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iPad Mini 6 im Praxistest

24.09.2021
Von André Martin
Ein neues iPad Mini ist da, darauf haben viele gewartet und Apple hat gleich einen Rundumschlag vorgenommen, das iPad Mini legt in allen Bereichen zu. Außer in der Größe.
Mit dem iPad Mini 6 hat Apple sein Mini-Tablet neu erfunden.
Mit dem iPad Mini 6 hat Apple sein Mini-Tablet neu erfunden.
Foto: André Martin

Mehr als einmal gab es in der Vergangenheit Abgesänge auf Apples kleinstes Tablet, auch diesmal hatten die Auguren es nicht konkret auf dem Schirm. Viele Leaker sahen es in einem späteren Event oder gar erst 2022 auf uns zukommen, doch Apple hatte anderes vor.

Neues Design

Nun liegt uns die sechste Generation des iPad Mini vor und es ist ein ganz neues Gerät. Die Designsprache folgt der der Pro-Modelle respektive des aktuellen iPad Air oder iPhone. Vorbei ist es mit den sanften nach hinten verlaufenden Rundungen, kantiges Design ist angesagt und das hat Folgen. Die Handlichkeit leidet nicht darunter – im Gegenteil.

In puncto Höhe und Breite ist Modell 6 sogar etwas kleiner geworden, dadurch lässt es sich noch besser mit einer Hand halten. Die Hometaste ist Geschichte, der Touch-ID-Sensor wandert in die Screenlock-Taste an die Oberkante, genau wie beim iPad Air. Da das iPad Mini nun den Apple Pencil der 2. Generation unterstützt, der magnetisch an der rechten Seite haftet, mussten auch die Lautstärketasten auf die Oberkante ausweichen.

Das wiederum hat Konsequenzen im Detail, an die Apple allerdings wohlweislich gedacht hat. Die Tastenbelegung der Lautstärketasten ändert sich, je nachdem wie man das iPad hält. Im Portrait-Modus (hochkant) sorgt immer die rechts liegende Taste dafür, dass der Ton lauter wird, auch wenn man das iPad auf dem Kopf hält, die Tasten sich also unten befinden. Es bleibt die rechte Taste. Im Querformat ist es dann stets die obere Taste, die den Ton lauter stellt. Ein nettes Detail, das man intuitiv sofort kapiert.

Der Touch-ID-Sensor wandert wie beim aktuellen iPad Air an den oberen Rand des Gehäuses und wird deutlich kleiner.
Der Touch-ID-Sensor wandert wie beim aktuellen iPad Air an den oberen Rand des Gehäuses und wird deutlich kleiner.
Foto: Apple

Der Fingerabdrucksensor arbeitete im Test genauso zuverlässig wie beim iPad Air oder beim alten iPad Mini, bei dem der Sensor noch im Homebutton Platz findet. Die Sensorgröße hat offensichtlich keinen signifikanten Einfluss auf die Erkennungsrate. Das zeigt, dass Apple den Sensor ausentwickelt hat, viel besser geht das nicht mehr. Lediglich Face-ID arbeitet noch intuitiver, doch darauf müssen iPad-Mini-Fans weiterhin warten.

Neues Display

Das Display hat Apple radikal geändert. Es bleibt zwar ein LCD-Panel (kein OLED oder gar Mini-LED), aber damit es fast die komplette Vorderseite bedecken kann, musste Apple das Seitenverhältnis ändern. Zum ersten Mal in der Geschichte des iPad Mini bekommt das Panel ein Seitenverhältnis von annähernd 3:2. Alle bisherigen Modelle kamen im traditionellen Format von 4:3. Tatsächlich verfügt die kurze Displayseite sogar über weniger Pixel (1488 statt 1536), das hat für manche Apps unerwartete Folgen. Tik Tok beispielsweise dreht seinen Bildschirm nicht mehr ins Querformat mit, was auf dem iPad Mini 5 noch funktioniert.

Die lange Seite bekommt allerdings deutlich mehr Pixel(2266 statt 2048). Insgesamt verfügt das iPad Mini 6 dadurch über etwa 226.000 Pixel mehr als der Vorgänger. Das breitere Querformat dürfte vor allem beim Anschauen von Kinofilmen Vorteile bringen, denn die schwarzen Balken am oberen und unteren Rand werden schmaler.

Der Farbraum des iPad Mini 6 (farbiger Körper) soll den P3-Standard erreichen, genau wie der Vorgänger. Im Test sind die Unterschiede zum Modell 5 tatsächlich nur marginal (transparenter Körper).
Der Farbraum des iPad Mini 6 (farbiger Körper) soll den P3-Standard erreichen, genau wie der Vorgänger. Im Test sind die Unterschiede zum Modell 5 tatsächlich nur marginal (transparenter Körper).

Der Farbraum (P3) bleibt laut Apple unverändert und unsere Messungen bestätigen das. Die Helligkeit soll bei 500 cd/qm liegen, ebenso unverändert zum Vorgänger, doch unsere Messung zeigt nur knapp 400 cd/qm. Entweder schummelt Apple hier ein wenig oder die maximale Helligkeit lässt sich nicht durch manuelles Einstellen, sondern nur über den Helligkeitssensor erreichen. Da auch der Schwarzwert etwas besser ist, steigt das Kontrastverhältnis auf über 1200:1. Das sind zwar nicht die Traumwerte von OLED-Displays, dennoch wirkt das Bild etwas knackiger und die natürlicher als beim iPad Mini 5.

Ach ja: Die abgerundeten Ecken werden nicht per Software dargestellt, sie sind fest in der Panelform verankert. Ein echtes rechteckiges Bild ohne die runden Ecken lässt sich also nicht erreichen.

Stereolautsprecher – endlich

Ein deutlicher Schritt nach vorn sind die integrierten Stereolautsprecher. Endlich kommt der Ton nicht mehr nur aus einer Seite, was vor allem bei Spielen und beim Videoschauen ein Genuss ist. Die Klangqualität an sich hat sich jedoch nicht wesentlich verbessert. Im unteren Frequenzbereich (Bässe) fehlt es nach wie vor an Substanz. Dennoch: Stereo ist schon ein enormer Fortschritt und im Test hatten wir jede Menge Spaß in Youtube, Netflix und Co.

5G und WiFi 6

Mehr Speed gibt es bei den drahtlosen Datenverbindungen. Das WLAN-Modul arbeitet nun nach dem WiFi-6-Standard und die Cellular-Version beherrscht nun den 5G-Standard, allerdings nicht mit den gleichen Möglichkeiten des iPad Pro, denn das sogenannte Millimeter-Wave-Frequenzband (mmWave: über 24 GHz) wird beim iPad Mini nicht unterstützt. Die volle 5G-Kapazität lässt sich also nicht ausreizen. Das ist derzeit jedoch sowieso rein akademischer Natur, weil sich in Deutschland der 5G-Ausbau derzeit lediglich auf die Frequenzbänder von unter 6 GHz beschränkt. mmWave ist hierzulande also noch kein Thema.

Mehr Möglichkeiten mit USB-C

Auch DSLR-Kameras lassen sich nun dank USB-C ohne zusätzlichen Adapter anschließen.
Auch DSLR-Kameras lassen sich nun dank USB-C ohne zusätzlichen Adapter anschließen.
Foto: Apple

Apples Lightning-Port verliert wieder einen Kunden. Nach den Pro-Modellen und dem iPad Air wechselt nun auch das iPad Mini auf den USB-C-Standard. Ja, das Klagelied ist bekannt, wieder neue Kabel kaufen, aber die Vorteile liegen auf der Hand. Einerseits sind USB-C-Kabel deutlich günstiger und die Übertragungsgeschwindigkeiten drastisch höher, als sie mit Lightning möglich wären. Gerade beim Übertragen von Fotos einer Digitalkamera kommt das durchaus zum Tragen. Wir testen es mit dem Import von 32 GB Videos aus einer Dashcam von einem USB-3.0-Stick. In etwa fünf Minuten landen alle 125 Videos in der Fotos App. Das ist beeindruckend, denn auf dem iPad Mini 5 dauert der Vorgang etwa fünfmal so lange!

USB-C ermöglicht zudem eine Menge an externem Zubehör, das mit Lightning nicht so einfach möglich wäre. Wir testen erfolgreich eine USB-C-Dockingstation, die sowohl Gigabit-Ethernet, als auch weitere USB-Ports (Typ A) und einen HDMI-Ausgang bereitstellt. Selbst dieser arbeitet auf Anhieb einwandfrei und überträgt das Bild des iPad Mini auf einen angeschlossenen 24-Zoll-Monitor. Klasse! Auch ein externer USB-D/A-Wandler von Helm funktioniert einwandfrei. Damit kann man Lossless- und HiRes-Audiodateien beispielsweise aus Apple Music in voller Qualität genießen. Dadurch fällt eine unschöne Sache nicht mehr so ins Gewicht, denn Apple verzichtet nun auf den 3,5-mm-Kopfhörerausgang! Ohne zusätzlichen USB-Adapter kann man also keine kabelgebundenen Kopfhörer mehr betreiben.

Bessere Kameras

Neu sind auch die integrierten Kameras. Beide arbeiten nun mit einem 12-Megapixel-Sensor. Auf der Rückseite kommt ein True-Tone-Blitz bei schlechten Lichtverhältnissen zum Einsatz. Auch das ist ein First, denn einen Blitz gab es im iPad Mini noch nie. Im Test zeigte sich, dass der Blitz durchaus für deutlich bessere Fotos in Low-Light-Situationen sorgt. Auch wenn man zum Fotografieren nach wie vor lieber ein iPhone als ein iPad nehmen sollte. Allein wegen der besseren Handlichkeit.

Die Kamera auf der Rückseite bekommt einen Blitz zur Seite gestellt. Der macht in ungünstigen Licht-Situationen einen guten Job.
Die Kamera auf der Rückseite bekommt einen Blitz zur Seite gestellt. Der macht in ungünstigen Licht-Situationen einen guten Job.
Foto: Apple

Ein richtiger Sprung nach vorn ist jedoch die Kamera auf der Frontseite, nicht nur wegen der höheren Auflösung, sondern vor allem wegen des Ultraweitwinkel-Objektivs. Damit funktioniert Apples automatisches Nachfolgesystem „Centerstage“ nun auch auf dem iPad Mini. In der Praxis ist das für Videokonferenzen ein enormer Vorteil, man muss sich nicht mehr um den passenden Bildausschnitt kümmern, das erledigt Centerstage in den meisten Fällen ganz großartig. Was kaum jemand weiß: Das Ultraweitwinkel lässt sich auch beim Fotografieren nutzen. Selfies mit viel Umgebung werden damit zu Kinderspiel.

CPU wie im iPhone 13: A15 Bionic

Ja, auch die CPU/GPU ist wichtig, selbst wenn das bisherige iPad in der Praxis eigentlich nie wirklich langsam erschien. Apple steigt im Modell 6 nun auf die beste aktuelle A15-CPU auf, die auch im iPhone 13 zum Einsatz kommt. Erstaunlich: Man hat sich für die Version mit 5 (statt 4) Grafikkernen entschieden. Zusammen mit der etwas besseren Wärmeableitung dürfte das iPad Mini sogar eine bessere CPU/GPU-Leistung zeigen, als das iPhone 13 Pro.

Unsere Messungen bescheinigen dem iPad Mini 6 gegenüber dem Vormodell eine CPU-Leistungssteigerung zwischen 20 und 64 Prozent und eine Verbesserung der Grafikleistung um bis zu 72 Prozent.

Uns interessiert in diesem Zusammenhang besonders das Thermal Throttling (thermisches Drosseln der CPU-Leistung bei Überhitzung). Dazu setzen wir das spezielle Tool „ APSI Bench“ ein. Hiermit zeigt sich, dass das Modell 6 gegenüber dem Vorgänger die CPU-Leistung zwar schon früher drosselt (nach circa 6 Minuten, statt 11 Minuten beim iPad Mini 5) aber dann auf einem höheren Leistungsniveau bleibt (bei 83 Prozent gegenüber 78 Prozent beim iPad Mini 5). Insgesamt liefert das iPad Mini 6 dadurch auch über einen längeren Volllast-Zeitraum gesehen mehr Leistung als der Vorgänger.

Akkulaufzeit

Apple behauptet, dass die Akkulaufzeit trotzen größerem, Display und deutlich mehr CPU Leistung unverändert bei zehn Stunden liegt. Das messen wir nach. In unserem Worst-Case-Szenario, beim Abspielen von Videos mit voll aufgedrehter Helligkeit, geht dem iPad Mini 6 nach sechseinhalb Stunden der Saft aus. Das ist dennoch ein guter Wert und etwa 40 Minuten länger als beim iPad Mini 5. Unser Web-Surftest ruft per WLAN verschiedene Webseiten aus dem Internet ab, die Helligkeit steht hierbei auf 50 Prozent. Mit 9:47 Std:Min liegt dieser Test schon deutlich näher an den versprochenen zehn Stunden und satte 100 Minuten mehr als beim Vorgänger. Gut gemacht, Apple!

Fazit

Ja, das ist ein echter Fortschritt. Das neue iPad Mini legt in quasi jeder Disziplin eine Schippe drauf und es wirkt dank modernisiertem Design fit für die Zukunft. Fans des Mini-Formats sollten diesen Generationswechsel trotz der höheren Preise auf jeden Fall mitgehen. Es lohnt sich! (Macwelt)

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