Positiven an: Das iPhone XR bietet eine länger Akkulaufzeit als das iPhone XS Max, arbeitet mit dem gleichen, sehr starken Prozessor des Luxusmodells und die Kamera knipst sehr gute Fotos. Darüber hinaus gibt es Dual-SIM und die weitere Ausstattung ist überwiegend identisch oder ähnlich. Ach, es ist auch noch günstiger!
Nun zu den negativen Punkten: Das Display im Vergleich mit dem iPhone XS, aber auch mit der direkten Android-Konkurrenz, kann uns nicht überzeugen. Es ist vergleichsweise wenig scharf und die Farben sind eher blass. Und mit den ziemlich dicken Display-Rändern sieht das iPhone XR nicht nur wenig wertig aus, es fühlt sich im gegenüber dem XS und dem älteren X auch so an – es wirkt klobig!
Alternative: Wer auf die Dual-SIM-Funktion verzichten kann und nicht die neueste Generation des Apple-Prozessors braucht, der sollte sich das ein Jahr alte iPhone X genauer ansehen. Denn das kostet mit seinem deutlich besseren Display und der hochwertigeren Optik ähnlich viel Geld.
Design und Display: Farben gut, Display nicht, Haptik geht so
Farben: Starten wir mit der Optik. Das iPhone XR gibt es in insgesamt sechs Farben: Weiß, Schwarz, Blau, Geld, Koralle und Product Red. Mit letzterer unterstützen Sie die Bekämpfung von AIDS, indem ein Teil des Gewinns, den Apple beim Kauf dieses Produkts erzielt, an die Organisation Global Fund geht.
Design: Auch wenn die Farbauswahl sehr gut ist, so tröstet sie nicht darüber hinweg, dass man dem iPhone XR gleich ansieht, dass es die günstigere iPhone-Version ist. Während die meisten Smartphone-Hersteller auf besonders schmale Display-Ränder setzen, umrahmt Apple das LC-Display des XR mit einem dicken, schwarzen Rahmen. Man hat den Eindruck, als sei das iPhone bereits in einer Schutzhülle untergebracht. Und das sieht unserer Meinung nach nicht sehr hochwertig aus. Auch fühlt sich das XR nicht so wertig an im Vergleich mit dem iPhone XS (Test) oder einem ein Jahr alten iPhone X (Test). Gegenüber denen ist das XR auch deutich klobiger, was auch daran liegt, dass das XR 0,6 Millimeter dicker ist. Das iPhone XR ist nach IP67 staub- und wasserdicht, das iPhone XS ist hingegen IP68-zertifiziert.
Display: Statt eines OLED-Displays verbaut Apple im XR einen LCD. Der ist 6,1 Zoll groß und zeigt seine Inhalte mit 1792 x 828 Pixeln an. Daraus ergibt sich eine niedrige Punktedichte von 326 ppi, die es bereits im iPhone 4 gab, das im Jahr 2010 auf den Markt kam. Damit ist der Bildschirm nicht so scharf wie der der Konkurrenz – und das sieht man mit bloßem Auge im direkten Vergleich mit anderen Smartphones. Vor allem Texte wirken etwas matschiger. Im Vergleich zum iPhone X oder XS sind die Farben nicht so kräftig und Kontraste nicht so hoch, das Bild wirkt insgesamt etwas blasser.
Warum iPhone XR eine merkwürdige Auflösung hat
Haptic Touch: Das iPhone XR unterstützt kein 3D Touch, was sehr ungewöhnlich ist. Seit dem iPhone 6S unterstützten neue iPhones die Erkennung der Druckstärke einer Berührung, was zusätzliche Bedienmöglichkeiten erlaubt. Ab dem iPhone 6S wurde die Technik dann unter dem Namen 3D-Touch weiter verbessert. Der Ersatz für 3D Touch nennt sich beim iPhone XR „Haptic Touch“ und ist eine neue Version des langen Klicks: Mit dem langen Tippen auf einen Link oder einen Button ruft man alternative Optionen, etwa wie bei einem Kontextmenü unter macOS. Neu beim iPhone XR: Im Unterschied zur Funktion beim iPad oder SE erhält man durch ein leichtes Vibrieren eine Feedback-Reaktion, das haptische Element. In unserem Grundlagen-Artikel haben wir erklärt, wie sich Haptic Touch von 3D-Touch im Detail unterscheidet.
Leistung: Stärker als jedes Android-Phone
Lobenswert ist, dass Apple im iPhone XR den gleichen Prozessor wie im Flaggschiff iPhone XS verbaut. Der A12 Bionic wird im 7-Nanometer-Verfahren gefertigt und besitzt insgesamt sechs Kerne, zwei schnellen Kernen für Höchstleistungen und vier Effizienz-Kernen für alltägliche Anwendungen , die wenig Leistung erfordern. Das iPhone X war mit seinem A11 schon schnell, aber der A12 Bionic legt noch einmal einen obendrauf. Im Antutu-Benchmark erreicht das XR mit knapp 360.000 Punkten ein ähnlich hohes Ergebnis wie das XS Max mit über 361.000 Punkte! Dass diese Zahl beeindruckend ist, zeigt ein Vergleich mit aktuellen Android-Flaggschiffen: Ein Galaxy Note 9 (Test) schaffte zuletzt 242.637 Punkte und ein Vivo Nex S (Test) immerhin 291.319 Punkte. Und das Huawei Mate 20 Pro (Test), dessen Kirin 980 ebenfalls im 7-Nanometer-Verfahren gefertigt wird, erzielte auch "nur" 272.579 Punkte. Auch im Geekbench 4 hat das iPhone XR Max die Nase vorn. Im 3D Mark Gaming-Benchmark ist es etwa gleich auf.
Apple verbaut im XR mit einer Neural Engine eine künstliche Intelligenz für maschinelles Lernen. Die Neural Engine im A12 Bionic ist laut Apple neun Mal schneller als im A11 und erstmals in der Lage, in Echtzeit Personen und deren Bewegung im 3D-Raum zu erfassen und zu analysieren. Das kommt beispielsweise im Sport zum Einsatz. Etwas Vergleichbares gab es bisher nur mit deutlich aufwändigeren Speziallösungen, nun braucht man nur noch ein iPhone dazu.
Kamera: Bessere Portraits als mit dem iPhone X
Während beim iPhone XS eine Dual-Kamera mit Weitwinkel- und Teleobjektiv setzt, verbaut Apple beim XR nur eine Kamera mit Weitwinkelobjektiv. Die löst mit 12 Megapixeln auf und bietet eine f/1.8-Blende. Es gibt keinen optischen Zoom, aber immerhin eine optische Bildstabilisierung. Das XR kann wie das XS Portrait-Fotos aufnehmen, muss aber ohne die Tiefeninformationen der zweiten Kamera auskommen. Hier muss alleine die Software Motiv und Hintergrund unterscheiden, um einen anständigen Bokeh-Effekt zu ermöglichen.
Und das klappt in der Praxis tatsächlich sehr gut. Die Kamera differenziert größtenteils sauber zwischen Vorder- und Hintergrund. Die Portrait-Aufnahmen sind außerdem hell, scharf und detailreich. Auch bei schlechteren Lichtverhältnissen. Das Ergebnis ist klar besser als mit einem iPhone X, das seine Portrait-Fotos mit der Telekamera knipst.
Insgesamt sind wir mit der Fotoqualität sehr zufrieden, denn Bilder sind und den verschiedenen Lichtverhältnissen scharf und hell. Bei Dämmerlicht rauschen die Bilder etwas, Details sind aber gut zu erkennen.
Mobilität: Akku hält länger als beim iPhone XS Max
Mit 10:15 Stunden war die Laufzeit des iPhone XS Max im Akkutest maximal in Ordnung. Das iPhone XR hält mit seinem 2942-mAh-Akku mit 12:26 Stunden schon deutlich länger durch und bietet die bislang höchste Ausdauer eines Apple-Handys. Dennoch bleibt die Leistung hinter der ähnlich großen Android-Konkurrenz, die meistens mehr Akkukapazität einsetzt.
Ausstattung und Software: Dual-SIM mit Einschränkung
Das iPhone XR kommt mit WLAN-ac, Bluetooth 5.0 und LTE Advanced. Neu für iPhone-Kunden, aber ein alter Hut für Android-Nutzer, ist Dual-SIM. Mit Ihrem iPhone XR können Sie zwei Tarife gleichzeitig nutzen. Aber auch hier zeigt sich Apple nicht so offen wie die Android-Konkurrenz und geht mal wieder einen eigenen Weg. Statt zwei SIM-Steckplätze verbaut das Unternehmen einen SIM-Steckplatz und eine eSIM – eine fest eingebaute SIM. Das Problem: für die eSIM bieten bislang nur Telekom und Vodafone Tarife an. Sie sind also zumindest mit einem der beiden Tarife an einen dieser beiden Provider gebunden. Dass Apple aber zwei echte SIM-Steckplätze verbauen kann, zeigt die iPhone-Variante für den chinesischen Markt. Denn dort können Sie zwei SIM-Karten einstecken.
Weiterhin verzichtet Apple auf eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse. Und im Lieferumfang liegt diesmal kein Adapter von Lightning auf Klinge bei – schade! Das iPhone XR gibt es in den drei Speichergrößen 64, 128 und 256 GB. Eine Speichererweiterung via Micro-SD-Karte ist wie gewohnt nicht möglich. Bei unserem Testmodell mit 256 GB sind nur 12 GB belegt, für Ihre Daten stehen demnach 244 GB zur Verfügung.
Preis
Das Einstiegsmodell des iPhone XR mit 64 GB kostet 849 Euro. Für die 128-GB-Version zahlen Sie 909 Euro und für die Speichervariante 256 GB 1019 Euro. Diese Speichervariante findet sich übrigens nur beim iPhone XR, beim iPhone XS muss der Käufer entweder zu 64 GB oder sofort zu 256 GB Speicher greifen. Und der optional zu buchbare extra Schutz durch AppleCare+ kostet zusätzlich 169 Euro. Ab dem 26. Oktober ist das iPhone XR offiziell im Handel verfügbar. (Macwelt)